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Anmerkung: Das da unten sind alte Comic-Besprechungen die im Comic Fanzine 'Plop' erschienen. Die meisten sind von Andreas Alt ('aa') verfasst. Natürlich sind die Angaben nicht mehr gütig, Hefte vergriffen, Zeichner umgezogen, Währung geändert etc. Aber für den einen oder anderen vielleicht ganz interessant hier zu schmökern...

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Plop 57
Besprechungen





Fanzines von einzelnen Autoren


Anja & Joy - Der Sprung ins 21. Jahrhundert. 44 Seiten, s/w, DIN A 5, 3 Mark + 1,50 Mark Porto.
Anja und Thorsten Schmidt, Osterfeldstrasse 3 A, 32457 Porta Westfalica
Dank Anja & Joy wissen wir, wie Comiczeichner vorher über das mysteriöse Jahr 2000 gedacht haben. Elf Leute haben sich an dieser Anthologie beteiligt. Die Grundstimmung schwankt zwischen Sarkasmus ("In der Zukunft wird alles so wie heute sein, nur anders") und Beklommenheit ("Ehrlich gesagt, ich hoffe, es ändert sich nicht allzu viel"). Noch nichts gesehen hatte ich bisher von dem Berliner "Whitemask" Wollerstein, der mit seinen Illustrationen eine technokratische Zukunft entwirft. Diana R. Sassé lässt dagegen das vergangene Jahrhundert noch einmal Revue passieren, um damit dann die Rechnung aufzumachen, ob das neue Jahrtausend nun tatsächlich am 1. 1. 2000 beginnt oder erst am 1. 1. 2001. Thorsten ("Joy") Schmidt dagegen überblickt statt dem vergangenen Jahrhundert die Jahrzehnte seines eigenen Lebens, das er in grosser Offenheit in 63 Bildern nacherzählt. Für mich der beste Beitrag dieses wieder einmal sehr ungewöhnlichen, gehaltvollen Anja & Joy-Magazins. aa



Claudia Bernhardt - Traummixer. Ca. 40 Seiten, s/w mit blauem Cover, 14,5 mal 10,5 Zentimeter.
Claudia Bernhardt, Freibergerstrasse 66, 59558 Lippstadt
Claudia Bernhardt befindet sich zur Zeit offenbar in Afrika, um da ihr Illustrations-Diplom zu machen, wie dem Vorwort zu entnehmen ist. Dieser zehnte Mixer, diesmal im handlichen Postkartenformat, soll fürs erste der letzte sein, aber nicht deshalb, sondern weil es die Herausgeberin immer noch wurmt, dass es in Österreich bereits ein Magazin namens "Mixer" gibt. Dabei ist "Mixer" wirklich der ideale Titel für Claudias Projekt. Das Thema "Traum" war die Vorgabe für die Mitwirkenden und vermutlich auch das Format, und die Ergebnisse wurden zu einem hübschen Heftchen verrührt. Wie die Teilnehmer ihre Träume ins Bild gesetzt oder - zu einem geringeren Teil - in Texte umgesetzt haben, lässt sich meist ganz gut nachvollziehen, und daher kann ich mit diesem Mixer auch mehr anfangen als mit den Vorgängerausgaben. Aber ein paar Rätselaufgaben sind schon auch wieder dabei. Ich bedaure, dass dieses Projekt nun erstmal unterbrochen ist. Hoffentlich macht Claudia weiter, wenn sie aus Afrika zurück ist. Vielleicht schreibt sie ja dann "Mixer" in Kisuaheli aufs Cover. aa



Benjamin Brandt - Samstag. 16 Seiten, s/w, DIN A 7.
Benjamin Brandt, Schubertstrasse 36, 99423 Weimar
Diese Besprechung wäre schon in der vorigen Ausgabe fällig gewesen, aber dieses winzige Heft ist irgendwie durch die Ritze gefallen. Schade drum, denn die kleine Geschichte vom Sportschau-Zuschauer, der sich für den dazwischengeblendeten Krieg im TV nicht interessiert und den Krieg vor der Haustür nicht wahrnimmt, ist ganz pfiffig. Der Band ist also nicht nur für Sammler ausgefallener Formate interessant. Leider kann Benjamin Brandt zur Zeit keine Bestellungen entgegennehmen (siehe oben). aa




Andreas Eickenroth - Chez Kiosk # 1 . 36 Seiten, s/w mit Farbcover, Din A 5, 5,90 Mark. Kainsmal Verlag,
Andreas Eickenroth, Am Eichelbaum 39, 35396 Giessen
Die Giessener, die ihr Kostenlos-Magazin Kainsmal schon mehrfach umgestaltet haben, experimentieren fleissig weiter. Jetzt bringen sie ein Heft unter der Dachmarke Kainsmal heraus, das allein von einem Mitarbeiter gestaltet ist und einer Stripserie entspricht. "Chez Kiosk" trifft ein notorischer Säufer auf den Kioskbetreiber, und dann werden aus dem Bestellen, aus dem Austrinken, aus dem Delirieren immer wieder Gags destilliert (das Wort passt hier). Das Heft ist wie eine Comedy im Privatfernsehen: Manche Gags sind echt witzig, andere aber auch ziemliche Rohrkrepierer. Kostprobe: "Moin, ich hätt' gern n Bier. - Noch eins! - Un' noch eins! - Hähä, nur noch vier Stück, und's Pfand reicht für noch eins." aa





Andreas Fecke - Moe # 1. 32 Seiten, s/w, DIN A 5, 3 Mark. Stones # 5. 20 Seiten, s/w, DIN A 5, 2 Mark.
Andreas Fecke, Garfelner Strasse 41, 59558 Lippstadt
Zum neuen Stones-Band muss nicht mehr viel gesagt werden - wie immer ziemlich lustige Strips mit Spielfiguren als Hauptdarstellern. Moe ist anders. Hier pflegt Andreas Fecke einen sprachlosen Humor, der dann auch ganz anders funktioniert. Dabei werden die physikalischen Gesetze ausser Kraft gesetzt: Fische schwimmen durch die Luft, ein Wasserfall wird durch Fingerzeig umgeleitet, erhitzte Steine fliegen, eignen sich aber immer noch, um darauf zu gehen und so fort. Kostproben der Moe-Welt sind im vergangenen und in diesem PLOP zu sehen. Die kurzen Comics im vorliegenden Band sind allerdings pointierter und damit witziger als die lange Geschichte, die weiter hinten in diesem PLOP zu finden ist. aa



Andreas Fecke -Flusen! 12 Seiten, s/w mit Farbcover, DIN A 6.
Andreas Fecke, Garfelner Strasse 41, 59558 Lipp-stadt
Vermutlich erwacht alles, was Andreas Fecke in seiner Umgebung so sieht, unter seinem Spezialblick zum Leben, und zwar zu einem lustigen Leben. Neulich schien womöglich einmal die Sonne in sein Fenster, und in den Lichtstrahlen tanzten plötzlich viele kleine Staubpartikel durch die Luft. Diese Mikro-Welt ist wie geschaffen für eine Stripserie, därfte Andreas sich gesagt haben. Er hat sie jedenfalls gezeichnet. Diese Flusen reiten auf Sonnenstrahlen, unterhalten sich über das Leben nach dem Tod, treffen sich mit Katzenhaaren und Staubkörnern und nehmen sich vor Handfegern und Staubsaugern in acht. Hinreissend. aa



Klaus N. Frick - Sabberheinz # 2. 8 Seiten, s/w, DIN A 5.
Klaus N. Frick, Hirschstraße 63, 76133 Karlsruhe.
Einerseits weiß man, daß die Fanzines von Klaus N. Frick ziemlich selten erscheinen. Andererseits gibt er eine ganze Menge von ihnen heraus. Der Sabberheinz ist das jüngste von ihnen, und möglicherweise ist dieses Magazin gerade deshalb gegründet worden, weil Klaus etwas gegen die langen Pausen zwischen zwei Ausgaben Enpunkt oder Sagittarius tun wollte. Sabberheinz ist ein absoluter Schnellschuß - bloß acht Seiten Text, einfach zusammengefaltet. Drin finden sich eine Menge Nachrichten und Meinungen aus dem SF-Fandom, und weil in der neuen Ausgabe ein Hinweis auf PLOP drin war, möchte ich hiermit auch auf den Sabberheinz hinweisen. aa



Max Jähling - Reception Man # 0. 28 Seiten, s/w, DIN A 5, 3 Mark.
Max Jähling, Bremerhavener Straße 65, 28217 Bremen
Jahrelang hat Max Vähling an seinem Superheldenkonzept herumgebastelt und gefeilt; das ging vermutlich schon vor dem Heftchenboom los. Jetzt beginnt er, die obligatorische Origin-Story zu veröffentlichen: Broder Bartz arbeitet am Empfang eines Radiosenders. Als er auf dem Funkturm herumklettert, bekommt er einen elektrischen Schlag und wird zum Reception Man. Der Name läßt sich sowohl auf den Ziviljob als auch auf die Super-Existenz beziehen. In dem Comic stecken eine Menge Ideen; die ganze Ent-stehungsgeschichte wird flott und elliptisch erzählt - vermutlich verbergen sich dahinter etliche frühere Ver-sionen, die schließlich im Papierkorb landeten. Vage bleibt, welche besonderen Kräfte Reception Man überhaupt hat, abgesehen davon, daß er ein wandelndes Radio ist. Aber wie kann man mit dieser Gabe wohl das Böse bekämpfen? Vielleicht interessiert das den Künstler gar nicht so sehr, denn er erzählt mit einiger ironischer Distanz. Das ganze Marvel- und DC-Universum nimmt er aufs Korn. Überraschend, daß man keine direkten Vorbilder erkennen kann. Die Erzählweise ist sehr unamerikanisch und Vählings Zeichenstil eigenständig. Sein Hang zum Stricheln erinnert vielleicht am ehesten an Gene Colan, aber an den Dracula-Colan. Auf den ersten Blick wirkt die Gra-fik überhaupt etwas unausgereift. Aber bei genauerem Hinsehen sieht man überall durchdachte Perspektiven, raffinierte Licht-Schatten-Wirkungen und ausdrucksvolle Gesichter. Nur etwas unsauber ist sein Stil halt. aa



Hanne Leese - Auch Leichen haben Feierabend. 40 Seiten, s/w mit Farbcover, DIN A 5, 5,90 Mark. Fake Press, Andreas Heinze, Schultheißstraße 13, 46047 Oberhausen
Zwei Frauen stellen einen Sittenstrolch, der sie schon länger mit anonymen Anrufen und Briefen belästigt hat. Dabei kommt der unglücklich zu Tode. Die Leiche wird notdürftig versteckt, kommt aber wenig später unter ungeklärten Umständen abhanden und taucht bei Marco wieder auf, der den Toten gekannt hat: es war sein Mathelehrer. Inzwischen ist auch die Polizei, die offenbar über hellseherische Fähigkeiten verfügt, dem Toten auf der Spur. Ein Kommissar findet am Ende die Leiche, aber die Umstände des Todes haben sich inzwischen in den chaotischen Windungen der Story verloren. Tatsächlich ist diese Geschichte verworrener als jeder Agatha Christie-Krimi, aber ich habe sie trotzdem gern gelesen, weil die Autorin und Zeichnerin nicht Altbekanntes zum hundertsten Mal variiert, sondern mit individuellen Charakteren die Geschichte zu erzählen versucht, die in dieser Konstellation drinsteckt. Vielleicht wäre sie etwas plausibler geraten, wenn sie auf Albumlänge ausgedehnt worden wäre (der Comic allein umfaßt 33 Seiten). Aber so ein Album muß ja auch erst mal gezeichnet werden. Die Zeichnungen, die an den italienischen "Diabolik" erinnern, sind trotz gelegentlicher Schwächen ausdrucksvoll und von konstanter Qualität. Von Hanne Leeses nächstem Comic verspreche ich mir einiges. aa



Michael Machner - Tränen & Tropfen. 20 Seiten, s/w, DIN A 5, 3 Mark.
Michael Machner, Falkenweg 4, Karben
Es geht ums Weinen und um Traurigsein und Fröhlichsein, die Gefühlsregungen, die von Tränen symbolisiert werden. Aber wohl nur Michael Machner kann aus diesem Thema Erkenntnisse wie diese herausholen: "Eine Trauerfeier, die nicht traurig ist, ist traurig." oder: "Möchtest du ein Lächeln zurückbekommen, nimm ein Bumeranglächeln." Er hat wieder einen Blumenstrauß von Strips zu einem wunderbaren kleinen Heft zusammengefaßt. Nur wenige Cartoonisten erreichen einen so individuellen Ausdruck; Michaels Strips würde ich überall erkennen. aa



Alexander Pavlenko - Die finsteren Seiten. 40 Seiten, s/w mit Farbcover, DIN A 5, 5,90 Mark. Fake Press,
Andreas Heinze, Schultheißstraße 13, 46047 Oberhausen
Wer schon ein paar Ausgaben von PLOP gelesen hat, dem ist Alexander Pavlenko kein Unbekannter. Die Leser waren stets von seiner Grafik beeindruckt; über den Inhalt seiner Stories waren die Meinungen geteilt. Bei diesem Band, der drei Comics vereint, komme ich zum gleichen Befund. Alexander zeichnet souverän und ausgesprochen ausdrucksvoll; jede Seite ist eine Augenweide. Was ich von den Geschichten halten soll, weiß ich nicht so recht. Die mittlere Story, "Der Ausweg", ist ganz raffiniert: es ist der eigentlich bekannte SF-Topos von der hermetischen Stadt und einer Heldin, welche sich nach der freien Natur in der Außenwelt sehnt. Ein Scout zeigt ihr den Weg nach draußen - dort findet sie nur Unwirtlichkeit und verbrauchtes Land. Das ist aber das Bild, das sie zu sehen bekommen soll. Der Eröffner, "Duck! You Sucker. The Night Walk" ist eine üble Gewaltorgie, die auch für Alexander nur eine Fingerübung gewesen sein dürfte. Und die dritte Geschichte, "Kriminal-Tango", habe ich auch nach mehrmaligem Lesen nicht kapiert. aa



Tim Posern - Rosa Elefanten und weiße Mäuse # 4. Gesichter des Todes. 56 Seiten, s/w mit Farbcover, DIN A 4, 8 Mark.
Tim Posern, Torstraße 25, 10119 Berlin
Ein leicht angepunktes Magazin, das aber vor allem einen Haufen Cartoons und Comics ausschließlich von Tim Posern bringt. Der ist ein ganz eleganter und auch vielseitiger Zeichner. Die Grafik gefällt mir ehrlich gesagt besser als das allgemeine Witzniveau. Der Titel "Gesichter des Todes" weist zwar auf einige schwarzhumorige Stücke hin, aber ein roter Faden fehlt in dem Band. Ich weiß nicht, ob man bei einem solchen Werk überhaupt eine durchgehende Linie verlangen sollte, aber jedenfalls gibt es hier ein Sammelsurium von teilweise im weiteren Sinne politischen Karikaturen, an aktuellen Ereignissen wie dem Bahn-unglück von Eschede aufgehängten Cartoons, Comic-parodien, rein optischer Gags und Scherzen, die sich nicht so recht zuordnen lassen. Nicht völlig überzeugend, aber immerhin eine reichhaltige Fundgrube. aa



Ulf Salzmann - Nichts für ungut. Sonderausgabe: Tausend Jahre Goethe. 48 Seiten, s/w, DIN A 5.
Ulf Salzmann, Torweg 3, 99423 Weimar      email
Eine geballte Ladung höheren Blödsinns, zusammengetragen von einer kleinen Gruppe von Studenten, die einander offenbar gut kennen und daher Comics produzieren, die sehr gut zueinander passen, ohne daß die Sache eintönig wird. Absurde Gags, wie in diesem Heft gepflegt, lassen sich nicht gut referieren. Deshalb muß der Hinweis genügen, daß sich die Mitarbeiter nicht einen Moment lang auf Kalauerebene herabbegeben. aa



Matthias Schenk - Sinnlos Comix # 3 (Juni 1999). 60 Seiten, s/w mit Farbcover, DIN A 5, 3 Mark.
Sinnlos Comix, Matthias Schenk, Uranusstraße 33, 04205 Leipzig      email
Das Heft startet gleich kühn mit einer düsteren Zukunftsvision, in der ein Verlag namens "Sehr extrem erfolgreiche Produkte" alle übrigen einschließlich Time-Warner und Bertelsmann aufgekauft hat und die Comiclandschaft sehr öde geworden ist. Glücklicherweise kann aber Sinnlos Comix wieder herausgebracht werden, und das Magazin nimmt die Rolle des unbeugsamen gallischen Dorfs ein. Die Sinnlos-Leute haben sich ihre Frische und Begeisterung bewahrt, und zudem haben sie jetzt auch noch Schwarwel, P.M. Hoffmann und Ralf Paul (via Interview) im Heft. Wenn auch noch lange nicht alles perfekt ist, haben die Leipziger doch noch immer die richtige Einstellung. aa



Wittek / Oliver Ferreira - Comiczeichner sind # 2. 52 Seiten, s/w mit Farbcover, DIN A 5, 6 Mark
Wittek, Schulweg 29, 20259 Hamburg
Comiczeichner sind schon ein seltsames Völkchen. Ihre auffälligsten Eigenheiten hat Wittek bereits in seinem Heft "Comiczeichner sind" # 1 gezeigt. Teile davon wurden übrigens auch im Magazin "Rraah!" abgedruckt. Heft 1 hat Wittek noch allein fertiggestellt, die Hälfte der Num-mer 2 bestritten diesmal Oliver Ferreira und weitere Gastzeichner. Wittek schildert die Produktionsweise im Vorwort folgendermaßen: "Olli hat die Eigenschaften für mich, ich für ihn festgelegt, und wir haben dann unsere eigene Sicht der je-weiligen Eigenschaft gezeichnet." Es war eine fruchtbare Zusammenarbeit; Band 2 gefällt mir noch besser als die Nummer 1. Vermehrt werden mehrseitige Geschichten mit dem Thema in Zusammenhang gebracht und nicht nur Strips oder Einzelbilder. Zeichnerisch ist alles recht minimalistisch gehalten. Aber das ist trotzdem um Klassen besser als das meiste, was sonst so in Fanzines geboten wird. Hier sind einfach zwei Genies am Werk, deren Veröffentlichungen zum Pflichtprogramm jedes Comicfans gehören. Jo84





Fanzine Anthologien






cOMIc # 39 und 40. Je 28 Seiten, s/w mit grünem/rotem Umschlag, DIN A 5, im Tausch gegen Beiträge oder andere Fanzines.
Gerd Bonau, Gabelsberger Straße 14, 24148 Kiel
In letzter Zeit überrascht mich Gerd immer mit seinen sehr knappen, aber informativen Artikeln, meist aus dem Bereich der amerikanischen Superheldencomics des Silver Age. Eine in meinen Augen besonders kuriose Geschichte hat er in seiner Jubiläumsausgabe 40 ausgegraben: Er stellt den Comiczeichner Kenneth Landau vor, der in den 50er Jahren an einer Grusel-serie namens "Out of the Night" mitwirkte. Der gute Mann nannte sich später Martin Landau, ging zum Film und dann zum Fernsehen und ist den meisten von uns vermutlich bekannt als Commander Koenig aus "Mondbasis Alpha 1". Der Clou an der Sache ist, daß Landau damit selbst zur Comicfigur wurde, denn von "Mondbasis" gab es natürlich eine Comicversion (hierzulande in Zack abgedruckt). Hiermit habe ich allerdings praktisch den gesamten Inhalt des Artikels referiert, und ich weiß wieder mal nicht, ob Gerd nicht mehr Informationen hatte oder ob er einfach einen längeren Artikel in seinem Magazin unschicklich gefunden hätte. Mit der Jubiläumsnummer 40 besteht cOMIc zugleich zehn Jahre - herzlichen Glückwunsch! Man sieht, daß Gerd es geschafft hat, regelmäßig vier Ausgaben pro Jahr herauszubringen. Bei PLOP liegt der Durchschnitt dagegen schon ein wenig unter drei Ausgaben jährlich. Also wegen mir mag Gerd mich ruhig bald überholen. Ich habe zwar in den vergangenen Jahren eher an cOMIc rumgenörgelt, weil sich nach der anfänglichen Faszination eben ein Gewöhnungseffekt eingestellt hat, aber grundsätzlich muß schon mal festgehalten werden, daß cOMIc ein sehr sorgfältig gemachtes Fanzine ist mit vielen guten Mitarbeitern (zum Beispiel Manfred Lafrentz, Oliver Ferreira, Olaf Bathke, Bernd Teuber und vielen Leuten, die wir auch durch PLOP kennen) und - ja, ohne cOMIc würde uns was fehlen in unserer Fanzinelandschaft. aa






Epidermophytie # 6. 44 Seiten, s/w mit Farbcover, DIN A 4.
Epidermophytie in wort und bild, Prenzlauer Allee 86 E, 10405 Berlin.      email
Superhelden sind zum Lachen: grotesk gekleidet, spießig und dumm-pathetisch, vielleicht sogar verlogen (würde jemand, der mehr kann als wir Normalos, seine Fähigkeiten wirklich zu unser aller Nutz und Frommen einsetzen?). Kein Wunder also, daß diese Ausgabe, die ganz dem Thema Superhelden gewidmet ist, die bisher lustigste geworden ist. Allzu lange gelacht habe ich allerdings nicht, wenn ich da mitverfolgte, wie Superhelden in Polizeikontrollen geraten oder gar vor Gericht stehen, weil ihnen beim Weltrettungseinsatz ein Unfall passiert ist, oder wenn ein deprimierter Superman mit Kryptonit Selbstmord begeht oder gar ein brillentragender Computerfreak virtuell Superheld spielt. Da werden eben nur die Klischees bedient, und wenn es keine andere Möglichkeit gäbe, sich über Superhelden lustig zu machen, würde ich eher dafür plädieren, es bleiben zu lassen. Superheldenparodien werden vermutlich besser, wenn sie eigentlich durch Sympathie für dieses Genre motiviert sind. Am besten im vorliegenden Band hat mir jedenfalls die ziemlich durchgeknallte Story "Heroes of the Western World" von Marco Funke gefallen, in der es - tja, um Western geht. Ganz nett ist auch noch "Super Hasi" von Mawil, wo ein wirklich komisches Personal aufgefahren wird. Natürlich ist wieder alles zeimlich gut gezeichnet, und der Band es schon wert, in die Fanzinesammlung eingereiht zu werden. aa





Kainsmal # 8. 36 Seiten, s/w mit Farbumschlag, gratis.
Kainsmal, c/o Andreas Eickenroth, Am Eichelbaum 39, 35390 Gießen
Das neue Kainsmal macht einen verdammt guten Eindruck und ist dabei sogar noch umsonst. Besonders angetan hat es mir Rossi mit seinen Gary Larson-mäßigen Cartoons. Aber auch Gastzeichner Rafa bringt seine Gesellschaftskritik auf den Punkt. Insgesamt gibt es viele relativ kleine Beiträge, die uns auf ein bis zwei Seiten jeweils mit gewagten Thesen ("Wie die Alpen entstanden") oder lustigen Cartoons erheitern. Noch positiver fiel mir auf, daß im Vergleich zu anderen Umsonstheften nur wenig Werbung vorhanden ist. Wie machen die das? Egal, Hauptsache, sie machen weiter. Jo84





Koma Comix # 23. 40 Seiten, s/w mit Farbcover, Comic-bookformat, 5 Mark.
Weißblech Comics, An der Landstraße 5, 23758 Kükelühn
Wie gewohnt erzählt Levin Kurio aus dem Leben seines Alter Ego Quevis. Wie immer geht's dabei um Saufen, Weiber flachlegen und alles andere, was den typischen Grenzdebilen und vorpubertären Comicleser interessiert. Und wie immer macht es Spaß, sich diesen hanebüchenen Trash reinzuziehen. Höhepunkt ist Levin Kurios erste autobiografische Geschichte (er zeichnet sich etwas anders als Quevis), in der man erfährt, daß seine erste Freundin "voll nymphomanisch war, und auch sonst tickte sie nicht ganz richtig"... Ansonsten beschreibt Quevis, wie er heutzutage versucht, Frauen flachzulegen, was er von Kürbissuppe hält, wie er Sonntage verbringt und so weiter. Dope-o-tector, der Beschützer des Weltdopes, wird vorgestellt, und es gibt eine Haschplantage zum Selberbasteln. Alles in allem ist die Ausgabe wieder ein absolutes Muß. Jo84



Kreativo # 29 (Dezember 1999). 28 Seiten, s/w, DIN A 5, 1 Mark + 1,50 Mark Porto.
Kreativo-Pro-jekt, Birke, Postfach 2022, 58470 Lüdenscheid
Schade, daß Birke nicht mehr so viel von sich erzählt, denn so wird Kreativo zu einem Sammelsurium von Illustrationen, Gedichten und Rezensionen ohne roten Faden. Die Beiträge - unter anderem vertreten: Oliver Ferreira, Gregor Beckmann, Jo84 und Birkes Bruder Cat - verstreut sie allerdings immer noch reizvoll locker im Heft. Einziger Comic ist diesmal ein Onepager von Joy, ein Weihnachtsalptraum des Nikolaus. Schön fand ich die Illustrationen von Michaela K. Interessant zudem der Fragebogen von Gerd Bonau ("cOMIc") - selten hat man so viele zusammenhängende Sätze von ihm gelesen. aa


Napartheid # 27. 52 Seiten, s/w mit Farbcover, DIN A 4 (mit Fanxinoteka katalogoa, 92 Seiten, Farbcover, 29 mal 16 Zentimeter), 300 Peseten.
Napartheid, Martzelo Zelaieta karrika, 75.AA1 aretoa, 31.014 Irunea
Gleich bei unserem ersten Kontakt vor inzwischen auch schon ein paar Jahren haben mir die Basken etwas von ihrer großen Fanxinoteka erzählt. Ich wußte nie so genau: Gibt's die schon? Ist die erst geplant? Was ist das eigentlich? Vielleicht nur ein billiger Vorwand, um gratis meine PLOPs abzugreifen? Aber die neueste Ausgabe kommt zusammen mit einem dicken Katalog, der alle Erwerbungen der Fanzinothek der Jahre 1994 bis 99 zeigt, immer 20 Fanzines pro Seite, 72 Seiten lang. Das sind knapp 1500 Magazine (das heißt: Titel; von jedem Titel dürften schätzungsweise durchschnittlich zwei bis drei verschiedene Aus-gaben vorrätig sein) aus 52 Ländern in 25 Sprachen - hier bediene ich mich der Statistik aus dem Katalog -, und nur zum Teil handelt es sich um Comicfanzines. Eine faszinierende Sammlung, welche die Fanzino-thekare selbst im Vorwort so charakterisieren: "There are people in this world who have the same anxieties, friends with some uneasiness, some in anger and others in colours. Communicate. It's easy." Das finde ich schön gesagt. Im neuen Napartheid finden sich im übrigen wieder viele interessante Underground-Co-mics, darunter aber leider keiner auf Englisch. aa



Sprühende Phantasie # 18. 48 Seiten, s/w, DIN A 4 plus Farbcover, 6 Mark.
Jo Guhde, Goebenstraße 37, 32423 Minden
Sicher würde Jo84 sein außerordentliches Fanzine öfter herausbringen, wenn Zeit und Finanzen ihm dies gestatten würden. Doch ähnlich wie bei "Zebra" gehört es zum legendären Ruf des Magazins und fördert ihn zugleich, daß es bestenfalls im Abstand eines Jahres mal wieder eine neue Ausgabe gibt. Dahinter spürt man eine Haltung des Herausgebers, der jener mancher berühmter Filmregisseure wie Stanley Kubrick entspricht: Mein Werk kommt erst dann in die Öffentlichkeit, wenn es ganz exakt meinen Vorstellungen entspricht. Zu diesem Aspekt gehören unter anderem das konsequente Handlettering quer durch die gesamte Ausgabe, auch der billige Kopierdruck, denn mit viel Geld wäre es ja einfach, seine Vorstellungen umzusetzen, wobei das Heft aber durch ein sehr sorgfältig gestaltetes Farbcover aufgewertet wird, dazu gehört die gleichförmige inhaltliche Gestaltung: Jo beginnt immer mit einem ellenlangen - natürlich handgeletterten - Vorwort (den Text schreibt er übrigens um die zuvor ausgewählten Illustrationen herum), dann gibt's ein Interview mit einem von Jo zu diesem Zeitpunkt besonders geschätzten Zeichner (es wird immer in Briefform geführt und ist stets um die Fragen: Stell Dich den Lesern vor! - Was hast Du so alles veröffentlicht? - Was hast Du für Zukunftspläne? - Was möchtest Du den Lesern noch mitteilen? herum konstruiert), und schließlich folgen einige Leserbriefe. Dieser redaktionelle Teil kommt mir manchmal ein bißchen betulich vor, ist natürlich trotzdem sehr interessant. Dazwischen aber bringt Jo etliche Comics, die ausnahmslos zum Besten zählen, was die Fanszene zu bieten hat. Er läßt sich da strikt von seinem eigenen Geschmack leiten; man hat nie den Eindruck, daß ein Beitrag als Füller oder aufgrund irgendeiner Konzessionsentscheidung ins Heft gerutscht ist. Hier ist ein richtiger Kleinverleger am Werk, der nur das publiziert, was ihm persönlich Spaß macht. In der vorliegenden Ausgabe sind das unter anderem Comics von Martin Jablonka (plus Interview), Till Lenecke (plus Cover), Oliver Ferreira, Rainer Baldermann, Wittek und Lotte. aa



Trash-o-Rama # 1. 8 Seiten, s/w, DIN A 5, Foliencover. [fünf]
Ateliergemeinschaft, Hamburger Straße 178, 22083 Hamburg
Trash-o-Rama soll ein neues, sporadisch erscheinendes Fanzine werden, dessen Nummer 1 praktisch so etwas wie eine Nullnummer darstellt. Die Kurzstory um eine Band in einem zwielichtigen Schuppen wurde von Matthias Preuß und Rainer "Rakete" Penck gezeichnet. Zusammen sind die beiden noch besser, als sie zu Zeiten des Magazins "Unangenehm" waren. Ein weiterer Comic von Rakete ist bereits angekündigt. Ich bin sehr gespannt auf weitere Ausgaben. Jo84



tremor comics # 8. 44 Seiten, s/w mit Farbcover, Comicbookformat, 4,80 Mark.
Kreuz und Quer Verlag, C. Schadow, Triftstraße 5, 06114 Halle/Saale      tremorcomic@yahoo.de
Ist das nur für Erwachsene, wenn der gute alte Erich Honecker als grimmer Schnitter bei gequälten ehemaligen DDR-Bürgern anklopft und sie erbarmungslos verfolgt? Eine solche Story ist jedenfalls wohl nur in einem Magazin aus dem Osten zu finden, und - ja, für mich war's die lustigste in diesem Heft. PR Hartung beeindruckt bei "Life is a Lemon and I want my Money back" mit dem ausgefeiltesten Artwork. CS Linientreu stellt nach dem Mad-Prinzip tödliche Urlaubsszenen vor. Noch einen Comic, der eine Talkshow parodiert wie der von U. Satzmann, brauchen wir nicht unbedingt. Und ein paar kürzere Comics muß ich nicht mehr eigens erwähnen. Das Heft ist wieder so schön gedruckt, daß man sich wundert, daß doch ein paar Beiträge drin sind, die nicht ganz überzeugen. aa



Unicorns / Teddy-Splitheft. 48 Seiten, s/w mit Grautönen und Farbumschlag, 26 mal 18 Zentimeter, 2 Euro.
Genuine Comics, Postbus 2296, 6040 Roermond, Niederlande
Die Niederländer zeigen uns mal wieder, wie ein Fanzine eigentlich aussehen müßte: Seltsames Format, aber bestes Papier und erstklassiger Druck für Comics in Profiqualität. Auch hier haben Andreas Heinze und Martin Jablonka ihre Finger im Spiel. Andreas zeichnet den Neunseiter "Teddy" nach einem Text von Dave Brink und Joan Lavell, und Martin steuert einen 14seitigen Beitrag zur Story "Unicorns" nach Dave Brink und Bram Elfers bei. Diese Story ist zeichnerisch der absolute Wahnsinn und auch das Cover von Martin kann mich begeistern. Möglicherweise ist dieses Heft sogar über Fake Press zu beziehen. We4r mehr über Jablonka und Fake Press erfahren will, sollte sich das Interview in Sprühende Phantasie # 18 zu Gemüte führen. Jo84





Wacka Wacka # 5. 52 Seiten, s/w mit ockerfarbenem Umschlag, DIN A 5, 3 Mark.
Guido Kawczyn-ski, Körnerstraße 39, 04107 Leipzig
Hier wird einem mal wieder einiges an Beziehungsdramen und unerwiederter Liebe zugemutet. Der Ton-fall ist aber immer noch locker, so daß ich von solchen Texten noch nicht genug habe. Zumal sich eine Liebeserklärung immerhin auf die Leipziger Straßenbahn bezieht. Comics finden in dieser Ausgabe eher als Marginalien statt. Etliche Seiten hat aber unsere alte Bekannte Yasmin Abdulhack beigesteuert, was das Lesevergnügen noch steigert. Und Levin Kurio erzählt uns in seinem Comic etwas über halluzinogene Döner Kebabs. Wacka Wacka ist nach wie vor eines der witzigsten Fanzines, die ich kenne. aa






Hansrudi Wäscher Fanclub Bayern # 6. 68 Sei-ten, s/w mit Farbcover und Farbanteil, DIN A 4, 18,60 Mark.
Manfred Tritschler, Albertus-Magnus-Straße 11, 90547 Stein
Man kann ja nur staunen, was für schöne Magazine man hinbekommen kann, wenn man nur genügend Herzblut und Geld hineinsteckt. Auf diesem Gebiet sind die Wäscherfans ja eindeutig Spitze, auch wenn man ihre Leidenschaft nicht immer ganz nachvollziehen kann. Hinter einem Titelbild von Gabriel Nemeth schwelgen ältere Männer in Erinnerungen und huldigen Altmeister Hansrudi in jeder nur erdenklichen Art und Weise. Zitat: "Der Höhepunkt darf wohl in diesem Jahr die Ehrenmitgliedschaft unseres Idols Hansrudi Wäscher sein, der am 10. Juli 1999 in Nürnberg aus unseren Händen die Ehrenmitgliedsurkunde erhielt." Dies alles wurde natürlich in zahlreichen Fotos auf bestem Glanzpapier exquisit gedruckt. Ich kann mich wirklich nicht entscheiden, ob ich das alles bewundernswert oder peinlich finden soll, wenn Harold Foster neben Hansrudi Wäscher als schlechterer Erzähler dargestellt wird oder ähnlich haarsträubende Schoten. Für den 50er Jahre-Fan finden sich aber sicher ein paar brauchbare Artikel. Ein etwas jüngerer Mitarbeiter findet sich dann doch: Till Lenecke illustrierte Motive von Erwin Mosers (jawohl, der Kinderbuchautor/-zeichner) Roman "Jenseits der großen Sümpfe". Leider ist Teil zwei der interessanten Biografie nur ganze drei Seiten lang. Schade, es ist mit Abstand der beste Beitrag. Jo84





Profi Comics von Einzelnen Autoren



John Byrne: Batman & Superman: Generations # 1 (1939 - 1949), # 2 (1959 - 1969) und # 3 (1979 - 1989). Je 56 Seiten, farbig, Prestigeformat, 9,95 Mark. Carlsen
Superman und Batman existieren schon so lange, daß die Legionen von Textern und Zeichnern im Laufe ihres Daseins oft widersprüchlichste Fakten und Aussagen festgelegt haben. Erst langsam festigten sich Charakter und Aussehen zu dem, was wir heute unter den Figuren verstehen, wobei sie sich auch in Zukunft in andere Richtungen entwickeln werden. Dazu kommt, daß beide in den letzten 60 Jahren kaum gealtert sind. John Byrne wollte nun ein Werk schaffen, das die Helden einmal wie in Echtzeit altern läßt und nebenbei das Markante des jeweiligen Zeitraums für die Figuren mit einbezieht. Er beginnt 1939; Batman und Superman sind beide knapp über 20, einsame Vigilanten, und scheuen auch nicht davor zurück, Verbrecher umzubringen, die ihnen lästig sind - denn solche Charaktere waren Batman und Superman in den 30ern. In Zehn-Jahres-Schritten stellt Byrne dann weiterhin Einzelabenteuer vor, die in die Continuety passen (sich also nicht widersprechen und mit irgendeinem Paralleluniversum herausreden) würden. Design und Anzüge ändern sich hierbei, der Bezug zur Vergangenheit bleibt jedoch gewahrt. 1949 treffen die beiden auf Lex Luthor und den Joker, 1959 auf Mxyzptlk und die Bat-Laus, 1969 spielen fast schon mehr ihre Kinder die Hauptrolle. Das seltsame Experiment wirkt mehr als zwiespältig auf mich. die erste Folge gibt mir gar nichts, denn die Charaktere sind einfach nicht Batman und Superman (so ist es von John Byrne auch intendiert). Episode 2 ist ein eher normales Abenteuer, Teil 3 ein Kuriosum, das den 60ern zur Ehre gereicht. Teil 4 ist unheimlich interessant und spannend, denn es passiert wirklich viel, das sich der normale Fan kaum träumen läßt. Band 3 mit den Episoden 5 und 6 ist noch faszinierender. Batman und Superman, beide schon uralt, müssen zusehen, wie sie ihre Fähigkeiten verlieren, wie ihre Familien ausgelöscht werden und Superman sogar zum Mörder wird. Nachdem mich die Reihe zuerst gar nicht interessiert hat, bin ich überrascht, wie hervorragend der Zyklus tatsächlich ist. Ich bin supergespannt auf den Abschlußband, der von 1999 den Bogen zurück nach 1929 spannen wird. Jo84






David B.: Der Tengu. 144 Seiten, s/w mit Zweifarbumschlag, Comicbookformat. 29,80 Mark. Edition Moderne
Der 40jährige David B. gehört zu den aktivsten Mitgliedern der französischen Comiczeichnergruppe "L'Association". Seine phantastischen Geschichten erscheinen regelmäßig im Association-Magazin "Lapin" und in Sammelbänden. "Der Tengu" ist David B.s erste deutsche Buchveröffentlichung, und wenn alle seine Stories derart merkwürdig sind, ist dies auch kein Wunder. Der Band verwebt östliche Sagen und Fabelwesen mit westlicher Art des Geschichtenerzählens. Die Handlung spielt in Japan. Der Tengu ist ein Berggeist, der von seinem Meister verstoßen wurde. Weitere Hauptpersonen sind die Füchsin und der sprechende Pilz, die eine Räuberbande anführen. Parashurama, den Samuraimörder, der fast alle Meister der Kampfkünste im Umkreis umgebracht hat, wird vom Samuraischüler Yashu gejagt, der sich dem Tengu anschließt. Es ergibt sich eine komplizierte Handlung, in deren Verlauf sich die Hauptpersonen immer wieder über den Weg laufen. Dazu kommt, daß Füchsin, Pilz und Yashu öfter mal ihr Gesicht wechseln. Insgesamt ist alles sehr verworren, aber wenn man sich erst einmal an die seltsam bedeutungsschwangeren Personen gewöhnt hat, kann die Geschichte schon fesseln. Strapazin-Fans werden das Buch lieben. Jo84







Will Eisner: The Princess and the Frog. 32 Seiten, farbig, Hardcoveralbum, 15,95 Dollar. NBM Publishing
Neben zahlreichen wirklich guten eigenen Graphic Novels versuchte sich Altmeister Will Eisner auch oft an Texten und Geschichten anderer Künstler. Dieses Buch, geschaffen 1997, ist eine Interpretation des "Froschkönig "-Märchens der Gebrüder Grimm. Das Märchen läßt nicht viel Spielraum, und so ist die Geschichte also nichts Besonderes. Die Zeichnungen sind natürlich Eisner pur und präsentieren seit sehr langer Zeit mal wieder einen Farbcomic des Meisters, der wie immer wunderschön anzusehen ist. Trotzdem ist das überteuerte Buch nur etwas für absolute Fans. In derselben Reihe sind übrigens die Bücher "Moby Dick" (gibt's ja schon bei Ehapa auf Deutsch) und "Don Quixote" angekündigt. Jo84






Anke Feuchtenberger: Die Biographie der Frau Trockenthal. 40 Seiten, farbig, 20,5 mal 20,5 Zentimeter, Hardcover, 19,90 Mark. Jochen Enterprises
Daß "La Feuchtenbergerowa" eine bessere Illustratorin und Plakatgestalterin als Comiczeichnerin ist, ist wohl kein Geheimnis. So war es schon lange Zeit für ein Buch, das diese Arbeiten sauber editiert und reproduziert. Die Aufmachung ist sehr gelungen, wenn der Band auch mit 40 Seiten etwas dünn ausfällt. Als Comiczeichnerin ist Feuchtenberger immer seltsam, immer so auf elitäre Künstlerin, unheimlich bedeutungsschwanger und natürlich totaaal hip. Dieses Werk, das herrliche Plakatarbeiten von 1990 bis 1997 sammeltbegnügt sich leider ebenfalls nicht mit dem, was es ist, sondern versucht, durch absolut unverständliche Sätze einen Sinnzusammenhang zu erstellen, wo es keinen gibt, und schon habe ich das Gefühl, als Leser wieder verarscht werden zu sollen.So macht man aus einem eigentlich empfehlenswerten Band ein Machwerk, das mir echt zu blöd ist. Jo84





Fil: Didi + Stulle # 2. Höllenglocken. 48 Seiten, farbig, Album, 9,90 Mark. Reprodukt
Comedygenie Phil Tägert hat wieder zugeschlagen! Band 1 der Sammlung um die Berliner Proleten Didi und Stulle, vorveröffentlicht im Stadtblatt Zitty, war letztes Jahr das Lieblingsalbum so einiger Leute meines Umfelds. Und Band 2 ist keinen Deut schlechter. Wer Didi und Stulle kennt, kauft sich den Band sowieso so schnell wie möglich. Wer nicht, dem sei gesagt: Wer Ditte nich' kennt, hat keene Ahnung, wa? Ebenfalls empfehlen möchte ich die erste CD "Drum & Bass" des Comiczeichners, eine Art "Best of" seines Stand up Comedian-Programms. Jo84






Roland Hüve / Reinhard Kleist: Fuck 2000 # 1. Nullrunde. 36 Seiten, s/w mit Farbumschlag, 16,5 mal 23,5 Zentimeter, 7,80 Mark. Jochen Enterprises
Günther, genannt Gun, lebt mit seiner kleinen Schwester Cream und Internet-Junkie Hackman in einer Wohnung. Sein Traum ist die heiße Nachbarin, die unerreichbar scheint. "Sie ist ne Schwanzfalle auf zwei Beinen, und alle latschen in sie rein" ist der Kommentar seiner Schwester dazu. Die ist klein und rundlich und dem Discobeat und Drogen verfallen. Gun ist nicht wirklich mit seinem Leben zufrieden. Da lernt er einen Punkerverschnitt kennen, der wesentlich zufriedener ist. Er lebt von Raub und Diebstahl und nimmt sich so die Freiheit, nur zu machen, was ihm gefällt. Texter Roland Hüve legte "Fuck 2000" auf mehrere Bände an, die streckenweise recht innovativ getextet sind. Am eindrucksvollsten sind die ersten Seiten, auf denen Cream im Drogenrausch der Musik verfällt. Seine Darstellung der Figuren ist, wie bei Fremden in der Wirklichkeit, nicht immer hundertprozentig nachvollziehbar und deshalb sehr realistisch. Zeichnerisch liegt Reinhard Kleist irgendwo zwischen Gorny und David Laphams "Stray Bullets". Das ist sicherlich kein Zufall und auch kein schlechtes Vorbild. Heft 1 ist nicht in sich abgeschlossen. Es bleibt also abzuwarten, ob sich die Reihe konzeptionell weiter in Richtung "Stray Bullets" entwickelt. Es ist auf alle Fälle näher am Leben deutscher Jugendlicher in einer Großstadt. Hat mir gut gefallen, fast sogar besser als David Lapham. Jo84






David Mack: Kabuki # 1. 48 Seiten, farbig, Comicbookformat. Kioskversion: 4,90 Mark; Prestigeversion: 9,90 Mark; limitierte Ausgabe (500 Exemplare DIN A 2-Einzelblätter in Leinencassette): 198 Mark. Kabuki Black Art # 1: Fear the Reaper. 48 Seiten, s/w mit Farbumschlag, Comicbookformat, 4,90 Mark.
Der Verlag Infinity schaffte sich in den letzten Jahren ein Riesenpublikum, das ihn vor allem mit seinem "Spawn"-Reihen und einigen anderen grafisch gut gemachten Superheldenserien identifiziert. Der Inhalt bestand überwiegend aus anspruchslosen Superheldenkloppereien und Ballerorgien. Mit Kabuki geht Infinity deshalb ein großes Wagnis ein, dessen anspruchsvollerer Text natürlich längst nicht so massentauglich wie die anderen Serien ist. Zudem erschien Kabuki jahrelang in schwer verkäuflichem Schwarzweiß. Trotzdem sollen auch diese Hefte unter dem Namen "Kabuki Black Art" an Kioske ausgeliefert werden - ein völliges Novum. Vorerst sind zehn Schwarzweiß-Hefte geplant, die abwechselnd mit David Macks neueren Farbsachen erscheinen sollen. Auch diese Arbeiten fallen aus jedem Rahmen. David Mack kombiniert alle nur erdenklichen Zeichen- und Maltechniken und würfelt sie auf den Kabuki-Seiten bunt durcheinander. Das ergibt Gesamtkunstwerke, bei denen dem Betrachter der Mund vor Staunen offen steht. Bei Liebhabern herkömmlicher Superheldencomics stößt Infinity damit auf Unverständnis - wie erwartet, liegen die Verkaufszahlen (bei mir) weit hinter denen anderer Infinity-Serien. Dafür schafft sich der Verlag die Möglichkeit, völlig neue Käuferschichten zu erschließen, denn Kunstliebhaber können mit den Seiten sicher mehr anfangen als ordinäre Comicleser. Für mich jedenfalls ist die Herausgabe von Kabuki auf deutsch die Sensation des Jahres; vor allem die Farbserie ist viel neuer und frischer als das meiste, was es so auf dem Comicmarkt gibt. Die Story muß natürlich in einer bestimmten Reihenfolge gelesen werden. Das Farbheft Kabuki # 1 hat zum Beispiel für sich stehend absolut keine Handlung und präsentiert einen eigentlich unverständlichen Ausschnitt. In der Presseausgabe wird jedoch die Handlung des vorangehenden Zyklus "Circle of Blood" (wird als Kabuki Black Art 1 bis 7 erscheinen) zusammengefaßt, so daß der Leser einen Eindruck bekommt. In der Prestigeversion findet sich dieser Handlungsabriß übrigens nicht; eine unverzeihliche Dummheit, die den Verlag einige Leser kosten wird. Ich hoffe trotzdem, daß die Reihe ein Erfolg wird. Gerade Fanzinelesern kann man ja auch ruhig eine Schwarzweiß-Reihe ans Herz legen, von der bekannt ist, daß sie sich noch entwickeln wird. In dem Magazin "Hit Comics" # 11 findet sich übrigens ein sehr aufschlußreiches Interview mit David Mack, das ich auf der Comic Action Essen im Oktober 1999 führte. Jo84





Martin Frei: Superbabe. 48 Seiten, farbig, Comicbookformat Prestige, 9,90 Mark. Carlsen
Obwohl Martin Frei bisher fast nur realistische Comics veröffentlicht hat, beherrscht er auch einen karikieren-den Zeichenstil perfekt. In diesem Werk huldigt er dem Superheldengenre schlechthin und nimmt es dabei ganz schön auf die Schippe. Die blonde Friseuse Susi Bär ist die Geheimidentität von Superbabe, Kämpferin gegen alles Kriminelle. Leider achten die Leute mehr auf ihre Rundungen als auf ihr Engagement gegen das Verbrechen, und die Kurzgeschichten enden oft in eindeutigen Posen. Martins erstes umfangreiches Funnyprojekt ist ein Meisterwerk, bei dem jeder Strich sitzt, der Humor nicht zu kurz kommt und die Anspielungen auch Nicht-Superheldenfans noch verstehen können. Ein bißchen sexistisch ist das Ganze schon, aber nicht bösartig, so daß das alles unheimlich sympathisch rüberkommt. Jo84






Lynn Varley / Frank Miller: 300. 94 Seiten, farbig, Hardcoveralbum, DIN A 4-Über-Querformat, 39,80 Mark. Schreiber & Leser
Die Erde bebt; das persische Heer marschiert auf Griechenland zu, die einsame Insel der Vernunft und Freiheit im Meer von Barbarei und Tyrannei. Eine Gruppe von 300 Soldaten stellt sich der tödlichen Bedrohung entgegen. Es sind keine gewöhnlichen Männer, sondern Spartaner unter Führung ihres Königs Leonidas. Für den amerikanischen Verlag Dark Horse schufen Lynn Varley und Frank Miller ihre fünfteilige Miniserie über die Lebensphilosophie der Spartaner, für die vor allem Begriffe wie Stärke, Ehre und Kampf im Vordergrund standen. Miller schuf die Zeichnungen zu Varleys Epos in imposanten Doppelseiten, die ihre Wirkung nicht verfehlen. Die düstere Colorierung Lynns übertrifft den positiven Gesamteindruck noch bei weitem. Die europaweit gleich gestaltete Buch-ausgabe der Heftreihe bietet noch weitere Vorteile. So entfällt die störende Knicklinie in der Mitte der Bilder, und die Wahl des Hardcovers war ein Muß. Es bleibt ein hervorragendes Werk, das zu Recht in Amerika den Harvey Award für die beste Miniserie und Colorierung und den Eisner Award 1999 (beste Miniserie, bester Zeichner/Texter, Colorierung) verliehen bekam. Jo84



Walter Moers: Käpt'n Blaubär. Der Film. 128 Seiten, über DIN A 5 Hardcover, 16,80 Mark. Eichborn
Walter Moers hat im Moment wohl keinen Bock auf Comics, sondern widmet sich wieder seinen Ursprüngen, Kinderlektüre zu schreiben. Nach dem Wälzer "Die 13 1/2 Leben des Käpt'n Blaubär" ist schon wieder ein Buch angekündigt, das ebenfalls in der Phantasiewelt "Zamonien" spielt, und zum ersten Zeichen-trickfilm vom Blaubären liegt jetzt auch ein dickes Buch vor. Dieses enthält so etwas wie das Originaldrehbuch und ganzseitige sowie doppelseitige Szenenfotos. Diese wirken im Buch nicht so schön, wie ich es vom Film erwarte. Ich habe das Buch absichtlich noch nicht gelesen, da ich mir lieber den Film ansehen möchte. Es ist aber zumindest gut aufgemacht. Jo84






Mühlsteffen, Peter, Walz (Autoren) / Schwebel, Jung (Zeichner): Geht doch rüber! Fünf Jahrzehnte deutscher Geschichte. 56 Seiten, farbig, Hardcoveralbum, 19,80 Mark. Ehapa
Das gleiche Team hat schon die deutsche Revolution von 1848 vercomixt - was ich allerdings noch nicht gelesen habe. Den vorliegenden Band habe ich mir gekauft, weil er aus dem Angebot an Knollennasen, japanischen Großaugen und bunten Latexanzügen in der Bahnhofsbuchhandlung irgendwie herausstach. Das hat mich doch interessiert, wie die viel unspektakulärere historische Wirklichkeit grafisch verarbeitet werden kann. Vorweg: Das Album ist solide gemacht, ordentlich gezeichnet (in frankobelgischer Tradition) und natürlich inhaltlich ambitioniert: Da sollen die Zeitläufte von der Nachkriegszeit ab 1955 bis zum Regierungswechsel Ende 1998 nachgezeichnet werden. Anschaulich soll das Ganze werden, indem man das Schicksal einer Familie vor dem Hintergrund der "großen Ereignisse" schildert. Die Autoren haben erfreulicherweise nicht versucht, eine typische deutsche Familiengeschichte zu konstruieren, aber sie wird doch so zusammengebastelt, daß sie mit den jeweils wichtigen Themen der Zeit in Berührung kommt - Mauerbau, Entspannungspolitik, RAF-Terrorismus, NATO-Nachrüstung, Glasnost. Das alles verfolgen die Familienmitglieder zwar bloß am Fernsehschirm, aber sie kommentieren die Ereignisse aus unterschiedlichen Blickwinkeln, da ein Teil von ihnen in der Bundesrepublik und ein anderer in der DDR lebt. Die plumpe didaktische Absicht dieser Konstruktion verstimmt den Leser. Zu allem Überfluß reden die Akteure ständig wie wandelnde Geschichtsbücher: "Erst ging es nur um die Preiserhöhungen und die Arbeitsnormen, aber dann sind Tausende losmarschiert" oder "Aber der Terroranschlag auf das Olympische Dorf hat ja gezeigt, daß man heute Sport und Politik nicht mehr trennen kann ". Würde ich auch so sehen. Hübsch auch: "Kanzler Schmidt hat wieder einmal gezeigt, was für ein guter Krisenmanager er ist." Mit diesen Worten stellt die Mutter die Suppenterrine auf den Tisch. Unvermeidlich: "Kohl ist der Kanzler der Einheit" (immerhin tritt Birne zumindest optisch nicht in Erscheinung). Diese Dialoge wären selbst dann blutleer, wenn sie Historiker im Telekolleg sprechen würden. Und so bleibt der ganze Comic papieren und leblos. Ein Autor müßte sich vielleicht die Mühe machen, seine Figuren näher zu beschreiben, selbst wenn sich dann das eine oder andere historische Datum nicht in der Story unterbringen ließe. Oder man erzählt die Geschichte lieber gleich etwas umfangreicher wie etwa Art Spiegleman die Judenvernichtung in "Maus". Im Vergleich dazu ist "Geht doch rüber!" doch ein arg bescheidenes Projekt geblieben. aa



Wendi und Richard Pini: Elfquest - Zeit der Träume # 1. 48 Seiten, farbig, Comicbookformat Prestige, 9,90 Mark. Carlsen
Im Mai 2000 wird mit Band 20 der Albenreihe "Abenteuer in der Elfenwelt" der komplette Zyklus "Könige des zerbrochenen Rades" vorliegen. Danach erschienen in dem amerikanischen Elfquest-Magazin ab 1996 zwölf Kapitel des Zyklus "Dreamtime", das die verschiedenen Handlungsstränge der bisherigen Hefte aufnahm und weiterführte. Carlsen bringt die ersten drei Kapitel in einem Prestigeband heraus, dem drei weitere folgen werden. Die Elfquest-Hefte, die im Original in schwarz-weiß mit unterlegtem Grauton erschienen, sind für die deutschen Ausgaben exklusiv von Timothy Georgi coloriert worden. Es ist somit die weltweit erste Farbveröffentlichung dieser Kapitel. Dank der Grauschatten des Originals sieht die Colorierung nicht besonders aus. Da war aber wohl nichts Besseres machbar. Dank des im Vergleich zu den Originalen günstigen Preises (und der guten Aufmachung) werden die Ausgaben aber trotzdem ihre Käufer finden. Jo84


Pascal Roman / Félix Meynet: M & M # 1. Der Schatz der Chartarer. 48 Seiten, farbig, Hardcoveralbum, 24,80 Mark (mit Druck, signiert, 49,80 Mark). Salleck Publications
Dieses bereits 1991/92 entstandene Album ist das erste der bisher fünf bei Dargaud vorliegenden Alben der Reihe "Double M", von denen in den nächsten zwei Jahren alle noch ausstehenden Alben bei Eckart Schotts Verlag Salleck Publications erscheinen sollen. Wie immer ist die Reihe den klassischen frankobelgischen Abenteuercomics zuzuordnen, die Spannung bieten, aber auch den Humor nicht aussparen. In diesem Album lernen sich die Hauptpersonen Mirabelle und Melchior, zwei recht verschiedene Menschen, kennen. Sie arbeitet in Paris bei einem Verlag, er als Skilehrer und Bergführer im französischen Jura. Spontan können sich die beiden nicht ausstehen. Die Ereignisse schweißen sie jedoch zusammen, und sie überstehen gemeinsam das Abenteuer, das seinen Ursprung bereits im Zweiten Weltkrieg hat und in dem es um einen Schatz geht, der der Legende nach von einem riesigen Wolf bewacht wird. Szenarist Roman erneuert auf hervorragende Art das Klischee zweier zickiger Einzelgänger, die sich trotz aller Gegensätze mögen lernen, Meynets Zeichnungen sind "nur" netter Durchschnitt, aber man darf auch nicht vergessen, daß es sich bei diesem Album um ein Frühwerk handelt, sozusagen ein "Classic"-Band. Jo84






Klaus Scherwinski: Kopeck # 1 (von 3; November 1999). 32 Seiten, farbig, Comicbookformat, 5,90 Mark. Karicartoon Verlag Schön, daß kleinere Verlage jetzt immer wieder mal den Traum einheimischer Zeichner verwirklichen können, mit ihrer eigenen Serie am Kiosk vertreten zu sein. Bei Kopeck sieht man recht schnell, daß der Zeichner noch nicht ganz ausgereift ist und nur die Computerfarben das Heft eben noch professionell erscheinen lassen. Aber was soll's: Die Jugend wird dieses Heft ebenso kaufen wie X-Men, Spawn oder Sailor Moon. Und dann sieht man auch bei Klaus Scherwinski nicht nur die grafischen Mängel, sondern auch Talent fürs Inszenieren von Actionbildern und fürs optische Erzählen generell. Vielleicht wird also schon bald Routine zu einem Qualitätssprung führen. Geinkt hat übrigens unser PLOP-Rezensent Jo84. Worum geht's in Kopeck? Die gleichnamige Titelfigur ist ein russischer Elitekämpfer schwarzeneggerscher Statur. Er sucht seinen Bruder, der den Auftrag hatte, Exilkommunisten in Los Angeles umzubringen. Im ersten Heft werden ansonsten nur mit viel Geballer einige Nebenfiguren eingeführt, dann muß man auf den zweiten Band warten. Ob Kopeck etwas zum kulturellen Diskurs in Deutschland beizutragen hat, kann getrost bezweifelt werden. Aber das Heft könnte sich durchaus über die zunächst vorgesehene Miniserie hinaus am Kiosk halten. Und dann gibt's vielleicht schon bald eine eigene deutsche Profi-Comicszene. Und das fände ich gut. aa








Joann Sfar / José Luis Munuera: Merlin # 1. Schinken und Schnittchen. 48 Seiten, Farbalbum, Softcover, 14,90 Mark. Carlsen
Jeder kennt die Sage um König Artus und Zauberer Merlin zumindest ansatzweise. Aber wie war Merlin als Kind, als er noch nicht der mächtige Zauberer war? Dieser Frage gehen Sfar und Munuera im ersten Merlin-Album nach. Die im Semi-Funny-Stil gehaltenen Seiten geben natürlich schnell eine Antwort: Er war ein naseweiser Schelm, der vor nichts Angst hatte und ständig Blödsinn im Kopf hatte. Vergleiche mit Pippi Langstrumpf brauchen nicht gescheut zu werden, nur daß Merlin noch jünger ist und seine Gedankengänge und Reden noch witziger sind. Das fand jedenfalls die Jury des Comicsalons in Sierre (Schweiz), die das Debutalbum von Merlin zum "besten Jugend-Album 1999" wählten. Das schränkt die Sache etwas zu sehr ein, denn Merlin ist eine Serie, an der Kinder, Jugendliche und Erwachsene gleichermaßen ihre Freude haben dürften. Mir hat das Album jedenfalls auch gefallen. Jo84







Tom: Ohne Gummi n Fuffi extra. 60 Seiten, Farbalbum, 19,90 Mark. Jochen Enterprises
Nach diversen Heften und zwei backsteingroßen Sammlungen seiner "Touché"-Strips meldet sich der Berliner Cartoonist Tom mit dieser neuen Gagsammlung zurück, die optimal von Ulf Johnigk coloriert wurde. Der Band, Toms erste vollfarbige Veröffentlichung, bietet zur Hälfte (halb- bis ganzseitige) Einzelcartoons und ist aufgefüllt mit neueren Touché-Strips. Wie immer zündet nicht jeder Gag, aber auch sehr gute sind darunter. Tom wird eher wegen seiner Gags geliebt als wegen seiner Zeichnungen, die oft flüchtig oder unsauber wirken. Die Colorierung holt hier jedoch einiges an Wirkung heraus. Dies kann allerdings nicht darüber hinwegtäuschen, daß die Einzelgags doch recht großflächig angelegt sind und dem Vorwurf von Seitenschinderei nichts entgegenzusetzen hätten. Trotzdem ist der Band recht nett und bietet zumindest gute Unterhaltung. Jo84





Lewis Trondheim: Herrn Hases haarsträubende Abenteuer # 4. Black Town. 48 Seiten, farbig, Softcoveralbum, 19,90 Mark. Carlsen
Ein neuer "Herr Hase"-Band ist immer ein Ereignis und diesmal ein besonderes. Hase befindet sich im Westen, und weil er ein Fremder ist, soll er auch gleich gelyncht werden. Wieder einmal ist die Handlung mehr als abstrus und die Zeichnungen eigentlich ziemlich simpel. Seine wahren Stärken liegen aber in der einfühlsamen Colorierung und in dem unglaublichen Wortwitz, den Trondheim aus den simpelsten Situationen herauskitzelt. Es beginnt mit Zockern, die beim Spielen ihre Philosophiestunde abhalten, und zieht sich durchs ganze Album mit abgehobenen Ideen. Ich glaube, Band 4 ist der beste Hase-Band bisher. Er ist einfach zum Brüllen komisch und uneingeschränkt zu empfehlen. Jo84






Joe Vigil / David Barbour: Gunfighters in Hell # 2. 44 Seiten, s/w mit Farbcover, Comicbookformat, 6,90 Mark. Extrem Erfolgreich Enterprises (ab 18) Der Gunfighter, der mit seinem dunklen Herrn gebrochen hat und auf der Suche nach dem Licht ist, zieht noch immer auf seinem geflügelten Höllenroß durch die Unterwelt voller gräßlicher Dämonen und zerstückelter Sünder. Wieder wurde auf möglichst grausame Darstellungen gequälter Opfer geachtet. An Härte ist der Comic kaum zu überbieten, jedoch stumpft der Leser schnell ab, da er zu keiner Figur eine Beziehung aufbauen kann. Splatterfans kommen aber voll auf ihre Kosten. Auch in Heft 2 wurden Joe Vigils Vorzeichnungen von sechs verschiedenen Leuten getuscht. Wie immer bei EEE wird jedes vierte Heft als Variantcover ausgeliefert. Dieses ist in Farbe und ziemlich gelungen. Jo84





Profi Anthologien




100 Jahre Comics. Die größten Superhelden. 84 Seiten, farbig, Softcoveralbum, 9,80 Mark. High-bury House Communications / Starlog Group
Was ist denn das? Eine glitzernde Illustrierte zum Jubiläum der Comics, das inzwischen schon fünf Jahre zurückliegt? Nur ein Band einer Serie, da im Untertitel von "größten Superhelden" die Rede ist? Enthalten sind dann aber doch auch Artikel über Comics wie "Blondie", "Garfield" oder "Mad". Jedenfalls sind europäische Comics völlig unterrepräsentiert - mehr als "Asterix" und "Tintin" ist da nicht zu entdecken. Andererseits ist auch das gesamte Disney-Imperium bloß mit einer Dell-Ausgabe vertreten, für die Carl Barks in den 40er Jahren zeichnete. Im übrigen sind die Artikel bunt durcheinandergewürfelt; es gibt nicht nur keine Chronologie, sondern es ist auch kein anderes Ordnungsprinzip zu erkennen. Ein grotesker Witz ist schließlich der Vermerk "limitierte Auflage" auf einem Heft, mit dem alle Kioske überschwemmt werden. Es diskreditiert sich selbst vom ersten Moment an als absolut unseriös. Letztlich hat mir der Band aber wider Erwarten doch ganz gut gefallen. Er ist halt doch ein hübsches Bilderbuch, in dem viele prächtige alte Comictitel abgebildet sind. Und die Texte sind erstaunlich informativ - wenn man sich schwerpunktmäßig für die Häuser Marvel und DC und ihre Vorläufer interessiert. Die Artikel bieten aber neben fundierten Informationen auch ein ganz anderes, unfreiwilliges Vergnügen. Sie stammen nämlich aus der Feder eines Übersetzers, dessen Muttersprache ganz sicher nicht Deutsch ist. Man kriegt schon mit, was der Autor sagen will, und für einen Anglisten wäre es wohl eine sportliche Herausforderung zu erraten, wie der Originaltext wohl gelautet hat. Kostprobe: "In den späten 60er Jahren änderte DC aufgrund der sinkenden Verkaufszahlen den Titel auf Green Latern/Green Arrow; während einer gefeierten, aber kurzen Dauer versuchten die beiden grünen Helden, dank des Autors Denny O'Neil und des Künstlers Neal Adams, in Amerika nach Wahrheit und sozialer Relevanz zu suchen." aa



Extrem Illustrated # 3. 48 Seiten, farbig, Comic-bookformat, 7,90 Mark. Extrem Erfolgreich Enterprises (ab 18)
Die dritte Ausgabe des Horrorkurzgeschichtenmagazins ist erstmals durchgehend farbig. Vier abgeschlossene Shortstories plus vier Seiten Strips mit "Shit the Dog" enthält diese hervorragend gelungene Nummer. Schwarwel und Texter Bela führen einen eingebildeten Surflehrer seiner gerechten Strafe zu. Ralph Niese präsentiert eine kongeniale Werwolfstory, die er wegen seines jugendlichen Alters selbst nicht einmal lesen dürfte, und Psycho Hoffmann beleuchtet eine Arzt-Patienten-Beziehung, die nicht besonders innig ist. Absoluter grafischer Höhepunkt ist jedoch der Jamcomic "River X", den zehn verschiedene Zeichner gestaltet haben. Alle in Schwarz-weiß erstellten Seiten wurden von Murat coloriert, der seinen Job wirklich gut beherrscht. Einige von den Zeichnern gleich in Farbe erstellte Seiten des Jamcomics hauen einen aber noch mehr um. Fazit: Diese Ausgabe von Extrem Illustrated ist ein Spitzenheft, das man nicht verpassen sollte. Jedes vierte Heft wird übrigens als Variantcover mit einem "Shit the Dog"-Motiv ausgeliefert. Jo84






Graphic Attack # 1 (November/Dezember 1999). 132 Seiten, farbig, DIN A 4, 2 Mark. Modern Gra-phics Distribution GmbH, Lochfeldstraße 30, 76437 Rastatt. E-Mail: info@modern-graphics. com Comicfans über anstehende Neuerscheinungen zu informieren, scheint in den vergangenen Jahren zu einer immer wichtigeren Aufgabe geworden zu sein. Auf diesem Weg hat sich der Markt der Sekundärzeitschriften wieder etwas belebt; jetzt gibt es sogar ein Magazin, das ganz der Annoncierung neuer Comics gewidmet ist. Das heißt: Ganz neu ist es nicht, aber bisher wurde es in der Regel nur von Fachhändlern gelesen. Ich hatte beim Durchblättern kein sehr gutes Gefühl: Anzeigen sind vom redaktionellen Teil kaum zu unterscheiden. Über die Neuerscheinungen erfährt man nicht mehr als eine knappe Inhaltsangabe auf meist weniger als zehn Zeilen. Und zu allem Überfluß beschleicht einen das Gefühl, daß man von den allermeisten Comicserien gar nicht mehr wissen muß. Das alles ist aber natürlich bloß fruchtloser Kulturpessimismus. Man kann diesen Katalog natürlich als eine Falle für Konsumtrottel sehen, aber er ist schon auch ein Beleg dafür, daß die Comicszene in Deutschland sich entwickelt hat und Comics überhaupt wieder wirtschaftlich eine Rolle spielen. Das beinhaltet schließlich auch die Chance, Comics lesen zu können, die sonst nie und nimmer publiziert würden. aa



Schwarzer Krimi
Der Kriminalroman ist als typische Literaturform eines wissenschaftlichen Zeitalters bezeichnet worden. Und wirklich stößt der Ermittler ja durch den Gebrauch sei-ner Vernunft von empirischen Beweisen zur eindeuti-gen logischen Wahrheit vor. Manfred Wieninger aus St. Pölten (Österreich) hat seinen ersten Roman ver-öffentlicht. "Der dreizehnte Mann" (Europa Verlag, Hamburg, Wien, 1999, ISBN: 3-203-84013-8). Es handelt sich um einen Kriminalroman, der nicht nur voller Spannung (wie es sich für einen Krimi gehört), sondern auch von erstklassiger literarischer Qualität ist und zudem noch gesellschaftskritische und politi-sche Momente und auch humoristische Einlagen enthält. Der Held, Privatdetektiv Marek Miert, stolpert von einer grotesken Situation in eine andere, und es ist nicht klarer Detektivverstand und Kombinationsga-be, die schließlich zur Lösung des Falles führt, son-dern die Verbindung von alten Seilschaften, irrsinni-gen Fehlschlägen und aberwitzigen Reaktionen. Wahrheit und Gerechtigkeit fallen in seiner Welt nicht mehr zu-sammen, denn die Apparate, die sich die mo-derne Sozialtechnik im Gefolge des Rationalismus ge-schaf-fen hat, können Verbrechen zwar aufklären, aber ob sie damit zur Schaffung von Gerechtigkeit beitra-gen können, hängt von den Interessen derer ab, die ihnen übergeordnet sind. Die Type Miert, comichaft skiz-ziert, hat wenig von irgendeinem Charakter. Man könnte sogar sagen, er ist charakterlos, eine verkom-mene und verlorene Existenz. In Summe betrachtet, handelt es sich bei diesem Roman (?) um eine Anein-anderreihung grotesker Meldungen. Es handelt sich hier um das Drehbuch für einen Cartoon. Die winzigen Kapitel lesen sich quasi von selbst. Ohne zu viel ver-raten zu wollen, sei gesagt, daß Wieninger eine bri-sante und politisch hochaktuelle Frage behandelt, die man in einem Krimi dieser Art womöglich gar nicht vermutet hätte. Der Autor, Jahrgang 1963, studierte Philosophie und Pädagogik an der Universität Wien und arbeitete unter anderem als Reiseleiter, Sport-journalist und parlamentarischer Mitarbeiter. - Das bis-her Gesagte sage strenggenommen nicht ich, son-dern entnehme ich diversen Presserezensionen, die mir Autor Wieninger in fürsorglicher Weise zukommen ließ. Und da konnte ich der Versuchung nicht wider-stehen, aus den Waschzetteln ausgiebig zu zitieren, wie das eigentlich jeder anständige Journalist heute bedenkenlos tut. Stehe ich da aber auch dahinter? Naja, nicht so ganz. Also, das Buch ist schon flott und unterhaltsam geschrieben, dazu mit überdurchschnittlichem Stilbewußtsein. Aber entweder ist es eine Stilübung, und dann müßten wir noch darauf warten, was der Autor eigentlich zu sagen hat; oder es ist eine Hommage, und so was bräuchte ich nur, wenn ich es sehr bedauern würde, daß Chandler, Hammett, Goodis oder Spillane keinen ihrer Romane in Wien spielen ließen. Immerhin konnte der Bucheinband mit Bildern aus einem Film nach einem Drehbuch von Graham Greene geschmückt werden. aa



Karl Kesel / Dave Taylor / Robert Campanella: World's Finest # 1. 48 Seiten, farbig, Comic-bookformat Prestige, 9,90 Mark. Carlsen "World's Finest" ist ein Batman & Superman-Aben-teuer, das eines der ersten Zusammentreffen der beiden Superhelden in die Neuzeit verlagert. "Das erste Jahr", wie der vorliegende Startband untertitelt wurde, zeigt die beiden Vigilanten in einer Zeit, in der sie noch nicht optimal zusammenarbeiten. Zu gegensätzlich werden die Charaktere in der Öffentlichkeit wahrgenommen, denn obwohl beide dasselbe wollen, steht Batman fast schon verbrecherähnlich für die dunkle Seite, während Superman als alles überstrahlende Sonne dasteht. Sicherlich ist dies etwas ähnliches wie die x-te Entstehungsgeschichte, und nicht jeder Leser wird sie unbedingt brauchen. Sicher wird jedem auch etwas bestimmtes besonders gefallen oder mißfallen (für meinen Geschmack ist Superman zum Beispiel zu jung dargestellt). Der Band hat aber eindeutig seine Stärken, wenn er beispielsweise auf den ersten Seiten die Helden direkt im Einsatz vergleicht oder wenn sich der meistgesuchte Verbrecher des Landes ebenso wie Superman und Batman als Vigilant entpuppt, der im Kampf gegen Unrecht nur das Gesetz beiseiteläßt. Karl Kesels Text ist jedenfalls interessant, und die Zeichnungen von Dave Taylor (Bleistift) und Robert Campanella (Tusche) sind eigenwillig, aber nicht schlecht. Jo84