Plop 54
Besprechungen
Benjamin Brandt Nichts für ungut # 8 und 9. 24 bzw. 60 Seiten, s/w, DIN A 5. Benjamin Brandt, Schubertstraße 36, 99423 Weimar.
Ist das tatsächlich schon die Nummer 8 dieses Magazins? Benjamin Brandts Heft "Nichts für ungut" war mir bisher gänzlich unbekannt. Benjamin präsentiert auf 24 Seiten acht Zeichner, die gar nicht mal schlecht sind. Trotzdem läßt mich das Heft irgendwie unbefriedigt zurück, und ich überlege die ganze Zeit, warum. Irgendwie ist textlich alles ziemlich wirr, schwer zu verfolgen oder gibt mir nichts. Bei der Verkleinerung der Originale zum Druck ist wohl auch etliches schiefgelaufen. Denn die Seiten sind zu sehr runterverkleinert, und viele Details fallen weg oder sind nicht mehr erkennbar. Schade drum. Vielleicht wird die nächste Ausgabe besser. Jo84 Mir hat die # 8 nicht so schlecht gefallen. Aber jedenfalls kann man gegen die # 9 (offenbar entspricht die Zählung doch den Tatsachen) nichts mehr einwenden. Am ehesten noch wäre zu bemängeln, daß Benjamin dem Heft einen Teebeutel beigeklebt hat (Kamille der Firma Milford); das baumelnde Etikett kann man zwar als Lesezeichen benutzen, es stört aber doch meist beim Lesen. Abgesehen von zwei Rezensionsseiten und dem Inhaltsverzeichnis in der Heftmitte bietet die Ausgabe ausschließlich Comics. Die Macher sind mir fast alle unbekannt; ihre Werke sind überwiegend seltsam bis skurril. Mir scheint das Werk ein Beispiel für einen qualitativen Sprung zu sein: Die einzelnen Comics sind fast alle nicht so bedeutsam oder originell, aber alle zusammen ergeben doch ein ungewöhnliches Leseerlebnis. Vermutlich trägt dazu doch auch der Teebeutel sein Teil bei. aa
Eckart Breitschuh: Wanda Caramba # 2 (von 4). Dying for a Screw. 28 Seiten, s/w mit Grauwerten, DIN A 5, 6,80 Mark. Zwerchfell Verlag, Christian Heesch, Tonndorfer Strand 57, 22045 Hamburg.
Vier Monate nach dem ersten Teil der neuen Heftserie erscheint tatsächlich schon Teil zwei von "Wanda Caramba". Für einen so kleinen Verlag wie Zwerchfell ist das schon eine anzuerkennende Leistung. Die recht mysteriöse Geschichte von Eckart Breitschuh geht weiter, obwohl nicht halb so viel passiert wie im ersten Teil. Wanda muß sich von ihrer Schußverletzung erholen und sehnt sich nach ihrem geliebten Julio, der entführt wurde. Dieser wird mittlerweile als technisches As für kriminelle Zwecke mißbraucht. Da Wanda im Prinzip klar ist, wo die Schuldigen zu suchen sind, beschließt sie zu handeln. Fein, daß Eckart Breitschuh neben kommerziellen Arbeiten wie "Bertis Buben" auch Zeit für unkommerziellere Comics wie diesen hat. Die Qualität, die er aus Hobbygründen abliefert, ist natürlich ungleich höher als die einer Auftragsarbeit. Die Story ist abstrus, und die Pseudocolorierung in Grautönen wirkt noch besser als in Heft eins. Ich kann nur wünschen, daß "Wanda Caramba" ein Erfolg wird. Jo84
Andreas Fecke: Stones # 1 und Rübenzwei # 1. Je 20 Seiten, s/w, DIN A 5, je 2 Mark. Andreas Fecke, Garfelner Straße 41, 59558 Lippstadt.
Die Stones einmal von einer ganz anderen Seite. Sie stehen herum, schweben über dem Boden oder warten in ihrer Dose auf den nächsten Auftritt. Schweben? Dose? Naja, hier geht es nicht um Mick, Keith & Co., sondern um Spielsteine, die 180 identischen Figuren für das chinesische Spiel Go. Ähnlich wie in seinen Strips über Schach wendet Andreas Fecke hier seinen milden Insiderspott auf ein anderes Brettspiel an. Auch der Holzwurm ist wieder mit von der Partie (im wahrsten Sinne des Wortes). Deutlich eigenwilliger ist sein Humor in der Stripserie "Rübenzwei", von der wir in PLOP # 53 schon eine Kostprobe gesehen haben. Drei Vögel auf einem Ast (da es sich möglicherweise um Raben handelt, heißt die Reihe vielleicht auch "Rabenzwei"), eine Schlange im Gras und ein aus dem Gras ragender Felsen sind beinahe das gesamte Inventar für Gags zwischen Philosophieren und höherem Blödsinn, die einem Beckett oder Karl Valentin Ehre machen würden. Mir gefällt das sehr gut, aber gleich ein ganzes Heft voll davon ist mir eigentlich doch ein bißchen zu viel. aa
Martin Frei: Kurzer Prozeß # 1. 28 Seiten, s/w mit Farbumschlag, Comicbookformat, 5,90 Mark. Amigo Comics, Holger Bommer, Starenweg 18, 73730 Esslingen.
Schon etwas länger auf dem Markt ist "Kurzer Prozeß", die neue Heftreihe von Amigo Comics, die nur Kurzgeschichten von Martin Frei präsentiert. Dieser kommt ja durchaus aus der Fanszene, veröffentlichte anfangs in PLOP und arbeitete sich über "Lippe" und andere Projekte bis zu Ehapa hoch, wo ein "Schimanski"- und zwei "Gregor Ka"-Alben erschienen. (Leider sind beide Reihen mittlerweile eingestellt.) Die neue Heftreihe mischt schon recht alte und neuere Kurzgeschichten, derer sich vier in der Debutnummer finden, die alle zeichnerisch gut bis sehr gut gelungen sind. Textlich bleibt natürlich wenig Platz, wirklich spannende Szenarien oder tiefgehende Darstellungen der Hauptpersonen zu entwickeln. Martin Frei löst das Problem aber recht gekonnt. Heft 1 ist sogar schon vergriffen, aber dieser Tage müßte auch schon Heft 2 kommen, dem ich ebenso viel Erfolg wünsche. Jo84
Geier: TS Domina Alexandra # 4. 28 Seiten, s/w mit Farbcover, Comicbookformat, 9,80 Mark. Federvieh Verlag (ab 18 Jahre).
Sado-Maso-Schweinkram erster Güte bietet Geier wie immer mit seiner Heftreihe "TS Domina Alexandra", von der jetzt der vierte Teil eines fünfteiligen Zyklus namens "Späte Rache" erschienen ist. Geier, einer der besten Zeichner Deutschlands, müßte sich eigentlich zu schade für solchen Mist sein; andererseits kann er super Kohle damit machen, und sicher macht es auch viel Spaß, sich derart unrealistische und abstruse Situationen auszudenken, deren Trash-Gehalt 100 Prozent beträgt und die einen schallend auflachen lassen. Ernst nehmen sollte man diesen "Ja, Herrin! Bestrafe mich noch härter!"-Quatsch natürlich nicht. Leider befürchte ich, viele tun das und erleben in ihren Hobby-Folterkellern und Domina-Studios eine ähnlich erbärmliche und lachhafte Realität, wie sie sie verdienen. Darauf lassen jedenfalls die lächerlichen Anzeigen schließen, die das Heft finanzieren. wie immer steuerte übrigens Haggi zwei (diesmal recht harmlose) Cartoons bei, und Andi M. colorierte das Titelbild. Jo84
P. M. Hoffmann: Kreuzfeld & Jacob # 3. Die Macht der Liebe. 36 Seiten, s/w mit Farbumschlag, DIN A 5, 5,95 Mark. Extrem Erfolgreich Enterprises.
Jacob liebt seine alte Schachtel Kreuzfeld über alles in der Welt - eine Liebe, die sie selten erwidert. Diesmal versucht sie ihn durch die Offenbarung zu vertreiben, daß sie eigentlich ein Mann ist. Doch davon läßt er sich nicht beeindrucken, denn schließlich hat er ihr auch etwas zu gestehen. Kann ihre "Liebe" den Belastungen der Vergangenheit standhalten, oder endet alles in einem großen Knall? Inspiriert vom Megaseller "Titanic" schuf P. M. Hoffmann einen witzigen Rückblick auf die Vergangenheit der Protagonisten. Der Semiprofi Hoffmann ist sicher nicht der beste Zeichner Deutschlands, kann aber den Klamauk in seinem Stil zwischen Underground und Mali und Werner gut rüberbringen. Eine unterschätzte Reihe und ein unterschätzter Zeichner, wie man auch im letzten PLOP sehen konnte. Jo84
Dirk de Lange: Acila # 3. 36 Seiten, s/w, DIN A 4, 5,90 Mark. Dirk de Lange, Bleichstraße 15, 51063 Köln.
Dirk de Lange ist ein recht begabter Pin Up-Zeichner. Diesen Eindruck kann man gewinnen, wenn man die Werbung auf der vorletzten Seite des Hefts betrachtet. Comics haben dagegen den Nachteil, daß man neben Frauen in verführerischen Posen auch alles mögliche andere zu zeichnen hat, was der Fortgang der Geschichte erfordert. Man darf in sie nicht allzu viel Energie investieren, weil das Drumherum sonst zu sehr dagegen abfällt. Daher sehen die Comicseiten letztlich so aus, wie sie aussehen: recht gekonnt, aber auch hingeschludert, und bei vielen Bildern fehlt halt die Pin Up-Vorlage. Über die beiden enthaltenen Geschichten - neben der Titelstory noch "Glory Road - möchte ich nicht viel sagen; sie ordnen sich inhaltlich der Grafik klar unter: "Acila" ist ein Fantasyabenteuer in mythischem, griechisch-antikem Rahmen, "Glory Road" eine Schicki-Micki-Travestie-Schnulze, beide mit Softporno-Anklängen. Gern würde ich ja an den Autor appellieren, sein Talent für Besseres einzusetzen, aber womöglich verkauft er "Acila" gut... aa
Michael Machner: ausLegendes Herzen # 2. 28 Seiten, s/w mit Farbcover, DIN A 5, 2,70 Mark (plus 30 Pfennig Porto). Michael Machner, Falkenweg 4, 61184 Karben.
Hier artikuliert sich ein Poet des Alltags. Er tut, was richtige Künstler zu tun pflegen: Er geht ein Risiko ein. Das Risiko nämlich, daß seine Strips manchmal banal werden können. Aber seine Miniaturen schaffen immer die Balance zwischen Tiefgründigkeit und Trivialität. Michael Machners Phantasiefiguren haben Gefühle, Herz, Flausen im Kopf - kurz: sie sind lebendig. Das mit vielen kleinen Geschichten gefüllte Heft ist teils liebevoll handcoloriert. aa
Sven Markert: Andi & Berke Comic # 2. 58 Seiten, s/w, DIN A 4 (Spiralbindung), 3,90 Mark. Sven Markert, Berliner Straße 8, 59192 Bergkamen.
Dieses Werk gnadenlos zu verreißen, wäre nicht besonders schwierig. Sven Markert erzählt mit ziemlich beschränkten grafischen Mitteln eine ziemlich infantile Geschichte. Aber mir sind beim Lesen trotzdem eine Menge positive Dinge aufgefallen. "Andi & Berke" tritt zunächst mal den Beweis an, daß die heutigen TV-Kids, die mit "Simpsons", "Akte X" und "Ninja Turtles" aufwachsen, davon ebenso wenig verblöden, wie wir Älteren mit dem Fernsehprogramm vor zehn oder 20 Jahren. Welche Einflüsse das sind, ist in diesem Comic überdeutlich zu sehen ("Werner" gehört auch dazu und vermutlich auch "Clever & Smart"). Im Stil dieser Vorbilder fabuliert Sven Markert ganz unbekümmert drauflos. Er versucht überhaupt nicht, sie zu kaschieren, sondern zitiert sie ganz ausgiebig. Und trotzdem ist die Story - wenn man auch sicher keine hohen Maßstäbe an sie anlegen kann: Andi läuft nach Verbrauch einer Milchtüte, die das Verfallsdatum überschritten hat, Amok, und Berke versucht, ihn aufzuhalten - ganz eigenständig. Bei ihm ist auch nicht, wie bei vielen Anfängern, festzustellen, daß die Geschichte holpert oder leerläuft. Nach beachtlichen 47 Seiten endet der Autor mit den Worten: "Ich schlage dieses Comic für einen Oscar vor!" Leute mit solcher Chuzpe bringen's in der Tat meistens weit. Und als ob er gerade so in Fahrt war, daß er nicht gleich zu zeichnen aufhören konnte, hängt er noch ein paar Illustrationen und Kurzcomics an. Diesem Mann kann ich wirklich nur mein ganzes Wohlwollen geben. aa
Fido el Odif / Andreas von Altarkerze / Mark Paterson: Bodenlos (November 1997). 24 Seiten, s/w, DIN A 5. Mark, Fido & Andreas, Josefstraße 102, 8005 Zürich, Schweiz.
Ein schon etwas älteres Fanzine vom Typ "Gesamtkunstwerk". Die drei versammelten Geschichten fügen sich mit der Art der Aufmachung, mit Druck und Herstellung zu einer Einheit. Mark Paterson haben wir als Künstler bereits in PLOP # 50 kennengelernt. Die Stories, die er sich von Fido el Odif und Andreas von Altarkerze schreiben ließ, sind nicht einfach, aber berückend. Die Titelgeschichte, die davon handelt, wie einem Wohnungssuchenden eine seltsame WG vorgestellt wird, befremdet. Aber sie ist eher leicht zu erfassen im Vergleich zu den beiden anderen. Was für Kafka-Fans und Freunde gediegener Underground-Comic-Kunst. aa
Uwe Reber: Heroes - Menschen und Mythen. Portfolio mit sechs signierten DIN A 4-Bögen, limitiert auf 75 Exemplare, 19,80 Mark. Crago Verlag, Postfach 32, 97991 Creglingen.
Ewig ist es schon her, daß ich das letzte Portfolio in den Händen hielt. Diese Zeichenmappen, die auf exquisit gedruckten Bögen die besten Zeichnungen eines Künstlers präsentieren, sind leider etwas aus der Mode gekommen. Dem Crago Verlag gebührt Dank für sein Engagement im Comicbereich und das damit einhergehende finanzielle Wagnis, auch wenn das Ergebnis nicht immer zufriedenstellend ausfällt. Dieses Portfolio des 1964 geborenen Uwe Reber ist jedoch eine sehr gute Veröffentlichung, die den Coverzeichner des "Comic Herold" mit sechs seiner Arbeiten präsentiert. Superman, Batman, Vampirella, Kom-missar Schimanski, Terminator sowie Bogey und Marilyn finden in dem s/w-Portfolio Platz, dessen Originale allesamt mit Buntstift beziehungsweise Bleistift entstanden. Die Arbeiten sind alle als gelungen zu bezeichnen, da die Helden sofort zu erkennen sind. Mich würde nur interessieren, wie die Bilder im farbigen Original aussehen. Bei einer Limitierung auf 75 Exemplare ist der Preis übrigens sehr günstig - Uwe Reber ist halt noch nicht sonderlich bekannt. Vielleicht ändert sich das ja in Zukunft. Jo84
Miguel E. Riveros: Dunkles Kind. 28 Seiten, s/w, Comicbookformat, 7,70 Mark. Edition 52, Underground Line.
Ein mehr als experimentelles Fanzine legt Riveros hier mit dem Comic "Dunkles Kind" vor, den Dein Comichändler über den Vertrieb "Medienservice Wuppertal" oder "PPM" beziehen kann. Befremdlich ist es schon, wenn einem ein Fanzine als Profiware feilgeboten wird, was aber nichts daran ändert, daß das Werk (am Fanzine-Standard gemessen) recht gut ist. Es geht um ein "dunkles Kind", den Vertreter einer Spezies, die in der Dunkelheit lebte, bevor Gott der Erde das warme Licht brachte. Das warme Licht offenbarte ihnen das Universum, und man zwang sie, mit dem Universum zu leben. Gefangen in jugendlichen Körpern müssen diese dunklen Kinder mit ihrem Herzen aus Wärme und Hoffnung zurechtkommen, denn würden sie sich ins Licht begeben, müßten sie sterben. Die erste Hälfte des Hefts zeigt das dunkel Kind Daniel im Zwiegespräch mit dem Engel Michaelis. Daniel hat sich verliebt, aber Michaelis mißtraut dem Wesen der dunklen Kinder und überzeugt ihn davon, von ihr zu gehen, damit die Liebe weiterleben kann. "Du wirst zurückkehren!" ist seine Prophezeiung, mit der die eigentliche Handlung beginnt. In eckigem Schwarz-weiß-Stil mit Sinn für Effekte verfaßte Miguel E. Riveros den ersten Teil seines Zyklus, der leider zu früh abbricht. Auf den zweiten Teil bin ich sehr gespannt. Jedenfalls war Heft 1 vom Seitenaufbau, zeichnerisch und textlich ziemlich außergewöhnlich. Jo84
Schwarwel: Schweinevogel # 6 bis 9. Je 36 Seiten, s/w mit Farbumschlag, Comicbookformat, 4,95 Mark. Extrem Erfolgreich Enterprises.
"Die Schweinevogel Show" hieß diese Heftreihe einmal, die nun unter dem Namen "Schweinevogel" weitergeht und deren Preis für alle bisher vorliegenden Ausgaben im nachhinein auf 4,95 Mark gesenkt wurde. Schweinevogel soll immer noch für den dreifaltigen Wächter der Zeit die Zeit-Matrix finden, denn er ist das einzige Lebewesen im Universum, das das Zeit-Matrix-Schwert der Zeitwächter berühren kann - für alle anderen ist die Berührung tödlich. Mit einer Riesenwut im Bauch (sein Hausschwein Sid wurde in der Mitte des Zyklus gefressen) geht er zum Angriff über. Im Verlauf der Handlung ergattert er die Matrix, verliert jedoch die Protektion Gottes, seinen rechten Arm und sein Leben. Im Hades trifft er dafür Sid wieder, wird aber doch ziemlich enttäuscht. Extrem Erfolgreich Enterprises, die mit dieser Funnyreihe ihrer Verlagstätigkeit begannen, entwickelten sich in letzter Zeit zu einem Verlag, der nach und nach qualitativ bessere und inhaltlich bösere Comics veröffentlichte. diesem Trend paßte Schwarwel auch seine Reihe an, deren chaotische Handlung immer derberen Humor bekam. Ein durchaus spannender, aber verwirrender Plot läßt "Schweinevogel" zu dem Underground-Tip des Jahres werden, dessen Kauf sich für Comicfans allein schon wegen der vielen Randgags lohnt. Höhepunkt wird die angekündigte Doppelnummer 10/11 sein, die die Story abschließen soll und eindeutig nur für Erwachsene sein wird. Jo84
Bernd Teuber: Julchen # 1. 64 Seiten, s/w mit Farbcover, DIN A 5, 8,50 Mark. Bernd Teuber, Winzenbergstraße 2, 31812 Bad Pyrmont.
Eine agile Schildkröte als Comicheld - diese Vorstellung mutet so absurd an wie die Geschichten, die Bernd Teuber mit seinem sehr reduzierten Zeichenstil, der aber immer so realistisch ist wie nötig, zu erzählen pflegt. Hier hat er seinen kapriolenschlagenden Tex Avery-Humor jedoch ziemlich gezügelt. Nur der Zweiseiter "Der Hai" läßt etwas davon spüren. Das Heft ist sehr schön gedruckt und sauber produziert. Sollte Bernd aber "Julchen" zur Serie ausbauen, würde ich sagen: Das kann er noch besser. aa
Der Comic Herold # 8 (September 1998). 24 Seiten, s/w, DIN A 5, 3,50 Mark. Crago-Verlag, Postfach 32, 97991 Creglingen.
Die Idee, sich für deutsche Superhelden stark zu machen, finde ich grundsätzlich ziemlich interessant. Der aktuelle Superhelden-Boom am Kiosk zeigt, daß es dafür Leser gibt. Herold-Herausgeber J. Heinrich Heikamp hat inzwischen auch mehrere Autoren und Zeichner an der Hand. Aber am Comic Herold ist vorläufig noch vieles verbesserungswürdig. Die Macher bleiben bisher die Antwort schuldig, warum es überhaupt deutsche Superhelden geben sollte. Naive Begeisterung für die US-Vorbilder reicht nicht. Wer eine Superheldin mit dem im übrigen peinlichen Namen Germania in Kölns Hoher Straße auftauchen lassen will, muß das auch ein bißchen glaubwürdig machen. Aber die Mittel der Autoren sind arg beschränkt, die der Zeichner nicht minder. Die vier hier versammelten Geschichten sind banal, die Zeichnungen häufig unausgereift. Auch Heikamps Rezensionen von Superhelden-Produkten fügen sich in dieses Bild ein: Sie sind häufig bloße Inhaltsangaben. Trotzdem scheint das Projekt einigen Schwung zu haben. Vielleicht sollte man dem Comic Herold noch ein bißchen Vertrauensvorschuß geben. aa
Tote Helden Comix # 10. 28 Seiten, s/w, DIN A 5, 2 Mark. Tote Helden Comix, Volksgartenstraße 21, 40227 Düsseldorf.
15 Seiten "Die Tochter des Biafra" und sechs Seiten "Nero's Lied" - das sind zwei Episoden aus derselben Geschichte, genauer aus demselben Setting, gezeichnet im Abstand von 15 Jahren. Bia war schon damals ein exzellenter Zeichner, der seine Lektion von Pratt, Tardi und Toth gelernt hatte. Heute zeichnet er noch reduzierter, aber nicht weniger effektiv. Die Saga vom Kampf der Anarchisten gegen die Nazis in einer öden Zukunftswelt ist für den Leser keine besondere intellektuelle Herausforderung, aber kurzweiliger Lesestoff. Es ist wohl nicht zu erwarten, daß Bia auch mal ein anderes Thema anschneiden wird. Mit Ausnahme einer Zeichnung von Jürgen Raatz sind auch diesmal keine Gastbeiträge im Heft. aa
Boiler # 2. 96 Seiten, s/w mit Farbcover, 20,5 mal 20,5 Zentimeter, 12 Mark. Wittek, Schulweg 29, 20259 Hamburg.
Loppe und Wittek, zwei der vielen Hamburger Kultzeichner, legten schon zum Comicsalon Erlangen das zweite Heft ihrer Reihe Boiler vor, das wesentlich gelungener ist als Heft eins. Im erweiterten Umfang, mit verbesserter Aufmachung (Unikatcover) präsentieren sie elf verschiedene Zeichner. Dabei ist so gut wie jeder, der in der jüngeren Hamburger Fanszene schon einen Stammplatz hat: Wittek, Loppe, Oliver Ferreira, Markus Huber, Calle Claus, Rainer Baldermann, Markus Winter, Teer, Robert Wenzl und andere tummeln sich hier vergnügt im Boiler-Universum. Dank der Zusammenfassung der ersten zwei Teile der Hauptgeschichte in Boiler (erschienen in "Heutelein" # 1 und "Boiler" # 1) verstehe ich mittlerweile sogar teilweise, um was es geht. Die Erfindung des wahnsinnigen Wissenschaftlers Dr. Queller verursacht in unserer Galaxis während eines Angriffs von außerirdischen Robotern einen Dimensionsriß, der alle Lebewesen in Maschinen verwandelt: Das Boileruniversum ist geboren! Witteks Fortsetzungsstory, grafisch der Höhepunkt des Heftes, entwickelt sich durchaus spannend weiter. Leider bricht die Handlung nach 15 Seiten ab, um in Boiler # 3 fortgesetzt zu werden. Die anderen Zeichner präsentieren eigenständige Kurzgeschichten um Boiler, sprich Maschinen aller Art. Dabei geht es oft um das Verständnis zwischen organischen Wesen und Boilern (wie zum Beispiel bei Oliver Ferreira, Robert Wenzl), die Übertragung menschlicher Verhaltensweisen ins Boileruniversum (Markus Huber) oder einfach Huldigungen an Maschinen, Schrott oder Rost. Calle Claus adaptiert Kafkas "Verwandlung" ins Boilermilieu, und Loppe versinkt gänzlich in den erotischen Wirkungen von Boilerstrukturen. Herausgekommen ist wieder einmal ein mehr als merkwürdiges Heft, das größtenteils trotzdem begeistern kann. Es gibt jedoch auch unverständliche oder einfach schlechte Beiträge von Pseudokünstlern, die einen jedoch nicht vom Kauf dieses Gesamtkunstwerks abhalten sollten. Jo84
Kreativo! # 24 und 25 (September und Dezember 1998). 28 Seiten, s/w, DIN A 5, 2.50 Mark. Kreativo!-Projekt, Birke, Postfach 2022, 58470 Lüdenscheid.
Wir nehmen weiter Anteil an Birkes Leben, das zuletzt infolge einer nicht diagnostizierten Bauchspeicheldrüsenentzündung sogar ernstlich in Gefahr gewesen zu sein scheint. Niemand sonst hat aber auch so berührende Lebenszeichen von ganz verschiedenen Leuten im Heft. Man muß sich ein wenig hineinversenken, denn nicht alles ist ganz lesefreundlich, aber die faszinierende Wirkung ist immer wieder zuverlässig. Schön finde ich auch, daß dem Heft immer wieder Fotoabzüge (anstelle von Farbdrucken) beiliegen. Sowas gibt's nur bei liebevoll gemachten Kleinst-Fanzines. Die Ausgabe 25 markiert zugleich sechs Jahre ununterbrochenes Erscheinen, worauf Birke nicht zu Unrecht ein bißchen stolz ist. Abgesehen von einem grünen Umschlag und einem längeren Interview mit dem Lyriker Andreas Diesel bietet auch dieses Jubiläumsheft den gewohnten Stoff. aa
Frösi für die Frau # 8 (Spätsommer 1998). 40 Seiten, s/w, DIN A 5, 2 Mark. Christian Wolter, Postfach 21, 18292 Krakow am See.
Wofür "Frösi" steht, wissen PLOP-Leser bereits seit einer Weile. Roman Turowski hatte uns in # 49 darüber aufgeklärt, daß es zu DDR-Zeiten eine Zeitschrift namens "Fröhlich sein und singen", kurz "Frösi", gab, an der ihn nur der regelmäßige Comicstrip interessierte. Hier reisen nun ein paar Rostocker unter falscher Flagge. Das nicht geklammerte, aber gut gedruckte Heft enthält viele ganz überwiegend gute Tex-te über das Leben in Rostock. Überzeugend wird ein Underground-Lebensgefühl umgesetzt. Witzigerweise ist aber auch ein hingegebener Modern Talking-Fan unter den Autoren. Illustriert ist das Magazin sparsam, was Absicht sein könnte. Trotzdem sollten sich Zeichner, die nach Veröffentlichungsmöglichkeiten suchen, diese Adresse merken. aa
Wacka Wacka # 4. 60 Seiten, s/w mit rosa Umschlag, DIN A 5, 3 Mark. Guido Kawczynski, Kem-nitzer Hauptstraße 26, 14874 Nuthe-Urstromtal (Ortsteil Kemnitz).
Wacka Wacka # 3 hat in Erlangen den Preis für das beste Fanzine erhalten. Das hat damals bei manchen Gemaule hervorgerufen: Bei aller Liebe könne sich dieses Heft doch nicht mit Panel vergleichen, das ebenfalls den Preis erhielt. Hinter dieser merkwürdigen Preisvergabe stecke doch wohl ich, wurde gemutmaßt. Also dazu möchte ich sagen: Die Jury bestand aus vier Leuten, und wenn nicht wenigstens drei von ihnen Wacka Wacka auf ihrer Liste gehabt hätten, wäre der Band überhaupt nicht in die engere Auswahl gekommen. Im übrigen fühle ich mich mit der Nummer 4, die nun nicht unwesentlich mit Hilfe des ICOM-Preises zustande gekommen ist, in unserer Entscheidung voll bestätigt. Diejenigen unter den Lesern, die sich, wie ich weiß, die Rezensionen in PLOP immer mit gezücktem Bleistift durchlesen, sollten ungefähr hier mal ein dickes Kreuz hinmalen. Wacka Wacka ist allerdings nach wie vor kein reines Comicfanzine. Es gibt viel Platz für Plattenkritiken oder mehr oder weniger poetische (Selbsterfahrungs-)Texte. Guido gibt mit seinem Magazin ganz locker witzige Einblicke in seine Leipziger Studentenexistenz. aa
cARToon # 1. 40 Seiten, s/w mit gelbem Umschlag, DIN A 6, 3 Mark . Kai-Michael Möbus, Lotzestraße 4, 37083 Göttingen.
In der vergangenen Ausgabe hatte Kai um Zusendung von Cartoons gebeten. Hier ist jetzt das Magazin, das er dabei im Sinn hatte. Sieben Cartoonisten sind vertreten. In der Regel steht einem Cartoon eine Seite zur Verfügung. Damit das Werk die Seite auch trägt, hat sich Kai für ein kleineres Format entschieden. Das Besondere dieser erste Ausgabe ist für mich, daß Cartoons wieder einmal so viel Platz eingeräumt wird und sie nicht bloß wie sonst als Füller in Comicmagazinen dienen. Das Satireniveau etwa von SI-Kartoon hat cARToon - trotz Mitwirkung von SI-Kartooner Mat-thias Langer - noch nicht erreicht. Aber das Heft ist auf jeden Fall eine Bereicherung für die Fanszene. aa
Handyburger # 18. 60 Seiten, s/w mit zweifarbigem Cover, DIN A 5, 7 Mark. Forum Ljubljana, Metelkova 6/I, SI - 1000 Ljubljana.
"Stripburek" aus Ljubljana war für mich in PLOP # 53 die überraschendste Veröffentlichung im Fanzinebereich. Nachdem ich den Leuten ein Belegexemplar gesandt hatte, traf umgehend Nachschub ein. Die Kollegen in Slowenien (gehörte einst zu Jugoslawien und schließt sich direkt an Südost-Österreich an) sind also schon länger aktiv. Auch dieses Heft finde ich ganz bemerkenswert. Auf dem Titel sehen wir einen Seeräuber, dem mal offenbar im Kampf mit einem Hai oder einer Krake eine Hand abhanden gekommen ist. Der Stumpf ist jetzt mit einem piratentypischen Ha-ken verziert, aber einem ganz besonderen: Da sind nämlich auch noch eine Säge, ein Messer, ein Korkenzieher, ein Flaschenöffner und sogar ein Pinsel ausgeklappt. Der Haken wurde zweifellos in der Schweiz gefertigt. Im ganzen Heft geht es um fehlende Gliedmaßen, um Prothesen und wie man sich verstümmelt durchs Leben schlägt - das sind die Folgen des Balkankriegs. Die Zeichner können dieses traurige Thema teilweise durchaus satirisch verarbeiten, aber natürlich auch ganz ernsthaft. Da gibt es keine gefühlsselige Betroffenheit, weil sie mit den Problemen täglich konfrontiert sind. Allerdings muß wohl keiner der beteiligten Künstler mit einem aus dem Armstumpf ausklappbaren Pinsel zeichnen. Grafisch wirken fast alle Beiträge sehr professionell und überzeugend. aa
Menschenblut # 31/32. 68 Seiten, s/w mit Farbcover, Comicbookformat, 14,80 Mark. Eisenfresser Comix, Postfach 1141, 36094 Petersberg.
"Das Leben ist eine Hure" heißt der einzige, überlange Comic in der neuen Ausgabe, selbst ausgedacht und über 62 Seiten hinweg hingemalt von einem richtigen Autoschlosser, dem schamlosen Scam. Die atemberaubende Geschichte der Kopfgeldjägerin Hurlant McHoe beginnt so nervenzerfetzend, wie einstmals die Abenteuer des ritterlichen Helden Sigurd endeten - in einer ausweglosen Falle. Doch, wie's heute auch im Kino guter Brauch ist, sogleich löst sich alles in einer gewaltigen Explosion auf, und mit roten Ohren verfolgt der gebannte Leser, wie schon nach gut zehn Seiten der große Grundkonflikt dieser Story konstruiert wird: Den durchgedrehten Androiden, hinter dem die gute Hurlant her ist, will sich auch ein Konkurrent, der schmierige Chickenballs, unter den Nagel reißen. Nur ein paar Karambolagen, Detonationen und Schußwechsel später haben die beiden schon die Spur des - nicht ganz wehrlosen - Opfers aufgenommen. Zum nun wirklich unerträglich spannenden Showdown stellt sich schließlich zudem der Auftraggeber der wilden, verwegenen Jagd ein, worauf die ganze Stadt in die Luft fliegt (hier mal zur Abwechslung nicht New York, sondern ein architektonisches Gebilde, wie es Leuten wie Moebius oder Druillet in frühen "Schwermetall"-Ausgaben aus der Feder zu fließen beliebte). Zeichnerisch hat Scam übrigens noch eine ganze Reihe weiterer Vorbilder wie Liberatore, Serpieri, Manara, und in "Judge Dredd" und Walt Simonsons "Alien" hat er auch ein paarmal reingeguckt. Die genannten Künstler würden es sich freilich vermutlich verbitten, für diesen gequirlten Schwachsinn mit verantwortlich gemacht zu werden. aa
Koma Comix # 19. 36 Seiten, s/w mit Farbumschlag, 13 mal 19 Zentimeter (nicht ganz DIN A 5), 3 Mark. Weißblech Comics, An der Landstraße 5, 23758 Kükelühn.
Das Heft hat mir gefallen (was ja nicht immer so ist), obwohl die Hauptstory irgendwie dahinplätschert und sonst nur noch zwei Füller im Heft sind. Nur diese beiden Geschichten sind wirklich gut: Die Koma-Crew als Popper und ein Blick hinter die Kulissen der Comicproduktion - mit jeweils vielen originellen kleinen Gags. Die Geschichte "Keiner mag uns" bringt dagegen auf 14 Seiten die alte Partysuche-Probleme-mit-Frauen-Spaß-mit-Alkohol-und-Drogen-Leier, aber sie liest sich trotzdem nett. Man kann sich halt vorstellen, daß das alles wirklich passiert ist, und auch die Figuren wirken richtig schön lebendig. aa
cOMIc # 34 und 35. Je 28 Seiten, s/w, DIN A 5. Im Tausch gegen Beiträge oder andere Fanzines bei Gerd Bonau, Schleswiger Straße 9, 24392 Süderbrarup.
Lange dauert's nicht mehr, dann hat Gerd Bonau PLOP überholt - allerdings nicht, was die Zahl der publizierten Seiten betrifft. Der bescheidene Umfang von cOMIc erlaubt es Gerd Bonau, die Seiten statt mit Zahlen von A bis Z durchzunumerieren. Ich müßte da schon zum chinesischen Alphabet Zuflucht nehmen. Aber dies nur nebenbei. An den neuen Ausgaben gefällt mir, daß Gerd jetzt regelmäßig Fachartikel im Heft hat, in den beiden vorliegenden ein Porträt des Marvel-Zeichners George Tuska und einen Blick auf DC-Veröffentlichungen in Dänemark. Da die Artikel (und insbesondere die hinzukommenden Checklisten) kompetent wirken, finde ich es allerdings wiederum schade, daß sie so kurz sind. Gerd scheint der irrigen Auffassung anzuhängen, daß alles an einem Fanzine klein und niedlich sein sollte. aa
Die Hirse # 20. 42 Seiten, s/w mit Farbumschlag, DIN A 5, 7,80 Mark. Laabs Kowalski, Pantaleons-mühlengasse 6, 50676 Köln.
Es ist immer wieder schön, wenn mir eine neue Hirse ins Haus flattert. Mit der Hirse, die es bereits seit Anfang der 80er Jahre gibt, begann mein Einstieg in die Comicszene. Seitdem hat die Hirse viele Wandlungen durchgemacht, aber das Konzept ist gleich geblieben: Hirse präsentiert Comic- und Wortbeiträge des untersten Niveaus, grenzdebil und liebenswert. Das ist wirklich positiv gemeint, denn heutzutage wird einem das Lachen doch oft ganz schön schwer gemacht. Da soll man aufpassen, daß die Witze politisch korrekt sind, nicht frauenfeindlich und möglichst nicht zu flach. Aber was soll das? Man sollte das alles über Bord schmeißen und mehr Hirse lesen, denn einen zum Lachen bringen, das kann sie. Gerade weil die Witze so flach sind. Dafür sorgen die Mitarbeiter Laabs Kowalski, Kim Schmidt, Rainer Baldermann und andere. Der Rake Verlag hat sich des humoristischen Genies Kowalski angenommen, so daß die letzten Nummern jetzt auch in jedem Buchladen bezogen werden können. Mit Heft 20 hat Laabs übrigens ein Konzept gefunden, das er beibehalten sollte: Viele kurze Beiträge im Comic- und Wortbereich wechseln sich ab und machen das Heft zu einem vielseitigen Lesespaß. Jo84
Napartheid. 52 Seiten, s/w mit Farbumschlag, DIN A 4, 300 Pesenten. Napartheid, Martzelo Zelaieta karrika, 75.AA1 aretoa, 31014 Irunea, Baskenland.
Ich möchte auch die Zusendung dieses Hefts vermerken, obwohl ich natürlich wieder kein Wort verstanden habe. Es scheint sich wohl das Thema Medien/Internet durchs Heft zu ziehen. Die meisten Beiträge sind, wie schon in den vorhergehenden Ausgaben, grafisch ziemlich gut. Mehr läßt sich dazu leider nicht sagen. Immerhin: In der Heftmitte entdecke ich einen Hinweis auf PLOP, was mir aber nur deshalb gelingt, weil die Basken freundlicherweise das Cover der # 52 abgebildet haben. aa
Mixer # 7. Ca. 26 Seiten, s/w, DIN A 4, 2,50 Mark. Claudia Bernhardt, Freibergerstraße 66, 59558 Lippstadt.
Unikat-Cover sind ja nichts Neues. Leute wie Jo Guhde schmücken ihre Fanzines gern mit Covern, die Exemplar für Exemplar individuell bemalt, beklebt oder bedruckt sind. Claudia Bernhardt schafft hier aber das wohl erste richtige Unikat-Fanzine. Das Prinzip ihres Mixers ist ja, daß die beteiligten Künstler ihre Arbeiten selbst vervielfältigen und Claudia nur die Beiträge zu fertigen Heften zusammentackert. Und für die neue Ausgabe haben eben einige Leute variabel gestaltete Beiträge eingesandt. Das Magazin wird statt für Comicfans zunehmend für Kunstliebhaber interessant. aa
Piccolo Magazin # 23. 42 Seiten, s/w mit einzelnen Farbseiten, Piccoloformat, 7 Mark plus 1,50 Mark Porto. Thomas Böhme, Mühlstraße 19, 65779 Kelkheim
Herr Walter Lehning-Hannover treibt, wenn auch schon lange tot, noch eine Menge Leute um. Nachforschungen nach den von ihm herausgegebenen Piccolos und Fanaktivitäten füllen inzwischen schon 23 Magazinausgaben. Das alles wird allgemeinverständlich aufbereitet und ist somit auch für den Nicht-Lehning- oder -Piccolo-Afficionado nicht uninteressant. In der neuen Ausgabe finden sich unter anderem ein Artikel über Comic-Indizierungen, den Lehning 1954 für die Fachpresse geschrieben hat, ein Artikel über Augusto Pedrazza, ein Reisebericht aus Frankreich (wo es natürlich auch Piccolos gibt) sowie Comics von Michael Götze und Heinrich Banemann. aa
Donaldist # 105. 48 Seiten, DIN A 4, 8 Mark. Johnny A. Grote, Belvederestraße 24, 50933 Köln.
Lange habe ich schon nichts mehr von der Clubzeitschrift der D.O.N.A.L.D. (Deutsche Organisation nichtkommerzieller Anhänger lauteren Donaldismus) gehört, bis mir diese Ausgabe in die Hände fiel. Zum ersten Mal erschien sie mit Variant-Cover, ein völliges Novum angesichts der ansonsten streng wissenschaftlich gehaltenen Fachbeiträge über den Entenhausener Kosmos. Das professionelle Fachmagazin vermittelt uns in dieser Ausgabe Wissen über "Sprachquellen und Quellensprachen im Donaldismus", "Festkultur in Entenhausen" oder "Ach so, Sie sind Romulaner. Das ist etwas anderes." Es ist natürlich sehr witzig, die bierernsten, mit möglichst vielen Fremdwörtern durchsetzten Artikel über solch lächerliche Themen zu konsumieren, auch wenn man kein harter Donaldist ist und deshalb vieles auch nicht versteht. Aber wer Donald und Konsorten mag, sollte ruhig einmal reinschauen. Jo84
Magazine # 2. 16 Seiten, s/w, DIN A 5, 50 Pence. Andy, P.O.Box 8892, London SW 15, England.
Andy ist ein Deutscher, der es an Exzentrik mit den Briten aufnimmt. Deshalb kann er in London ein Heft produzieren, das voll von ziemlich merkwürdigen Beiträgen ist. Das Heft hat tatsächlich nur 16 Seiten, aber es erweckt den Eindruck, als wäre es voll von höchst eigentümlichen Beiträgen. Und irgendwie stimmt es ja auch. Taktvollerweise beginnt Andy mit zwei eigenen Texten, seiner uns schon bekannten Comictheorie und Beobachtungen bei den Comicfestivals in Haarlem und Erlangen. Dann folgen ein Report über Comic-Diskussionen im Internet und ein Überblick über Comics in Museen. Ein gewisser Andy Roberts berichtet, wie er als Praktikant in einem Buchladen Comics in die Regale schmuggelte und beobachtete, wie sie sich verkaufen (insgesamt gar nicht schlecht). Schließlich gibt es noch einen Meta-Text darüber, wie man einen Text für ein Magazin wie das Magazine verfaßt. Die hinteren vier Seiten werden mit Comics aufgefüllt. Verschroben, intelligent, enthusiastisch, der Mini Cooper unter den Sekundärblättern - so läßt sich diese Publikation charakterisieren. Muß ich erwähnen, daß sie mir ausgesprochen gut gefallen hat? aa
Alfred Bekker Magazin. Diverse Ausgaben. DIN A 4. Alfred Bekker, Heiligenberg 88, 58540 Mei-nerzhagen.
Weitere Kostproben der bemerkenswerten Produktivität des westfälischen Heftroman-Autors (unter anderem "Jessica Bannister"). In dem Stapel Magazine, den er mir diesmal sandte, findet sich das Jubiläumsheft # 20 mit zwei Kurzcomics Bekkers, zwei Specials, davon eines mit Rezensionen, ein Sonderheft mit einem kompletten Kurzroman und "Killer-Stories" # 1, ein Nachdruck von Illustrierten-Kurz-krimis. Nach wie vor beeindruckt mich mehr noch als seine Geschichten selbst sein Einfallsreichtum. aa
Comic Collection # 1. 32 Seiten, DIN A 5, gratis (liegt an etwa 300 Stellen in Berlin aus).
Es gibt mal wieder ein neues Umsonstheft, das sich ausschließlich durch Werbung finanziert, und diesmal kommt es aus Berlin. Die Nummer 1 ist die Sommerausgabe (mittlerweile könnte schon eine zweite Ausgabe erschienen sein) und ist ganz ordentlich geworden. Von den fünf Zeichnern ist mir nur Alexander Hutschenreuter bekannt, der ja in letzter Zeit in mehreren Fanzines, darunter auch in PLOP, veröffentlicht. Zeichnerisch können sich aber auch die anderen sehen lassen. Textlich ist in diesem Magazin, ähnlich wie zum Beispiel in "Ilsemann", vor allem ein Problem präsent: Durch die Kürze der Beiträge kann man oft kein Gefühl für einen Comic bekommen. Besonders peinlich ist zum Beispiel ein Fortsetzungscomic, der nach sechs Bildern abbricht. Aber andere sind da wesentlich ausgereifter. Höhepunkt ist meiner Ansicht nach die Stripreihe von Alexander Scholz, die durchaus Profiqualitäten hat. Mit einer Auflage von 30 000 Stück haben die Jungs allerdings ganz schön was geleistet. Fraglich ist für mich nur, wie sie ohne Angabe einer Redaktionsadresse an neue Beiträge kommen wollen. Jo84
Schattenseiten # 8 (Mai 1998). 32 Seiten, s/w mit Farbumschlag, DIN A 4, kostenlos. Fake Press, c/o Andreas Heinze, Schultheißstraße 13, 46047 Oberhausen.
Immer wieder begeistert bin ich von dem Magazin "Schattenseiten", das im Umkreis des Ruhrpotts kostenlos abgegeben wird. Der Fanszene bekannt ist wohl als einziger der hochkarätigen Mitarbeiter Alexander Pavlenko, wobei es alle anderen ebenso verdient hätten. Martin Jablonkas Story "Suzi" geht in die sechste Runde, in der die Titelfigur erfährt, daß sie geklont ist. Petra Pan (genialer Künstlername) erleuchtet uns, wie Don Quichotte zu seinem Esel kam, und Dave Brinks läßt seine kleine Manga-Heldin einen typischen Superheldenkampf ausfechten. Alle Mitarbeiter besitzen einen eigenen, sehr professionellen Stil, an dem es nichts zu meckern gibt. Für mich ist "Schattenseiten" die mittlerweile beste Comic-Umsonst-Zeitschrift Deutschlands. Jo84
David Boller: Kaos Moon # 2. 56 Seiten, davon 46 farbig, Comicbookformat, Hardcover, 22,80 Mark. Alpha
Schön, wieder mal etwas von dem Schweizer Zeichner David Boller zu hören, der mittlerweile in den USA lebt und arbeitet und wegen seinem Independent-Comic "Kaos Moon" dort einen gewissen Kultstatus genießt. Alpha hat diese Perle entdeckt und nach teilweisem Vorabdruck in "Schwermetall" schon den zweiten Hardcoverband publiziert, in dem die Originalhefte 3 und 4 abgedruckt werden. Als Bonus gibt's den Sechsseiter "The Goatman of Central Park" , der 1995 entstand und der erste Comic war, in dem Kaos Moon auftrat (auf deutsch in "Ink" # 6). Katja Zakov ist ein begabtes Medium, welches sich mit bestimmten Beschwörungsformeln in ihr spirituelles Selbst "Kaos Moon" verwandeln kann. Deren Aussehen ist ein bißchen von Chris Scheuers Heldin "Sheshiva" geklaut, der David auch sicher zeichnerisch stark beeinflußt hat. dieser Zweiteiler führt Kaos Moon ins alte Ägypten, denn sie sucht zwei verschollene Freunde, die mit ihrer Zeitmaschine dort gestrandet sind. Eigentlich ist "Kaos Moon" Trash erster Güte, immer schlingernd zwischen wahnsinnig bedeutungsschwanger und recht infantil. David traue ich mehr zu, da er schon vor zehn Jahren in seinem Fanzine "Schatten" bessere Arbeiten vorgelegt hat. Aber die Zeichnungen sind professionell und streckenweise sogar beeindruckend. Der im Original schwarz-weiße Comic wurde für den deutschen Markt recht einfühlsam coloriert. Jo84
Tom Breitenfeldt: Der kleine König der großen Tiere # 2. Der König lebe hoch! 48 Seiten, s/w, DIN A 4-Querformat, 14,90 Mark. Carlsen
Band 1 dieser recht neuen Reihe war schon mein Tip an Euch, und mit Band 2 ändert sich das nicht. Die halbseitigen Strips um den recht friedlichen Löwen mit Regierungsanspruch über alle Tiere ist mehr als köstlich. Dik Browne ("Hägar") sagte einmal, er ziehe das Schmunzeln dem Lachen vor, und während man diese Strips liest, gibt man ihm recht. "Sophisticated" wäre wohl das richtige Wort ohne deutsche Übersetzung für die Gags, die in der Tradition der Peanuts, Mafalda oder Hägar stehen, nur daß Tiere die Protagonisten sind. Während die anderen Strips zu Weltruhm gelangten, ist "Der kleine König der großen Tiere" jedoch hoffnungslos unterschätzt. So ist es Carlsen hoch anzurechnen, daß man das Wagnis eingeht, einen schwarz-weißen Comic in solch einem ungewöhnlichen Format zu publizieren. Entgegen der breiten Meinung halte ich den Comic übrigens nicht für einen Kindercomic, sondern ausdrücklich für vor allem für junggebliebene Erwachsene empfehlenswert. Jo84
Chauvel / Simon: Clownfish # 1. Happy. 48 Seiten, farbig, Softcoveralbum, 19,90 Mark. Carlsen
Henryetta, ein Kaff in Oklahoma in den 50er Jahren. Nach dem Tod seines Vaters macht sich Happy Wimbush auf den Weg nach Denver, Colorado, wo sein älterer Bruder Chas lebt. Doch kaum in der großen Stadt angekommen, muß Happy mit ansehen, wie Chas im Auftrag der Mafia kaltblütig einen Mord begeht. Schon bald überredet ihn sein Bruder, ins Syndikat einzusteigen. Doch schon der erste Coup läuft nicht besonders gut für das Landei. Die neue Reihe ist eine solide gezeichnete und getextete Gangstergeschichte in der Tradition von Filmen wie "Goodfellas". Der Zeichenstil ist nicht wirklich realistisch, sondern teilweise etwas karikaturhaft, was bei dem ernsten Text nicht immer paßt. Natürlich bricht die Handlung an der spannendsten Stelle ab, um im zweiten Band fortgeführt zu werden, der aber leider bis März noch nicht einmal angekündigt ist. Jo84
Derib und Job: Yakari # 1 bis 4. Je 48 Seiten, farbig, 17 x 23,5 Zentimeter, 9.90 Mark. Carlsen
Das neue Unterlabel "Carlsen Comics für Kids" wurde geschaffen, um auch wieder jüngeren Leserschichten Comics zu bieten, auf denen ihre Leidenschaft aufbauen kann. Nach den klassischen "Petzi" und "Die Schlümpfe" werden jetzt auch die Abenteuer des kleinen Indianerjungen Yakari wiederveröffentlicht. Leider konnte man den Preis von 7.90 Mark nicht halten, so daß die Eltern jetzt doch wieder einen Betrag hart an der Schmerzgrenze hinblättern müssen. Dafür sind die Abenteuer des kleinen Yakari, der mit den Tieren sprechen kann, auch so ziemlich das beste, was Kinder an Comics konsumieren können. Der niedliche und pfiffige Comic, der als Album zwischen 1970 und 1978 entstand, macht sich im kleinen Taschenformat viel besser als in DIN A 4. Nur die beiden ersten Bände sind teilweise zu dunkel coloriert, so daß wenige Details im neuen Format schlecht zu erkennen sind. Trotz dieses Makels sind die vier bisher erschienenen Alben "Yakari", "Yakari und der weiße Bison", "Yakari bei den Bibern" und "Yakari und Nanaboso" wärmstens zu empfehlen - auch für Große. Jo84
Will Eisner: Family Matter. 68 Seiten, zweifarbig, Hardcoveralbum, 24,95 Dollar. Kitchen Sink Press
Während man in Deutschland froh sein kann, wenn lange Jahre fehlende Werke wie Eisners "Moby Dick"-Adaption endlich publiziert werden, liegt in Amerika bereits der brandneue Will Eisner-Band vor. In "Family Matter" geht Eisner der Frage nach, wie das Phänomen Familie bewertet werden kann, das ja nichts weiter ist als eine Ansammlung zufällig durch Verwandtschaft in einer Beziehung stehender völlig verschiedener Menschen. In diesem Band kommt die Tochter eines alten Herrn auf die Idee, zu einem 90sten Geburtstag die ganze Familie einzuladen, um ihm eine Freude zu machen. Leider ist der Papa seit dem Tod seiner Frau und dem darauffolgenden Schlaganfall gelähmt und kann noch nicht einmal sprechen. Grund genug für die meisten seiner sechs Kinder, ihn abschieben zu wollen und schon einmal sein Erbe aufzuteilen. So währt die Freude nicht lang, als alle seine Kinder, die sich nicht riechen können und sich teilweise schon Jahre nicht mehr blicken ließen, zu der Geburtstagsparty erscheinen. Wehrlos muß der alte Mann die Horde Aasgeier ertragen, gefangen in einer Erinnerung, die alles ist, was ihm bleibt. Eine bittere Pille ist es, die uns Eisner, selbst nicht mehr der Jüngste, mit diesem Buch beschert. wie immer schafft er es, uns durch eine Alltagssituation zum Nachdenken anzuregen. Eisner ist der absolute König der Comiczeichner, und nicht einmal der unverschämte Preis des Buches kann mich davon abhalten, es euch wärmstens zu empfehlen. Jo84
Will Eisner: Grafisches Erzählen - Graphic Storytelling. 170 Seiten, Softcoveralbum, 49.80 Mark (auch als Hardcover erhältlich). Comic Press
Seit einigen Jahren liegt in Amerika Wills Sekundärwerk "Graphic Storytelling" vor. Die Fortsetzung des Bandes "Comics + Sequential Art" beschäftigt sich damit, wie man eine Geschichte in Bildern erzählt, ist also kein Zeichenkurs, sondern eher eine Art Erzählkurs. Gerd Zimmer erbarmte sich und brachte beide Bücher in seinem Comic Press Verlag heraus. Während "Mit Bildern erzählen" schon seit zwei Jahren vorliegt, gibt es den zweiten Band "Grafisches Erzählen" erst seit Juni. Der Band beweist, daß Will Eisner nicht nur einer der besten Comiczeichner ist, die jemals etwas veröffentlicht haben, sondern noch viel mehr einer der besten Comicerzähler, wenn nicht sogar der beste überhaupt. Es sei ihm gedankt, daß er sich bemüht, uns an seiner Kunst teilhaben zu lassen. Erst bei der Lektüre des Buches merkt man, wie wenig nur man eigentlich über die erzählerische Seite in Comics weiß, und wo überall sich Comiczeichner von Weltrang ihre Einflüsse herholen. Allen Comiclesern kann ich das Buch empfehlen, durch das man viel über das Medium erfährt - für alle Comiczeichner und -erzähler ist es absolute Pflichtlektüre. Die Übersetzung ist im übrigen von mir, ebenso das Lettering. Durch einen Fehler beim Scannen wurde der Großteil des Buches digital nachgelettert, obwohl Handlettering vorlag. Das ist allerdings der einzige Wermutstropfen des Werkes. Jo84
Flix: Who the §%&§ is Faust? Album. Eichborn
Hinter diesem mit Sicherheit sehr verkaufsfördenden Titel verbirgt sich eine ordentlich aber unspektakulär gezeichnete, ach-so-aktualisierte und parodistische Bearbeitung des "Faust" von Goethe. Naja, das mag nun auch nicht einfach sein, aber wem 20 Jahre nach dem "Silver Surfer"-Mephisto und der Hölle der "Floh-heimer" (Schulz/Ryba) nichts besseres einfällt, als den Teufel glatzköpfig, mit großen Ohren und Lederjacke agieren zu lassen, Gott als schnurrbärtigen Mann an einem kleinen PC darzustellen und Faust die Walpurgisnacht als Drogentraum unterzuschieben, der hat wohl etwas zu wenig Phantasie oder er hält dies für witziges Understatement. Da haben schon die italienischen Donald-Zeichner in den 70ern eine bessere Bearbeitung gewagt (mit Daisy als Gretchen und tausend Disney-Knuddelmonstern in der Walpurgisnacht - vergleiche Lustige Taschenbücher # 11 für ähnliche Monster; das "Doktor Faust"-Album von Disney ist bei uns selbstverständlich nie erschienen). Gar nicht zu reden von Tezukas verblüffend werkgetreuer Fassung (späte 40er Jahre; japanischer und kantonesischer Reprint immer noch erhältlich), in der Mephisto als Pudelchen neben einem großäugigen Teenie-Faust buchstäblich herdackelt. Gähn! Herod
Franquin: Gaston # 1, 6 und 18. Je 48 Seiten, farbig, Softcover, 14.90 Mark. Carlsen
Zum x-ten Mal beginnt auch eine neue Gaston-Edition. Diese hat nun die Originalcover. Komplett sind die Bände jedoch auch diesmal wieder nicht. Einige Halbseiter wurden wegen schlecht übersetzbarer Wortspiele oder ähnlichem ausgelassen. Für mich ist das unbegreiflich, denn die Wortspiele könnte man doch in Fußnoten erklären. Jedenfalls sehe ich nicht ein, zum fünften Mal eine unvollständige Edition zu kaufen, und dann noch nicht mal in Hardcover. Die Hardcoverreihe wurde übrigens wegen katastrophaler Verkaufszahlen mit Band 17 gestoppt, weshalb die Softcoveredition mit Band 1 und 18 gestartet wurde. Außerdem ist noch Band 6 erschienen. Wem's nur ums Lesen geht, der ist bei Gaston natürlich immer richtig. Und Carlsen bemüht sich immerhin, den Preis korrekt zu gestalten. Jo84
Jean Pierre Gibrat: Der Aufschub. 64 Seiten, farbig, Softcoveralbum, 24,80 Mark. Salleck Publications
Jean Pierre Gibrat hat an mehreren Alben als Colorist oder Zeichner gearbeitet, bevor er sich mit "Le Sursis" erstmals daran wagte, einen Comic zu texten. Der erste Teil des auf zwei Bände angelegten Comicromans bei Dupuis wurde nun auf Deutsch unter dem Titel "Der Aufschub" veröffentlicht. Eckhard Schotts Kleinverlag "Salleck Publications" nahm sich dem Werk an, dessen Auflage von 2000 Stück (plus 300 Hardcoverbände) ihn sicher nicht reich machen wird. Eckhard Schott ist ein Liebhaber, wie man immer wieder an der Auswahl der Alben und der hervorragenden Aufmachung (Papierqualität und so weiter) sieht. In Gibrats Geschichte geht es um den jungen Julien, der 1943 als Wehrpflichtiger in einem Zug nach Deutschland gebracht werden soll. Er hat jedoch keine Lust dazu und desertiert, indem er vom Zug springt. Dabei hat er noch Glück im Unglück: Seine Papiere, die ihm gestohlen wurden, werden bei einem Toten entdeckt, und er wird für tot erklärt. Trotzdem muß er sich noch verstecken, um nicht aufzufliegen. Er bezieht Stellung in dem leerstehenden Haus eines verhafteten Juden, von dem aus er das halbe Dorf Cambeyrac überblicken kann. Die Langeweile des Versteckens wird aufgelockert durch seine Jugendliebe Cécile, die er oft von seinem Platz aus gut beobachten kann. Leider kann er sich ihr nicht zeigen. So muß er hilflos mit ansehen, wie sich andere junge Männer an sie heranschmeißen... "Der Aufschub " ist ein recht einfühlsames und daher unspektakuläres Werk mit Tagebuchcharakter. Man fühlt mit dem sympathischen Hauptdarsteller; und der Krieg wird einmal nicht ganz so extrem dargestellt, wie man das gewohnt ist. Ein nettes Album, bei dem sich Text, Zeichnungen und vor allem Farben wunderbar ergänzen. Jo84
Carla und Vilhelm Hansen: Petzi # 5 bis 8. Je 32 Seiten, farbig, 17,5 mal 23,5 Zentimeter, 7,90 Mark. Carlsen
Im Zuge der neuen Verlagspolitik kommen bei Carlsen wieder vermehrt Klassiker der Kindercomics zum unüblich günstigen Preis von 7,90 Mark zum Abdruck. Petzi ist dabei wohl der älteste dieser Klassiker. Die vorhergehenden Bände "Petzi bei den Pyramiden", "Petzi auf der Schildkröteninsel", "Petzi am Nordpol" und "Petzi als Bergsteiger" entstanden 1956 und 57 direkt für den Carlsen Forlag in Kopenhagen. Seltsamerweise hat sich Carlsen dazu entschlossen, in dreimonatigem Turnus gleich jeweils vier Bücher auf einmal herauszubringen, was ich für Blödsinn halte. Ansonsten kann man zu Petzi nicht viel schreiben außer, daß er für hunderttausende von kleinen Kindern seit Jahrzehnten den Einstieg in die Welt der Comics ermöglicht, ohne von den Eltern eine negative Wertevorstellung vermittelt zu bekommen. Deshalb halte ich die Abenteuer des kleinen Bären tatsächlich für einen Klassiker, dessen Neuauflage lange fällig war und rundum gelungen ist. Jo84
Hermann: Jeremiah # 20. Söldner. 48 Seiten, farbig, Softcover, 16,90 Mark. Carlsen
Was soll man über den 20sten Band einer Reihe schreiben, die ein Comic-Urgestein wie Hermann erstellt hat? Nicht umsonst ist er schon 30 Jahre im Geschäft, und seinen Helden "Andy Morgan" kannte zu Zack-Zeiten jedes Kind. Auch seine Reihe "Jeremiah" ist fast volljährig. Sie startete 1982. Der Grundplot dürfte sich mittlerweile herumgesprochen haben. Jeremiah und sein Kumpel Kurdy leben in der Zukunft, genauer gesagt, nach dem nächsten Weltkrieg, der die Menschen in eine etwas primitivere Zivilisation zurückwarf. Im neuen Band dieser Quasi-Western-Reihe geraten die beiden auf der Suche nach Arbeit (Jeremiah) und Diebesbeute (Kurdy) zwischen zwei Fronten, die sich um eine alte Mine streiten. Zufällig erfährt Jeremiah, warum, und dieses Wissen kann ihn sein Leben kosten. Textlich setzt Hermann auf Altbewährtes. Ein bißchen Spannung, ein kleines Rätsel, eine Prise Gewalt und bekannte Protagonisten, die sogar Romea und Julius aus Band 12 wiedertreffen; das alles läßt den Band zu keinem Highlight, aber immerhin einem guten Durchschnittsband werden. Zeichnerisch hat sich in den letzten Jahren schon mehr getan. Zwischen den Alben 1 und 20 liegen Welten. Wer schon ein paar Jahre in keinen Hermann-Band geschaut hat, sollte ruhig mal einen Blick riskieren, denn er hat seine Feder eingemottet und arbeitet mittlerweile ganz ohne schwarze Umrißlinien im Direct Coloring-Verfahren. Dies fällt besonders auf, da einem Teil der Erstauflage eine Heftversion des ersten Albums als Bonus beigegeben wurde. Jo84
Lofficier, Lofficier und Taylor: Tongue und Lash # 1. Der schwarze Ring. 64 Seiten, farbig, Comic-bookformat, 19.80 Mark. Ehapa/Feest
Beim ersten Durchblättern des Bandes war ich mehr als angenehm überrascht. Schon auf der ersten Seite wird erwähnt, daß Tongue und Lash ziemlich von den Arbeiten von Moebius beeinflußt sind. Man kann über Epigonen denken, wie man will, aber dieser Band ist erstklassig abgekupfert und durchaus an den qualitativ besseren Werken des Vorbilds ausgerichtet. Dazu kommt eine hervorragende, recht grelle Colorierung, die sehr gut paßt. Nach dem Lesen des Bandes verflüchtigt sich die Begeisterung aber schnell. Es geht um die Am'qij Tongue und ihren Mitstreiter Lash, denen die Qawilobs eine neue Geschäftsmöglichkeit prophezeien. Die könnten sie gut gebrauchen, denn sie schulden den Itz P'oloms noch einige Yaxob. Tatsächlich sucht sie bald Lady Rain-Star Path auf, erste Tochter der Tzakol-Familie. Ihr Vater Lord Nail-Shield-Jaguar hat vor, sich mit Lilac, einer Chi'il aus Xaman zu vermählen. Lilac ist eine Yatan und arbeitet im K'ux Nab. Der Yahaul liebt sie wirklich, er gibt ihr sogar einen Wayak-Ring, Metazeit und seine Kaste und macht sie damit zum Ch'ul Cahal der Tzakol. Tongue bekommt einen Lak und 1000 Yaxob, um ihre Liebe zu prüfen. Tatsächlich will sie auf dem Pa' chi-Fest seine Yatan werden, doch T'boar will sie in diesem Fall der Quaholom vorwerfen. Lash trifft sich mit ihr, doch plötzlich wird er metastast, und Lilacs Leben ist keinen Yax mehr wert - ähnlich wie dieser Comic, denn wer noch alle K'wrxls im Pr'damast hat, hat eh' schon gemerkt, daß der Text dieses Comics für den Ar'sssch ist. Jo84
J. C. Mezieres / P. Christin: Valerian und Veronique # 17. Die Sternenwaise. 52 Seiten, farbig, Softcoveralbum, 19,90 Mark. Carlsen
Ebenfalls ein Klassiker, der schon mehr als 20 Jahre auf dem Buckel hat, ist die Reihe "Valerian und Veronique" von Pierre Christin und Jean-Claude Mezieres, die bereits bei Band 17 angelangt ist. Diese hat sich im Gegensatz zu "Jeremiah" (siehe unten) kaum weiterentwickelt. Sowohl textlich als auch zeichnerisch bleibt alles beim alten. Die Fortsetzung des Bandes "Im Bann von Ultralum" liest sich allenfalls ganz nett, aber kaum spektakulär. Diesmal müssen die beiden Helden ein Versteck für den Sohn des Kalifen von Iksaladam finden, den sie aus den Händen von Entführern befreit haben. Auf ihrem Weg kreuzen sie wieder viele verschiedene Welten und Lebensformen, wie man das schon kennt. Ganz witzig die Stelle, an der Veronique einen Weltraum-Filmproduzenten trifft und mit einem außerirdischen Charmeur à la Belmondo eine Liebesszene drehen soll. Ansonsten muß man sich dieses Deja-vu einer sowieso recht überbewerteten Serie nicht um jeden Preis gönnen. Jo84
Michel Plessix: Der Wind in den Weiden # 1. Der wilde Wald. 32 Seiten, farbig, Hardcoveralbum, 32 Mark. Carlsen
Viele neue Reihen starten nicht bei Carlsen, und wenn, dann sind es neue Heftserien, Kindercomics oder Megaseller. Ein wirklich schöner Kompromiß ist der erste Band der neuen Albenreihe "Der Wind in den Weiden", den Michel Plessix nach dem Roman von Kenneth Grahame schuf. Einfühlsam setzt Plessix die poetisch und sensibel stimmenden Tierfabeln in zarte Bilder um und schwelgt dabei in wunderschönen Farben. "Schön" ist jedenfalls das Wort, das einem am ehesten dazu einfällt, wenn auch der Text des Albums eher etwas für Romantiker oder größere Kinder ist. Und wirklich ist Band 1 der neuen Reihe von allem ein bißchen. Eine hohe grafische Qualität läßt sich nicht von der Hand weisen, ein Megaseller war die Buchvorlage auch, und das Zielpublikum ist schon aufgrund des Preises eher ganz oben oder ganz unten anzusiedeln. Dieser ist nämlich bei einem Seitenpreis von 1 Mark (zum Vergleich: Bei einigen Heftserien ist man mit 0,12 Mark dabei) weit über der Schmerzgrenze angesiedelt, so daß als Käuferschicht nur einige wohlhabende Schöngeister bleiben oder Eltern, die mit den preisen für gute Kinderbücher für ihren Nachwuchs schon vertraut sind und solche Preise ergo normal finden. Jo84
Ralf Schlüter: Schattengänger # 2. Labyrinth. 56 Seiten, farbig, Überformat, Softcoveralbum, 22,80 Mark. Edition Comic Speedline
Teil 1 von Ralf Schlüters Meisterwerk "Schattengänger" war im letzten Jahr das Album eines deutschen Zeichners überhaupt. Deshalb wartete ich gespannt auf den Abschlußband des Zweiteilers. Auch dieser ist farblich unübertroffen und schafft es, mit seiner Colorierung, die oft in Nuancen nur in ein bis zwei Farben gehalten ist, den Leser in die düstere Welt dieses Comicromans zwischen Horror, Endzeitcomic und Fantasy zu entführen. Textlich ist der zweite Band etwas wirrer und unlogischer geraten als Band 1. Auch mit den Fabelwesen hat der Bielefelder etwas übertrieben. Das sind aber schon die einzigen Schwachpunkte dieses Bandes. Eine Inhaltsangabe des Albums ist schier unmöglich, und was sollte sie von einem zweiten Teil auch nutzen? Insgesamt fällt die Fortsetzung der Saga spannungsmäßig etwas gegenüber dem ersten Teil ab. Ich empfehle diesen Zyklus trotzdem jedem, der ihn noch nicht kennt und mit düsteren Darstellungen des Lebens etwas anfangen kann. Denn "Schattengänger" gehört immer noch zu den besten Werken, die man von einem deutschen Zeichner erstehen kann. Jo84
Kim Schmidt: Ein Heim für Aliens # 1. 52 Seiten, Comicbookformat, 4,90 Mark. Dino
Endlich ist es soweit: Kim Schmidt und die Dinterbrüder Mathias, Stefan und Jan, PLOP-Lesern schon seit Ewigkeiten ein Begriff, haben endlich eine eigene, auflagenstarke Heftreihe. Zwar ist es schade, daß dies nur als Auftragsarbeit zur Verarbeitung einer französischen Trickfilmvorlage möglich war, aber immerhin wurden zur Realisierung der Comicbearbeitung vom "Ein Heim für Aliens" keine No-Name-zeichner, sondern bodenständige, erstklassige Künstler verpflichtet, die schon jahrelange Erfahrung mitbringen. Der überaus erfolgreiche Dino-Verlag wagt mit diesem Heft erstmals eine deutsche Eigenproduktion. Solange die gleichnamige Zeichentrickserie noch auf Pro 7 läuft (sonntags vormittags), kann das Heft durchaus ein Erfolg sein. Die Erstnummer hat allerdings auch ihre Schwächen. Sie enthält zwei Geschichten. Eine davon ist von Stefan Dinter gezeichnet, die andere von Kim Schmidt. Den Text erledigte in beiden Fällen Mathias "Emde" Dinter, die Farben Jan Dinter. Die erste Story ist eine Art Entstehungsgeschichte und ist leider, bis auf die Idee der "Men in Anthrazit", wenig lustig. Die zweite Story ist jedoch von ungleich größerem Format und enthält etliche geniale Ideen, bei denen man sich durchaus amüsieren kann. Zeichnerisch sind natürlich alle etwas unterfordert. Hintergründe sind mehr als sparsam angelegt, und manchen Seiten würde eine etwas differenziertere Colorierung gut tun. Wahrscheinlich sind diese Dinge aber vorgegeben. Nun - wünschen wir dem Heft eine lange Lebensdauer. Verdient haben es Künstler und Verlag allemal. Jo84
Jeff Smith: Bone # 10. Kleine Freunde, große Feinde. 64 Seiten, Farbumschlag, Comicbookformat, Softcover, 16,90 Mark. Carlsen
Ausgerechnet für ein Rattenmonster-Junges namens Bartleby haben der "Moby Dick"-Fan Fone Bone und der verkappte Liebeslyriker Smiley Bone die Verantwortung übernommen. Doch ihre Idee, Bartleby in seine Heimat in den Bergen zurückzubringen, stößt auf wenig Gegenliebe bei dem majestätischen Berg-löwen Rock-Ra. Da ihnen zudem ausgehungerte Rattenmonster auf den Fersen sind, geraten die drei zwischen alle Fronten. Carlsen hat es tatsächlich geschafft, schon zehn Bände dieser Serie zu veröffentlichen, die alle wichtigen Preise in der Comicwelt (acht Eisner-Awards, vier Harvey-Awards, Genie-Award, Prix Vienne, Prix Alph'Art) einheimste. So sehr gefallen mir die Kapitel 28 bis 30 eigentlich gar nicht. Sicher, der Comic ist in einem schönen Strich gehalten und textlich vielleicht ganz nett. Nicht mehr und nicht weniger. Aber das Über-den-grünen-Klee-loben bei Bone finde ich übertrieben. Aber was soll's, letztendlich ist das alles eine Frage des Geschmacks, und die Geschmäcker sind verschieden. Jo84
Frans Stummer / Georg F. W. Tempel: Die Ärzte. 48 Seiten, farbig, Comicbookformat, 14.80 Mark. Ehapa
Schon etwas länger gibt es ihn, den ersten Comic über die beste Band der Welt, die Ärzte, und das Pferd aus Berlin. Und er ist sogar von einem alten Bekannten gezeichnet. Frans Stummer entstammt der harten Fanszene aus einer Zeit, als diese noch golden war, und machte in den letzten Jahren vor allem als Erschaffer seiner Serie "Mars needs Movies" (praktisch Dauergast in "Schwermetall") von sich reden. Texter Georg Tempel schuf etliche Shortstories um die Ärzte und das Pferd aus Berlin, die Frans grafisch in kürzester Zeit umsetzen mußte. Deshalb sei ihm verziehen, daß der Band nicht schlecht ist, aber auch nicht so gut, wie er hätte werden können. Irgendwie ist der Comic wie die Band selbst auch: streckenweise genial, dann aber wieder belanglos, gehypt, insidermäßig oder schlicht albern, aber immer sympathisch. Nach dem Geschmack einiger Fans sahen zum Beispiel die Gesichter der Ärzte (und des Pferdes aus Berlin) zu karikiert aus, beziehungsweise nicht so alt, wie die Ärzte (und das Pferd aus Berlin) tatsächlich schon sind. Beliebt ist das Buch trotzdem bei ihnen, denn die erste Auflage war in kürzester Zeit vergriffen. Damit dürften die Ärzte und das Pferd aus Berlin wohl auch mit Tempels und Stummers Arbeit zufrieden sein. Was unter Rods Hose freigerubbelt werden kann, möchte ich übrigens notorischen Nichtkäufern verheimlichen. Jo84
Naoko Takeuchi: Sailor Moon # 1. Taschenbuch. Feest/Ehapa
Nach der farblich etwas schmerzhaften, aber kiosk- und leserinnengerechten Comicheftausgabe von Sailor Moon erscheint jetzt (nachdem es in Frankreich schon 17 Bände davon gibt) das Original-Manga in Übersetzung. Die Seiten sind gefloppt, also spiegelverkehrt montiert, um der westlichen Leserichtung der Bilder von links nach rechts angepaßt zu sein, was beim Stil dieser Zeichnerin jedoch weniger stört als etwa bei Dragon Ball, wo alle Figuren spiegelverkehrt-asymmetrische Frisuren hätten und die chinesischen Schriftzeichen zu unsinnigen spiegelverkehrten Zeichen würden. Der Stil ist typisch Shojo Manga (= Mädchencomic): leicht, ätherisch, traumhaft und immer etwas gewollt kitschig. Auffällig beim Sailor Moon-Manga ist, daß die Handlung etwas weniger auf Slapstick und Spaß beruht als in der zuweilen göttlich übertriebenen Zeichentrickserie (RTL 2), bei der zweifelsohne in den späteren Folgen auch koreanische Animatoren mitmischen. Man muß sich vieles an Dekor hinzudenken, aber das gelingt durch den gekonnten Lesefluß der Mangaka (= Mangazeichnerin) durchaus. Daß Sailor Moon, die geniale Kombination aus Biggi und Supergirl, nach Startschwierigkeiten schon lange ihren Siegeszug durch Platten-, Video- und Spielwarenabteilungen angetreten hat, brauche ich ja wohl kaum mehr jemandem zu erzählen, oder? Die Geschichte der Kriegerinnen des Mondes jetzt kurz wiederzugeben, dürfte auch überflüssig sein. Interessierten empfehle ich sonst die zahlreichen Sailor Moon-Artikel in "Animania". Herod
Akira Toriyama: Dragon Ball # 17. Taschenbuch. Carlsen
Auch San-Goku, der Held der Serie "Dragon Ball" (eigentlich mittlerweile schon der Zyklus "Dragon Ball Z") ist in die Jahre gekommen; er ist nicht mehr der putzige Dreikäsehoch, der den Unterschied zwischen Mädchen und Jungen nicht kannte, freche Antworten und harte Schläge austeilte. Er wurde trainiert von allen erdenklichen Martial-Arts-Könnern seiner Welt: Muten-Roshi (dem "Herrn der Schildkröte" und Chauvimeister), Meister Quitte (einer winzigen Katze, die auf einem unendlich hohen Turm lebt) und Gott (???), der bei Toriyama aussieht wie ein gealterter Marsbewohner, komplett mit grüner Haut und Antennen auf dem Kopf. Gott? Hier liegt entweder ein -Übersetzungsfehler oder eine kulturelle Interferenz vor, denn dieser "Gott" schlägt sich höchstpersönlich mit "Ober-teufel Piccolo", wendet Gewalt an und ist durchaus sterblich. Mächtiger als er scheint der Wunschdrache Shenlong zu sein, der schon diverse Tote wiedererweckt hat. Es handelt sich nach japanischem Verständnis wohl eher um einen "Meister", so wie man Tezuka auch ohne Ironie in Japan als den "God of Manga" bezeichnete. Die Franzosen sind übrigens auch auf diesen Übersetzungsengpaß hereingefallen, sogar in der TV-Trickserie! Im neuesten Band wird der Kampf gegen Piccolo in bester Kung Fu-Manier beendet und San-Gukus Herkunft erhellt. Die Kämpfe werden länger und brutaler, sind aber gut in die Kontinuität eingebunden und werden durch unerwartete Humoreinlagen abgemildert. Wer Dragon Ball nur für einen hirnlosen "Klopp-Comic" hält, hat vieles nicht begriffen. Es ist zweifelsohne die exotischste Serie auf unserem Markt momentan und somit nicht gerade die zugänglichste. Daher: Vorne anfangen oder mehrere Bände lang dranbleiben, dann erklärt sich vieles. In Frankreich ist man schon 15 Bände weiter, aber das kennen wir ja. Herod
Renè Goscinny / Albert Uderzo: Asterix Mundart # 20. Asterix balinat # 1: Die Platte Jottweedee. 48 Seiten, farbig, Hardcoveralbum, 19.80 Mark. Ehapa
"Dufte Sprüche vom Goscinny, bunte Bülda vom Uderzo" versprechen die Übersetzer Silke Knocke, Sven Kugler und Norbert Dittmar auf dem Titelbild des ersten berlinerischen Asterix-Bands, der auf Hochdeutsch einmal "Die Trabantenstadt" hieß. Tatsächlich ist dieses Album eines der besten des Duos Goscinny/Uderzo, und auch die Übertragung ausgerechnet dieses Bands ins Berlinerische gibt Sinn. Durch die jahrhundertelange Vormachtstellung Berlins als Kulturhauptstadt Deutschlands ist der Berliner Dialekt auch wesentlich leichter für Hochdeutsche zu verstehen als viele der bisher erschienenen Mundart-Bände und ergo auch einfacher - soll heißen ohne allergrößte Konzentration, wie üblich - zu lesen und zu genießen. Manchmal geht die Übersetzung ein bißchen zu weit (Norbert Blümix hieß im Original sicher niemand), ist aber auch oft witzig, zum Beispiel wenn Troubadix schmettert: "Kreuzberger Nächte sind lang!" Insjesamt jesehn nüscht dajejn - wer dit brauch... Jo84
Ron Marz / Bernie Wrightson: Batman # 7. Der Eindringling. 64 Seiten, farbig, Comicbookformat, 16,80 Mark. Ehapa
Lange ist es her, daß man Material des Altmeisterws des Horrorcomics, Bernie Wrightson, in den Händen halten durfte, das noch nicht zig Jahre alt ist. Eine einfache Batman-Story von Wrightson wäre schon ein Hammer gewesen, ein Crossover zwischen Batman und Alien vom guten alten Bernie ist jedoch schlicht eine Sensation. Ron Marz schuf die Story, die im Original "Aliens: Incubation" und "Batman vs. Alien Part 1" heißt. Diese Geschichte beginnt im Urwald irgendwo an der mexikanisch-guatemaltekischen Grenze. Hier hofft Batman, einen verschollenen Wissenschaftler zu finden, der dort für Wayne Tech unterwegs war. Er trifft auf eine Sondereinheit der amerikanischen Regierung, die sich ebenfalls durch die grüne Hölle kämpft. Sie schließen sich zusammen und finden das Wrack eines außerirdischen Raumschiffs. Dessen Besatzung ist tot, hingeschlachtet von Wesen, die wir als Aliens kennen. Kurz darauf beginnt auch schon der Überlebenskampf gegen diese Aliens. Hinter einem absolut grandiosen Cover verbirgt sich ein durchaus lesenswerter erster Teil dieser auf zwei Bände angelegten Saga. Band 2 ist schon für November angekündigt und dürfte dem ersten Band in nichts nachstehen. Sein Titel ist "Die Entscheidung". Jo84
Akte X # 4. 36 Seiten, farbig, Comicbookformat, 4,90 Mark. Carlsen
Mit Heft vier der Carlsen-Heftreihe beginnt die neue Miniserie "Umzingelt" von John Rozum (Text), Alex Saviuk (Bleistift) und Rick Magyar (Tusche). Wer sich also bisher noch nicht entscheiden konnte, die Hefte zu kaufen, kann ohne Probleme auch hier einsteigen. Der neue Zyklus beginnt vielversprechend. Religiöse Fanatiker, die die Regierung bekämpfen, verschanzen sich in einem Haus, in dem es bald zu einem seltsamen Todesfall kommt. Ein bekleideter Mann wurde säuberlich gehäutet aufgefunden. Die Fanatiker erlauben Mulder und Scully, den Fall zu untersuchen. Diese wollen vor allem das seltsame Verhalten des verrückten Wissenschaftlers Kristof ergründen, der bei den Fanatikern lebt und in einem verschlossenen raum seltsame Experimente betreibt. Die Stimmung des Comics erinnert tatsächlich an die Serie, geheimnisvoll und krude genug ist die Story auch. Die kleinen Mankos fallen nicht wirklich ins Gewicht. Gestört hat mich nur, daß Mulder in Heft vier nur einen Gesichtsausdruck kennt, und der ist nicht so lausbübisch wie bei David Duchovny geraten, sondern eher etwas griesgrämig. Jo84
Faust # 1 und 2. Je 68 Seiten, s/w mit Farbumschlag, Comicbookformat, 11,90 Mark. Extrem Erfolgreich Enterprises
Sicherlich erinnern sich viele an Bela B.'s ("Die Ärzte") Comicverlag Extrem Erfolgreich Enterprises, der mit "Schweinevogel" schon seit zwei Jahren einen Undergroundcomic erster Güte herausgibt. War Schwarwels Meisterwerk noch eher ein Funnycomic, zeigte sich schnell, für welche Art Comics Belas Herz tatsächlich schlägt: für sehr extreme. Pünktlich zum Comicsalon Erlange n veröffentlichte der Verlag den Oneshot "Gothic Nights" und den ersten Teil der Kultserie "Faust". Der schwarzweiße Splattercomic, von dem nun das zweite Heft vorliegt, wurde mit dem Aufdruck "Nur für Erwachsene" eingeschweißt verkauft und war ein wesentlich größerer Erfolg, als der Verlag selbst gehofft hatte. Allerdings dreht es sich bei der Story von David Quinn, die von Tim Vigil in Szene gesetzt wurde, nicht nur um hirnlose Abschlachterei (obwohl diese Szenen natürlich auch den Reiz der Serie ausmachen). Vielmehr schildert der Comic die Beziehung der Psychiaterin Dr. Jade Decamp zu ihrem Patienten John Jaspers, dessen aggressiver Wahnsinn sie gleichzeitig anzieht und abstößt. Mit einer Art Wolverine-Klauen pflegt Jaspers seine Opfer im Dutzendpack abzuschlachten. Die Storyline ist nicht immer leicht zu verfolgen, da die Rahmenhandlung durchbrochen wird von zahlreichen Nebenhandlungen, Rückblenden, Psychiateraufzeichnungen und Visionen, die John während seiner Bluttaten vor dem geistigen Auge schweben. Die filigranen Zeichnungen haben durchaus ihren Reiz, und die Story ist auf ihre Art textlich geschickt umgesetzt. "Faust" ist eine sehr wichtige Veröffentlichung; unabhängig davon, ob man den Comic selbst nun gut findet oder nicht. Die Bedeutung liegt in der Gewagtheit, mit der der Verlag Zensurbehörden und Moralapostel offen provozieren will. Wir alle erinnern uns an die Beschlagnahmungs-Skandale um den Alpha-Verlag vor nicht allzu langer Zeit - Extrem Erfolgreich Enterprises will und wird die unhaltbaren Zustände in diesem Land ändern. Bela B. ist allein schon finanziell kein so wehrloses Opfer wie der Alpha-Verlag. Schritt für Schritt werden EEE die BPS und Konsorten an eine härtere Gangart gewöhnen. Die zweite Hürde ist soeben genommen - Faust 2 erschien noch mit dem Aufdruck "Nur für Erwachsene", aber nicht mehr eingeschweißt. Die dritte Hürde wird Ende des Jahres genommen. Dann erscheinen die noch gewagteren Serien "Death Dealer" und "Satanika" des US-Verlages "Verotik" (Glenn Danzig) bei EEE. In diesen wird es dann auch ohne Ende übertrieben lange erigierte Geschlechtsteile zu sehen geben. Fazit: "Faust" ist der wichtige Beginn von nichts weniger als einer lang überfälligen, puren Revolution. Jo84 (Vielleicht sollte man fairerweise anmerken, daß die Bundesprüfstelle für jugendgefährdende Schriften schon länger nicht mehr der Hauptfeind der Revolution ist. aa)
Mad # 1 (Oktober 1998). 52 Seiten, farbig, Mad-Format, 5 Mark. Dino
Viele der Comiczeichner, die ich in den vergangenen Jahren für PLOP interviewt und porträtiert habe, sagen, daß sie unter anderem von Mad stark beeinflußt seien. Mad war nicht nur außerordentlich einflußreich. Es war eine Ausnahmeerscheinung auf dem deutschen Zeitschriftenmarkt - nicht weniger als in USA. Und jetzt ist Mad wieder da. Auf dem Cover grinst mir der gute alte Alfred E. Neumann entgegen und scheint mir zu sagen: Wir haben uns doch schon mal irgendwo gesehen, gell? "Der neue Kanzler" steht darunter. Nach der Lektüre des Hefts beschlich mich der Gedanke: Das neue Mad verhält sich zum alten etwa so wie Gerhard Schröder zu Willy Brandt. Mad ist eine Mogelpackung, aber es paßt wohl in die Zeit. Ich bin kein Mad-Purist, und es würde mir nicht einfallen zu fordern, das Heft hätte nur als perfekte Kopie des Klaus-Recht-Produkts erscheinen dürfen (dessen Geist und Aufmachung eng an das US-Original angelehnt waren). Jeder Verlag sollte stets die Chance nutzen, auch einem Lizenzprodukt seinen eigenen Stempel aufzudrücken. Vielleicht kommt etwas besseres heraus als das Original. Aber wie Dino-Mad vom verblichenen Vorbild abweicht, ist doch aufschlußreich - und bedauerlich. Die Anfänge von Harvey Kurtzmans Mad habe ich nicht mitbekommen, aber ich mache vermutlich keinen Fehler, wenn ich die Entstehung dieses Satiremagazins als Reaktion auf die beginnende Fernsehkultur in den 50er Jahren verstehe. Das läßt sich natürlich nicht nur an den Parodien auf Fernsehserien ablesen; zumindest in der Anfangszeit dürfte es weit mehr Kino-Parodien gegeben haben. Mad beobachtet und karikiert den American Way of Life. Dazu gehörte natürlich immer auch vieles andere, doch vor allem wurde die Nation seit den 50er Jahren vom TV und der sie begleitenden Werbung geprägt. Die Mad-Redakteure und Zeichner haben von der Fernsehkultur keine hohe Meinung - im Gegenteil, was sie vom Fernsehen halten, grenzt an Beleidigung. Deshalb ist es keine Marginalie, daß Mad jetzt ausgerechnet im Gefolge der TV-Comedy-Serie "Mad-TV" zurückkehrt. Über Mad-TV selbst kann ich nichts sagen, da ich zur Zeit keinen Fernsehapparat besitze. Ich befürchte nicht, daß Mad auf dem Bildschirm seine Bissigkeit verliert. Ist auch gar nicht nötig. Auch Veranstaltungen wie Kalkofes Mattscheibe haben schließlich nicht dazu geführt, daß Programmplaner mal in sich gegangen sind, Fernsehmoderatoren ihren Rücktritt erklärt oder Medienkonzerne auf den Start eines neuen Spartenkanals verzichtet haben. Das Fernsehen absorbiert alles und verwandelt es mühelos in TV-Müll, der dann den treuen Konsumenten von neuem ins Hirn gestopft wird. Jetzt ist also Mad "das Heft zur bekannten Fernsehserie". Das bedeutet zunächst, daß wir in der Heftmitte - präsentiert von RTL - das zwölfseitige Heft "Mad-TV" finden. Daß hier lauter Fernseh-Scherze versammelt sind, ist ein reines Mißverständnis. Denn all das gehört natürlich in Mad und nicht in "Mad-TV". Es ist für mich allerdings Indiz dafür, daß das neue Mad überhaupt Mad-TV heißen müßte, was Dino notdürftig kaschiert hat. In Mad-TV kann es neuerdings natürlich auch Werbung geben - zwei Seiten Eigenanzeigen und eine Seite Carlsen. Vielleicht schalten demnächst auch andere Firmen, die sich an ein jugendliches Zielpublikum wenden. Und letztlich sind die zwölf Seiten Mad-TV zwölf Seiten Werbung - für RTL, für Verona Feldbusch, Harald Schmidt, Ingolf Lück und die ganze übrige Privatsender-Bagage. Da wir nicht mehr im Jahr 1970 leben und inzwischen jeder einen Farbfernseher hat, ist auch das neue Mad jetzt farbig. Die Redaktion hat gerade noch davor zurückgeschreckt, die filigranen Schwarzweißzeichnungen von Angelo Torres buntzumalen, und ein paar Seiten Mad-Classics (Don Martin, Antonio Prohias) bloß ein wenig eingegilbt. Sicher wirken Dave Berg- oder Duck-Edwing-Comics auch farbig nicht schlecht; die Cartoons von Sergio Aragones sind sogar mit viel Liebe pastellig eingefärbt worden - von dem uns allen bekannten "Holger Brommer" übrigens (das "R" im Nachnamen hat sich die Redaktion offenbar bei Fred Fröhn ausgeborgt). Aber der Verzicht auf Farbe - außer auf den Umschlagseiten - war auch ein Ausdruck des Protests gegen die bonbonfarbige Werbewelt des Fernsehens. Mads monatlicher Almanach scheint zu fehlen, hat es zunächst den Anschein, ist durch ein Inhaltsverzeichnis von geringem Nutzen ersetzt (vielleicht ein Zugeständnis an Leute, die gern am Kiosk herumblättern). Ganz hinten findet er sich dann doch, aber er ist nur ein Schatten früherer Tage. Leserbriefe und Kummerkasten-Anfragen gibt es bereits wieder, werden aber ziemlich lahmarschig beantwortet. Der Almanach wie auch die respektlos und virtuos kommentierten Briefe waren früher eine Domäne des Red. Herbert Feuerstein, der Mad bekanntlich einige Jahre vor der Einstellung den Rücken gekehrt hat und bezeichnenderweise zum Fernsehen gegangen ist. Schon damals ist das Magazin ein Stückchen gestorben. Um auf den Vergleich von oben zurückzukommen: Willy Brandt war einst Widerstandskämpfer und als Politiker eine überzeugende Persönlichkeit; mit seinem Amtsantritt hat sich in Deutschland vieles verändert. Kanzler Schröder wird wohl wenig ändern und hat das auch gar nicht vor, aber er kommt im Fernsehen gut rüber. "Mad-TV" ist die erste Zeitschrift der Ära Schröder, und das ist kein Zufall. Die Wiederauferstehung von Mad fällt leider aus. aa
Happy Birthday Micky Maus 1998. Album. Eha-pa
Micky wird 70! Komisch, irgendwie hat der Mäuserich dauernd Jubiläum. Das zeigt schön, wie man älter wird. Wer außer mir erinnert sich noch an den Band "Micky - 40 Jahre jung"? Das waren noch Zeiten, Herr Maus! Das Album gefällt mir nicht übel, vor allem die erste Story mit Gamma (im Original "Eg a Beva" = Eager Beaver - get it?) von Floyd Gottfredson aus dem Jahre 1947 ist interessant. Gamma sah noch komischer aus als später in den italienischen Lustigen Taschenbüchern (zum Beispiel Band 2 und 9). Auch die Story von Paul Murry kommt gut. Erstaunlich, daß es noch unveröffentlichtes Material aus so frühen Micky-Tagen gibt. Herod
Micky Maus präsentiert # 24. 70 Jahre Micky. 98 Seiten, Comicbookformat. Ehapa
Bescheidener, aber auch interessant gibt sich dieses Sonderheft. Hier kommen neben Gottfredson auch gute Italiener wie Scarpa und Luciano Gatto zum Einsatz, die auch in den ersten 20 LTB manche Micky-Legende gebracht haben. Party on! Auf die künstliche Rahmenhandlung hätte man aber verzichten können; die reicht nicht an die alten DD-"Vorgeschichten" heran. Herod
Walt Disneys Lustiges Taschenbuch. Weihnachten in Entenhausen # 5. Ehapa
Unbesungen sind diese Weihnachts-Specials, die es nun auch schon seit fünf Jahren bei uns gibt. Die Qualität dieser italienischen Donald- und Micky-Co-mics ist erstaunlich hoch, und die märchenhaften Weihnachts-Einfälle sind sogar noch für einen Altfan wie mich lesbar, der sich doch schon so zirka 30 Jahre im Comic-Blätterwald herumtreibt. Interessant ist hier vor allem, wie menschlich Kater Karlo oft in den Weihnachtsstories rüberkommt. Nichts für Leute, die's witzig finden, wenn Lobo den Weihnachtsmann plattmacht (kein Gag, sondern angekündigtes X-Mas-Special von Dino), aber dafür für die restlichen Millionen von Comiclesern. Herod
Strapazin # 52. 100 Seiten, s/w mit Farbteil, DIN A 4. 10 Mark. Meiler Verlag, München
Strapazin # 52 ist wieder mal ein Höhepunkt der Reihe. In diesem Heft verbergen sich hinter einem Tim und Struppi-Cover von Pierre Thomé Comics und Artikel zum Thema "Comic-Reportagen" von Joe Sacco, David B., Jean-Claude Menu und Mauricé Vellekoop. Ergänzt wird das Heft durch Strips verschiedener Künstler und einem Einseiter von Katz und Goldt. Vom Umfang her ist das Heft fast ein Joe Sacco-Special geworden. 41 Seiten lang ist sein Comic "Soba", der aus Erinnerungen an seine Bosnienreise von September 1995 bis Februar 1996 entstand und den bosnischen Undergroundstar gleichen Namens als Titelheld trägt. Sacco, über die Grenzen Amerikas hinaus vor allem als Gestalter von Plattenhüllen (Miracle Workers, Speedniggs und andere) bekannt geworden, betrachtet in diesem Comic das alltägliche Leben in Sarajewo und Umgebung, wie es die Medien nie einfangen, weil es oft auch einfach nicht spektakulär genug ist. Der im Original bei "Drawn & Quarterly" erschienene Comic schafft es, ein Bild jenseits des puren Mitleids für die Menschen zu schaffen und über den Umweg Comic Leute für das Thema zu sensibilisieren, die sich sonst niemals damit befassen würden (wie zum Beispiel mich). Menus Bericht über seine Ägypten-Reise nimmt nur 15 Seiten in Anspruch, führt den Leser aber für noch längere Zeit in ein anderes Land, da es den Schwerpunkt eher auf den Text als auf das Bild legt. David B. hielt sich zum selben Zeitpunkt in einer anderen Stadt Ägyptens auf und schildert die Reportage auf ebenfalls 15 Seiten. Beide Mitglieder der Zeichnervereinigung "Association" schaffen es, ein unabhängiges Bild des heutigen Ägypten zu schaffen, in das sie im Rahmen eines kulturellen Austauschprogramms geschickt wurden, um genau dies zu tun. Das Ergebnis mußte das Außenministerium leider als "diplomatisch unkorrekt" einstufen und sich davon distanzieren, da es wohl nicht lobhudelnd genug ausfiel. Ebenfalls interessant der Dreiseiter "The Life of Heinz August Plotz 1899 - 1963", eine reine Biografie in Comicform. Im Vergleich zu den drei anderen Comics kann das Lebenswerk des Musikers natürlich nicht so fesseln. Lobend erwähnen muß man trotzdem die Wahl der Comics aus aller Welt und auch deren Bearbeitung. Wenn man zum Beispiel die Originalschrift von Menu schlecht entziffern kann, wird das natürlich übernommen. Alle Beiträge behalten ihren Originalcharakter. Lobenswert ist vor allem die Entwicklung, sich mehr und mehr von diesen Möchtegernkünstlern zu lösen, die Strapazin lange Zeit zu einem Pseudo-Kunstblatt degradierten - völlig zu Unrecht. Jo84
Batman Sonderheft # 1. Batman & Mr. Freeze: Eiszeit. 58 Seiten. Dino
Eine Adaption des neuen Batman-Zeichentrick OAV (Original Animated Video) in der gewohnt ansprechenden "Animated"-Stilrichtung, die immer ein bißchen so wirkt, als hätte man einem halbwegs routinierten belgischen Ligne-Claire-zeichner zwei Wochen Zeit und zu wenig Gage gegeben. Die Story funktioniert, ist aber auch für einen Cartoon- und Superheldenfan wie mich nichts Außergewöhnliches. Herod
JLA-Sonderband # 5. Final Night. Trade-Paper-back. Dino
In diesem Band sind nun der langatmige Auftakt (Final Night Preview), die eigentliche Final Night-Serie und der Band "Green Latern - Emerald Night" zu durchaus erschwinglichem Preis gesammelt. So ganz wächst das Ganze nicht als Erzählung zusammen, ist aber schon wegen Parallax' Rückkehr und Ende (?) interessant. Hal Jordan (die echte Silver Age-Green Latern) opfert sich nach seinem Ego-Trip in "Zero Hour" auf und erneuert die Sonne, aber der Mann hat mindestens so viele Leben wie Dr. Octopus, würde ich sagen... Verdienstvoll ist der Dokumentationsteil, in dem auch Teile der "Final Night" vorgestellt werden, die bei uns nicht erscheinen (Ausgaben von "Spectre", "Hitman", "Sovereign Seven" und andere). Die meisten anderen Verlage tun ja immer so, als ob es weitere Serien gar nicht gäbe. Herod
Lobo # 13. Dino
Lobo soll der "Rocker" unter den superstarken Figuren des DC-Universums sein. "Erfrischend" unmoralisch, brutal, gewalttätig, versoffen und ach so cool. Das Konzept funktioniert nicht immer. In einigen Geschichten wirkt er erfrischend ehrlich und auch irgendwie be-freiend, viel öfter aber wirkt die Sache ärgerlich, unnötig brutal und dämlich. So richtig was für "Werner "-Leser, finde ich. In dieser Ausgabe hat Lobo Geburtstag und bekommt von seinen außerirdischen Kumpanen in einer Geschenkschachtel die "Brüder Kalaschnikow" geschenkt. Nach kurzer Ballerei schlachtet er sie ab, während die Gäste "Happy Birthday" singen. Ist das noch Humor? Satire? Spaß? Bei mir ist's nicht als solches angekommen. Die Zweitgeschichte ist auch noch mies gezeichnet. Mein Fazit: Lobo werd' ich mir nicht mehr antun. Herod
Superman Special # 9. 100 Seiten. Dino
Erstaunlich interessant fand ich diesen Auftakt zur Crossover-Reihe "Final Night", in der etwas im DC-Universum der Sonne ihre Kraft entzieht, wobei Winter und Nacht über die Erde hereinbrechen und das Volk ganz schön durchdreht. Stimmungsvolle Bilder und die unterschiedlichen Reaktionen der Helden und Schurken knüpfen an die besten dieser Stories an, die mehrere Serien oder auch mal das ganze Heldenuniversum umspannen können. Neben Superman kommen hier auch Captain Marvel (SHAZAM!) und Supergirl zum Einsatz, die gegen Gorilla Grodd kämpft (kicher!). Herod
Wild C.A.T.S. / X-Men # 3. The Modern Age. Nicht paginiert. Splitter
Daß die X-Men ein Kult waren, weiß jeder: Bunt, knallig und für die 70er Jahre durchaus gewagt liefen sie unter Claremont und Byrne der damals müden JLA und anderen Superteams den Rang ab. Wer die X-Men-Hefte immer noch liest, würde mich interessieren. Die Stories wirken langatmig, aktionsarm, und vor allem wird in schönster Seifenoper-Manier seit bestimmt 15 Jahren nicht mehr der Versuch gemacht, etwas zu erklären, was vorher passiert ist. Das Konzept dieses Crossovers ist gut: In vier Teilen soll schlaglichtartig die "Geschichte" der beiden Teams "Wild C.A.T.S." (von Image - gähn) und der X-Men über mehr als 50 Jahre erzählt werden. Zwar wußte ich nicht, daß Wolverine so alt ist, daß er schon im Zweiten Weltkrieg herumsockte, aber daß zu einer so guten Möglichkeit, die Geschichte der Superheldencomics Revue passieren zu lassen (von den desorientierten "Mystery Men" der 40er ("Golden Age") über die Pop Art-Helden der 60er ("Silver Age") bis hin zu den bombastisch-kosmischen 70er-Knallern ("Modern Age") und das unrühmlich-düstere Nachspiel der 80er/ 90er ("Lead Age") den Autoren nichts besseres eingefallen ist als langweilige Balgereien mit "Dämoniten" (würg) und eine viel zu aufgesetzte Auseinandersetzung mit der Ethik der beiden Gruppen auf ganzen zwei (!) Seiten, ist enttäuschend. (Storm: "Töten scheint euch wirklich leicht zu fallen." - Eine der 37 Wildcats-Tanten: "Ist das für euch ein Problem?" - Storm: "Ja, und der Mann, der uns anführt (d. i. Professor Xavier), wäre entsetzt.") Gähn! Herod
Teletubbies Annual 1999. 64 Seiten, gebunden, 5,50 Pfund. World International Ltd.
Sie sind bunt, tragen Antennen auf dem Kopf, Fernsehschirme auf dem Bauch, tanzen und singen gern und haben einander mindestens so lieb wie Guildo uns alle: die rätselhaften Cyborg-Babies aus Großbritannien, Eh-oh! Der Hintergedanke bei den Tubbies ist, Kinder auf spielerische Weise an unsere mittlerweile technisierte Umwelt zu gewöhnen. So gehen die Kleinen ganz selbstverständlich mit Essensmaschinen, Holoprojektionen, Lautsprechern und "Noo-noo" um, ihrem intelligenten Staubsauger. Schwer zu beschreiben, aber die Tubbies haben ein seltsames Appeal aus Niedlichkeit und völliger Wirklichkeitsferne, das sie geradezu hypnotisch macht, etwa wie bei Barbapapa. Dies ist schon das zweite Jahrbuch des britischen Puppentrick-Hits, der mittlerweile auch in Belgien und in den Niederlanden ein riesiger Erfolg ist. Neben recht gut gemachten Foto-Stories (brillant hierbei "The Butterfly" oder "Tubby Toast") gibtg es auch Rätsel, Spiele und Ausmalseiten. "Teletubbies" ist halt was für die Kleinen und für die junggebliebenen Großen.. Extra-Tip: Den original "Tubbytronic-Drink" gibt's bei Marks & Spencer auch bei uns. Herod
The Wombles Annual 1999. 64 Seiten, gebunden, 5,50 Pfund. World International Ltd.
"Umwelt fängt an vor der eigenen Tür, / Wombles sind Wesen, die tun was dafür. / Fleißig und freundlich und sauber sind sie; / jeder muß wombeln, denn sonst klappt es nie." So ging der Titelsong der deutschen Fassung, die uns vor zirka 20 Jahren im Fernsehen erfreute. In England haben die kleinen Pelztiere ein glanzvolles Comeback, die angeblich im Wimbledonpark unter der Erde leben und all ihren Bedarf durch Recycling der Abfälle decken, die die Menschen so verstreuen. Es gibt sogar ein paar neue Figuren (Obidos? Stepney?), und der MacWomble hat nun endlich einen ordentlichen Namen: "Cairngorm Mac Womble". Das Buch ist ähnlich wie das der Tubbies mit Vorlesegeschichten, Fotos und Bildgeschichten ausgestattet. Herod
Leider keine Rezension von "Die Spinne - Das fehlende Jahr" im Vertrieb von Marvel Deutschland
Die Zeit heilt manche Wunden - aber davon später mehr. Mir war zu Ohren gekommen, daß im Herbst ein Schuber in den Handel kommen sollte, darin 14 Hefte, genau die fehlenden Hefte zwischen der Einstellung der Serie "Die Spinne" beim Hamburger Williams Verlag 1980 und der Fortsetzung von "Der berühmte Superheld Spiderman genannt Die Spinne" bei Condor in Frankfurt 1981. Ich erinnerte mich daran, daß mir der Tod von Peter Parkers Freundin Gwen Stacy damals ziemlich nahegegangen war, und freute mich also, nun ein paar Ausgaben erwerben zu können, die nur kurze Zeit nach diesem denkwürdigen Ereignis erschienen waren (aber nicht in Deutschland). In Augsburg im Hunoldsgraben 11 gibt es einen Comicladen namens "Comic Time" (dies ist keine Schleichwerbung). Eines Tages im Oktober stattete ich diesem Laden einen Besuch ab. Er war ziemlich leer. Am Tresen unterhielt sich ein Verkäufer mit einem Kunden - offenbar über ein Fantasyspiel. Ich wollte das angeregte Gespräch nicht unterbrechen und sah mich zunächst allein im Geschäft um. Dann erkundigte ich mich doch nach dem Schuber. "Die Spinne? Was soll'n das sein?" fragte der Verkäufer orientierungslos zurück. Doch beim Stichwort "Marvel Deutschland" fiel der Groschen. Noch nicht erschienen, war seine Auskunft, ich solle am besten ein paar Wochen später nochmal nachfragen. Dann wandte er sich rasch wieder dem Thema Zwerge, Magier und Drachen zu. Als ich zwei Wochen darauf dem Laden einen erneuten Besuch abstattete, wurde ich wieder um ein paar Wochen vertröstet. Mitte November kehrte ich schließlich, mit nicht allzu hochgesteckten Erwartungen, zum zweiten Mal zurück. Doch zu meiner Überraschung sagte der Fantasy-Fan diesmal: "Freitag hatten wir Die Spinne da, ich glaube, drei Exemplare. Sind aber alle schon weg." Als er mein enttäuschtes Gesicht sah, schob er die Bemerkung nach: "Hattest du denn nicht bestellt?" Tja, hätte ich ja gern gemacht. Aber nun war es zu spät. "Paß auf", sagte mir der Mann gönnerhaft, "vielleicht kriegen wir das Ding nochmal rein. Aber da mußt du schon den Chef fragen, ob wir nochmal bestellen. Der ist immer dienstags da und manchmal freitags nachmittags." Der Chef ist ein gewisser Thierry Zeller. Ich rief ihn also an. "Ja, wir bestellen nochmal", nuschelte er ins Telefon, "Gib mir deine Telefonnummer; wir sagen dir Bescheid, wenn Die Spinne wieder reinkommt." Die seither vergangenen vier Wochen habe ich dazu benutzt, mal mit mir über mein Verhältnis zu Gwen Stacy ins Reine zu kommen. Eigentlich habe ich ihren Tod inzwischen doch soweit verwunden. Die Zeit - siehe oben. Das gesparte Geld, knapp 60 Mark, habe ich in den Druck dieses PLOP-Hefts gesteckt. aa
Comics, die wir gerne sehen würden:
Schimpanski vs. Derrick von Martin Brei Sailor Moon vs. Dragon Ball Godzilla vs. Teletubbies Suske & Wiske vs. Tintin Direktor Dr. Frelinger, Band IV Reino, Band 10 (just joking) Bradi Bombax, Band 3 AC Reader # 3 (oder gibt's den?) Herod
Den AC Reader # 3 werde ich vielleicht mal produzieren, wenn ich die restlichen etwa 200 Exemplare des AC Reader # 2 verkauft habe, die sich noch in meinem Keller stapeln. aa
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