Plop 63
Besprechungen
A Mosca # 4. 48 Seiten, s/w mit zweifarbigem Cover, DIN A 4. A Mosca,
Apartado 132, 3810 Aveiro/Portugal
Noch ein portugiesisches Magazin, diesmal mit Schwerpunkt Brasilien
(das einzige Land in Südamerika, in dem die Amtssprache nicht Spanisch,
sondern Portugiesisch ist). Viel kann ich zu dem Heft nicht sagen. Die
Grafik der Beiträge sieht überwiegend ziemlich gekonnt aus und bewegt
sich zwischen den Hernandez-Brothers und Munoz. Sicher nur etwas für
Spezialisten oder Exotik-Fans. aa
Gambuzine # 9. 32 Seiten, s/w, DIN A 4. Gambuzine, Apartado 3578,
4306-901 Porto/Portugal
Ein portugiesisches Fanzine mit deutschem Schwerpunkt - und mit was für
einem. Herausgeberin Teresa Camara Pestana hat dafür Beiträge der Creme
der deutschen Comickunst, von Anke Feuchtenberger und Katrin de Vries
und von Markus Huber gewonnen. Es sei im Fall der Feuchtenberger nicht
sehr schwierig gewesen, sagte sie mir. Schwieriger ist es offenbar, an
ein Tauschexemplar von "Panel" heranzukommen (die Bremer, die vermutlich
auch mal gern einen Beitrag von Anke Feuchtenberger publizieren
würden). Außerdem gibt's aus Deutschland noch einen längeren Comic von Till
Lenecke und einen Onepager von Rautie aus Hanau. Komplettiert wird das
Heft durch einen Beitrag von Clayton + Stefan (Herkunft unsicher -
vielleicht USA) und einen der Herausgeberin selbst. Trotz des starken
deutschen Einschlags kann ich die Beiträge im einzelnen nicht bewerten, weil
sie alle ins Portugiesische übertragen sind, dessen ich nicht mächtig
bin. Aber es ist schon zu sehen, daß das ein sehr ambitioniertes Magazin
ist. Pestana spricht nach einem längeren Deutschland-Aufenthalt sehr
gut deutsch. Mal sehen, was aus ihren Kontakten nach Deutschland noch
wird. aa
Koma Comix # 26. 36 Seiten, s/w mit Farbcover, Comicbookformat, 6 Mark.
Weißblech Comics, An der Landstraße 5, 23758 Kükelühn
Einige Zeit hatte ich jetzt Koma-Abstinenz, weil Levin Kurio nach
meinem letzten Umzug meine Spur verloren hatte und keine Hefte mehr
schickte. Schön, daß ich jetzt wieder mal eine neue Ausgabe im Briefkasten
hatte. Die Saufabenteuer von Quevis wirken jetzt wieder schön frisch und
richtig komisch. Eigentlich ist er ja eine Art Münchhausen. Und so sehen
wir Levin Kurios etwas verfremdetes Alter Ego in "Der Heldensang" in
trauter Freundesrunde, der seine Kumpels bei dem Versuch, die
unglaublichste Saufgeschichte zu erzählen, locker auskontert. Alle Stories haben
aber wohl einen wahren Kern, auch die von der Partymieze, die er aus
seinem Bett vertreibt, ohne ihr an die Wäsche zu gehen, oder vom Kampf mit
der Werbepost oder von der rätselhaften Herpes-Infektion. Aber darüber
kann man nur spekulieren. Gastkünstler in dieser Ausgabe ist Aha von
"Epidermophytie", der uns passenderweise den Heimweg von einer krassen
Saufparty schildert. aa
King King Kong King Robo Comix. 16 Seiten, s/w mit Farbcover, 7 mal 15
Zentimeter. Pottzblitz Entertainment GroupÈ, c/o Patrick Schmitz,
Heinrichstraße 37, 38106 Braunschweig, e-Mail: pottzblitz@gmx.de
"Ich habe erfahren, daß PLOP ein Comic-Magazin ist,. Und ich habe
gehört, daß Ihr auch andere Comix besprecht. Also schick ich Euch mein Comic
in der Hoffnung, daß Ihr das auch besprecht... aber bitte nur, wenn Ihr
es gut findet... haha, nee, war nur ein Scherz. Wenn Ihr es mies
findet, verreißt es von mir aus." So komme ich mitunter an Fanzines. Der
vorliegende Mini-Piccolo von Patrick Schmitz beinhaltet zwei skurrile
Roboter-Abenteuer. Zunächst wird der Elvis-Hit "In the Ghetto" in einer
Robot-Welt nachgestellt. Bemerkenswerterweise bekommen hier auch
Roboter-Mütter Kinder. Und auch ein Robot kann durch eine Polizeikugel sterben.
Noch seltsamer wird's in der zweiten Story, die einen rumänisch
sprechenden Robot-Vampir in einer fremden Welt vorstellt. Wiederum liegt ein
Song zugrunde, aus "The tragic Life of the infamous Lost Forever".
Schließlich ist in dem Band noch ein Artikel zu finden, in dem die Auswahl
eines passenden Weihnachtsgeschenks erörtert wird. Also dieser Band ist
entschieden zu abgedreht für einen Verriß. Mal sehen, was vielleicht
noch aus Braunschweig kommt. aa
Kreativo # 36 (September 2001). 36 Seiten, s/w, DIN A5, 3 Mark.
Kreativo!-Projekt, Birke, Postfach 2022, 58470 Lüdenscheid
Ungeachtet einer sechsjährigen Krankheitsgeschichte und drei Wochen
Klinikaufenthalt bringt Birke weiterhin regelmäßig ihr ungewöhnliches
Magazin heraus. Woran sie genau leidet, schreibt sie in der aktuellen
Ausgabe nicht - ich müßte vielleicht mal in älteren Heften nachschlagen. Es
hat jedenfalls mit Eisenmangel und niedrigem Blutdruck zu tun. Birke
schreibt mit erstaunlichem Gleichmut über seltsame und gruselige
Krankenhauserlebnisse, und in ähnlicher Stimmung scheint sie auch "Kreativo"
zusammenzustellen. Illustrationen, Kurzcomics, Gedichte, Texte folgen da
ohne erkennbare Ordnung und Zusammenhang aufeinander. Aus dem
Comicbereich sind diesmal Ghost, Roger, Oliver Ferreira, Henning Way, Cat, Jo84,
Bernd Teuber, Moritz Stetter, Olaf Bathke und Anja & Joy vertreten.
Birke bittet freilich die Tuschepinsel-Fraktion dringend um Nachschub. Ich
will mich dem Aufruf, mehr Comics an Birke zu senden, gern anschließen.
Sonst lesen wir in "Kreativo" bald nur noch Meisterwerke der Lyrik wie
dieses: "Der Winter naht, die Seele schmerzt. / Der Wind, der Blätter
hoch zum Himmel hetzt. / Vorbei ist jetzt die Freude. Alles ist vorbei.
/ Verstummt und ganz vergessen ist der fröhliche Sommerschrei, bye,
bye." (Seite 27) aa
Lampe # 1 bis 6. Je 44 Seiten, DIN A 7. Lampe, Steinbergstraße 42,
31139 Hildesheim, e-Mail: mail-to-lampe@gmx.de
Schon etwas länger erhältlich sind die ersten sechs Ausgaben des
Comicmagazins im Fitzelformat, das mich recht ratlos zurückläßt. Ideen hat
das Zeichnerkollektiv aus Hildesheim allemal, keine Frage. Jedes Heft hat
ein Oberthema, in das sich die zugegebenermaßen vielseitig gehaltenen
Comics anscheinend einfügen lassen sollen (was nicht immer gelungen
erscheint). Die Themenhefte Stadt, Biene, Gott, Brot, Aaargh und Familie
können mir irgendwie trotzdem nichts geben. Krakelkunst trifft auf
Lustiges, Pseudokunst auf Möchtegernintellekt, nur die Themen selber beachtet
kaum jemand. Immerhin nimmt sich "Lampe" nicht ernst, und
Mediengeilheit ist sicher nicht ihre Schwäche. Ich kann bei aller Anstrengung nicht
einmal herausfinden, von wem welcher Beitrag ist. "Kleinkunstprojekt"
ist wohl die treffendste Umschreibung, und dafür muß man ein Faible
haben, oder auch eben nicht. jo84
Melone # 3. 40 Seiten, DIN A 5, 3 Mark. Arne Auinger, Viktoriastraße
56, 32423 Minden
Diesmal hat Arne schon doppelt so viele Künstler im Heft wie in Ausgabe
zwei, sicherlich ein Anzeichen dafür, daß die Qualität nicht sinken
wird in diesem Fanzine. Schwerpunkte des Heftes sind zum ersten ein
unveröffentlichter autobiografischer Sieben-Seiten Comic von Till Lenecke,
den dieser komplett mit Kugelschreiber gezeichnet hat, "um lockerer zu
werden". Der Comic gehört auch textlich zu Tills bisher besten Arbeiten.
Zweiter Schwerpunkt ist ein großes Interview mit Jo84, der sich hier
nicht nur über comicspezifische Themen auslassen darf. Ergänzt werden die
beiden Schwerpunkte durch Einseiter und Cartoons namhafter Zeichner wie
Oliver Ferreira (grandioses Backcover!), Tim Posern, Levin Kurio,
Oliver Gfeller und anderen. Das Ganze steckt hinter einem köstlichen
Baldermann-Titelbild. Leider gibt es auch einen bis zwei Wermutstropfen. Zum
einen ist das Lettering nicht immer gelungen (Rechtschreibung und
Erscheinungsbild könnten teilweise besser sein), zum zweiten ist der
Kopierdruck viel zu satt, so daß Details wegfallen, ein Umstand, unter dem vor
allem Tills Comic zu leiden hat. Arne hat bereits Besserung gelobt.
jo84
Sprühende Phantasie # 20. 52 Seiten, s/w mit Farbumschlag, DIN A 4, 6
Mark. Joachim Guhde, Goebenstraße 37, 32423 Minden, e-Mail:
phantasie@teleos-web.de
Ralph Görtler, der in dieser Ausgabe interviewt wird, ist ein
56jähriger Cartoonist und Comiczeichner, der nicht so bekannt geworden ist wie
Uli Stein oder Peter Butschkow, aber offenbar von der Zeichnerei leben
kann und sein Leben als freier Grafiker um nichts in der Welt
eintauschen möchte. Seine Schnecken-Comics "Schneckliche Zeiten" hat wohl jeder
schon mal irgendwo gesehen. Hier hat Jo Guhde mal einen wirklich
bemerkenswerten Künstler aufgetan, der auch ganz offen über seine Ansichten
plaudert, dabei aber zugleich gebührende Distanz hält. Bisher blieben die
Interviews, die es ja in jeder Ausgabe gibt, oft etwas hölzern und
schematisch wegen der von Jo bevorzugten Briefform des Gesprächs. Was in
dieser Ausgabe fehlt, sind grafisch aufwendige Comics. "Trish", sein
ehrgeiziges Projekt mit Bernd Struckmeyer, wird hier nach drei Seiten
abgewürgt - Jo sucht jetzt nach einem neuen Mitarbeiter. Fast alle übrigen
Comics - schwerpunktmäßig übrigens aus der Feder von Oliver Ferreira und
Wittek - haben Jam-Charakter oder sind locker erzählte Satiren. Manche
Gags sind eher was für Insider. Mit Comics vertreten sind in der neuen
Ausgabe außerdem Tim Posern, Horst Jäger, Andy Konky Kru, Anja & Joy,
Andreas Fecke, Holger Bommer und der Mitgründer der "Sprühenden
Phantasie" Leviathan in Love. Ob die Ausgabe einen Kurswechsel einleitet oder
ob sich der Inhalt einfach nach dem Jo vorliegenden Material richtet,
bleibt abzuwarten. Im Stil von Ausgabe 20 könnte SP vielleicht die Lücke
von "SI-Kartuun" ausfüllen. aa
Suckelborst - Gelassene Comics # 1. 24 Seiten, s/w, DIN A 7,
Auflage:100, 2 Mark. Andreas Fecke, Garfelner Straße 41, 59558 Lippstadt
Ein neues Magazin hat das Licht der Welt erblickt, und es macht einen
guten Eindruck. Verantwortlicher Herausgeber ist Andreas Fecke, der
durch zahlreiche Comics mit und ohne Worte auch PLOP-Lesern kein
Unbekannter ist. Bisher veröffentlichte er vor allem Egozines mit Strips um
Go-Steine, Raben oder Salzstreuer. Suckelborst soll nun ein Magazin werden,
zu dem auch andere Zeichner Zugang haben sollen. Jedoch sollen
ausschließlich Funny-Comics und Textbeiträge veröffentlicht werden. Einen
ersten Mitarbeiter hat Andreas in Moritz Stetter gefunden, der bereits drei
witzige Seiten um einen fleischfressenden und einen pflanzenfressenden
Dinosaurier beisteuert. Den Rest der Erstausgabe bestreitet Fecke
selbst in gewohnt guter Qualität. Ungewöhnlich an dem neuen Magazin ist vor
allem das Format DIN A 7, das beibehalten werden soll. Die Seitenzahl
dagegen soll in den Folgeausgaben noch erheblich steigen. jo84
tremor comics # 17 (September 2001). 44 Seiten, s/w mit Farbcover,
Comicbookformat, 4,80 Mark. tremor comics, c/o C. Schadow, Triftstraße 05,
06114 Halle/Saale
"Wir haben Wort gehalten!" Die Schreibtischtäter melden sich zurück,
als ob jeder vermutet hätte, die Sachsen-Anhaltiner würden nach nun knapp
drei Jahren langsam das Zeitliche segnen. Nach einer kleinen
Sommerpause kehrt ihr Magazin in gewohntem Umfang und mit gewohntem Inhalt
zurück. Also kein Grund zur Panik. Neu im Heft ist Till Lenecke (gelegentlich
auch schon mal in PLOP zu sehen), der ein bewegendes Drama von
Ausgrenzung unter Schülern beisteuert. Die Neuzugänge der letzten Zeit, Karsten
Schreurs, Bernd Teuber und Ulrich Magin, sind auch wieder mit von der
Partie. Karsten Schwenzfeier schließt seinen mit interessanten
Computereffekten aufgepeppten Comic "Narziss und Echo" ab. Bemerkenswert ist
auch der sehr eigenständig gezeichnete Beitrag "Deur" von C. P.
Muenchgesang. "tremor comics"ist nach wie vor ein sehr empfehlenswertes Magazin,
das mit ziemlich viel Energie und Spaß weitergeführt wird. aa
Weißblechs weltbeste Comics # 3. Zombie Terror. 32 Seiten, s/w mit
Farbcover, Comicbookformat, 6 Mark (ab 18 Jahre). Weißblech Comics, An der
Landstraße 5, 23758 Kükelühn
Dies sind Geschichten von unschuldigen Mädchen oder nichts ahnenden
Zivildienstleistenden, die sich vor der hereinbrechenden Dunkelheit in
düstere Häuser mitten im Wald flüchten. Seit etlichen Kinostreifen von
George Romero, Sam Raimi oder Tobe Hooper wissen wir, was solchen Leuten
dann nicht selten widerfährt - im Titel wird es auch angedeutet.
"Trash", könnte man sagen und das Heft schnell abhaken. Aber es gibt natürlich
guten und schlechten Trash, und vielleicht haben wir es hier mit dem
guten zu tun. Die fünf bis sieben Seiten langen Stories sind jedenfalls
absolutes Splatter-Konzentrat. Auf Seite 1 sehen wir zum Beispiel die
beiden knackigen Mountainbikerinnen ratlos in die Landkarte vertieft. Bis
Seite 4 hören sie die grausige Mär vom Fluch der einsamen Berghütte.
Dann können sie es sich auf Seite 5 noch eben nackt vor dem Kaminfeuer
gemütlich machen, bevor sie auf Seite 6 ihr schreckliches Schicksal
ereilt. Levin Kurio (Story, teilweise Pencils) und Roman Turowski (Grafik)
machen keine Umstände. Noch weniger Wittek, der in der Heftmitte
"Nazizombies" gegen "Mangagirlies" antreten läßt. Durch die extreme Kürze
bleiben die eigentlich ausgelutschten Horror-Klischees noch eben lebendig.
aa
Alternativkritik: Levin Kurios Koma Comics lieben wir wegen seinem
hohen Wahrheitsgehalt in seiner versteckten Gesellschaftsanalyse, seine
Sonderhefte wegen seinem hohen Billigtrashgehalt. So auch in dieser
Ausgabe. Leider hat Levin nur für eine der vier Kurzgeschichten Text und
Vorzeichnungen beigesteuert, die Tuschearbeit steuerte Roman Turowski bei,
der auch zwei der anderen Geschichten komplett erstellte. Turowskis
Stories sind leider immer sehr merkwürdig, und seine Zeichnungen nur dann
gut, wenn er sich wirklich Mühe damit gibt und sich Zeit dafür nimmt.
Das scheint mir bei vorliegendem Werk nicht der Fall gewesen zu sein,
die Sachen kommen mir irgendwie hingeschludert vor, sind zu großflächig
und weisen kaum Hintergründe auf. Höhepunkt ist Witteks Story
Nazizombies gegen Mangagirlies, in denen er detailreich mit gängigen Klischees
dieser Schlagwörter spielt. Als Gesamtheit ist das Heft diesmal eher
Mittelmaß, aber für 6 Mark kann man es schon mal mitnehmen. jo84
Osamu Tezuka: Kimba, der weiße Löwe # 1 bis 3, je ca. 200 Seiten,
Mangaformat, DM 9,95, ? 5,-. Carlsen
Genau wie Menschen jeden anderen Alters ist auch der Mittdreißiger
nicht gegen Nostalgiegefühle gefeit, nur heißen unsere Kultfiguren nicht
Falk oder Sigurd, sondern zum Beispiel Kimba. Die gleichnamige
Zeichentrickserie gehörte Anfang der 70er Jahre zum Besten, was es so für Kinder
gab. Keiner wußte natürlich, daß der "Gott der Mangas" Osamu Tezuka die
Figur erfunden hatte und sie auf einem Comic basierte, der nun zirka
ein halbes Jahrhundert nach seinem Entstehen endlich in drei Bänden auf
Deutsch veröffentlicht wurde. Den Nostalgiker kann die Comicfassung
jedoch überraschenderweise nur enttäuschen, was ungewöhnlich ist bei einem
Tezuka-Comic. Noch deutlicher als bei Astro-Boy sieht man den Seiten an
,daß sie vor langer, langer Zeit entworfen wurden. Das ist ja an sich
nichts schlimmes. Aber die Abenteuer von Kimba, die recht
vielversprechend starten, werden spätestens in Band 2 immer hektischer und
undurchsichtiger, und die fitzeligen Zeichnungen mit Grauwerten sind manchmal
anstrengend zu deuten. Die Zielgruppe bleibt unklar. Für Kinder sind die
Texte teilweise zu kritisch und vor allem am Ende zu schockierend, für
Erwachsene über weite Strecken zu banal und unwitzig. Auch Nostalgikern
bietet er nichts, da der Comic völlig andere Figuren als die
Fernsehserie hat, und vor allem uninteressantere.Selbst der Charakter der
Hauptfigur bleibt unausgegoren. Schade, ich hatte mich sehr auf die Serie
gefreut. jo84
Planet der Affen: 112 Seiten, farbig, Comicbook-format, 12,95 Mark,
Generation Comics
über den neuen Film und sein Verhältnis zu der Kinoreihe von 1967 bis
1973 ist schon viel geschrieben worden. Insbesondere den Hinweis, daß
die politische Dimension der alten Affenreihe (die Anspielungen auf
Rassismus, Totalitarismus, das Fanal des Krieges) durch die Perspektive
individueller Einzelschicksale ersetzt wird, kann man nicht von der Hand
weisen. Regisseur Tim Burton ist diese Entpolitisierung wohl weniger
anzulasten, weil er erst spät ins Team kam, aber er ist sicher nicht der
Typ, politisches Kino zu machen. Ich finde es reizvoll, stattdessen
einmal die alten Comics mit den neuen zu vergleichen. Zunächst: Es gibt eine
überraschende Parallele. In den Williams-Heften (im Original Marvel)
wie auch im vorliegenden Band (im Original Dark Horse) gibt es eine
Film-Nacherzählung und eine freie neue Affen-Story. Und damals wie heute ist
die Nacherzählung grafisch schwächer. Davide Fabbri heißt der Zeichner,
der den Burton-Film adaptiert hat. Er zeichnet viel aufwendiger und
detaillierter als der Marvel-Routinier George Tuska, der 1968 am Werk war.
Aber auch besser? Fabbri scheint eingeengt durch die vorgegebene
Bilderwelt des Films. Alles wirkt hölzern, ein wenig beliebig, ohne
Höhepunkte. Tuska konnte mit seinen sehr begrenzten grafischen Möglichkeiten
seinem Taylor kaum ähnlichkeit mit Charlton Heston verleihen, aber in
seinen Bildern steckt immer die Spannung und Dramatik der Situation: die
Menschenjagd, der Mensch im Tierkäfig, das groteske Affen-Tribunal. Von
Tuska zu Mike Ploog - von Fabbri zu einem Zeichner-Team: Paco Medina und
Adrian Sibar. Ploog war ein Könner auf dem Niveau der
Warren-Horrorcomics, Medina und Sibar sind mit ihrem effektvollen, kantigen Stil
Epigonen von Walter Simonson, der wiederum auf den Schultern von Jack Kirby
steht. Der Zeichenstil wechselt bei Medina und Sibar allerdings auf 65
Seiten wenigstens zweimal. Wer für welche Seiten verantwortlich ist,
bleibt ungeklärt. Gelungen sind den beiden auf jeden Fall ausdrucksvolle
Affen- und manchmal auch Menschengesichter, die sich ziemlich der
Karikatur annähern. Erzählt wird mit großem Pomp eine dann doch eher schlichte
Story zwei Generationen nach Burton. Die Herrscher der Affenstadt
kämpfen gegen Affen-Partisanen, die von einem Menschen angeführt werden.
Enthüllt wird dabei die Identität der "Gesandten" Shiva, eines höchst
unsympathischen weiblichen "Falken" auf Seiten der Affenstadt. Sie ist
nämlich großmütterlicherseits ein Mischling aus Gorilla und Schimpanse (man
meint zudem auch menschliche Züge an ihr zu entdecken), was ihre
ethnischen Säuberungen nicht glaubwürdiger macht. Und am Ende stoßen die
Truppen der Affenstadt auf ein menschliches Raumschiff, eben jenes, mit dem
die Menschen einst auf den Planeten der Affen gekommen sind. "Und was
jetzt", fragt einer der Affen. "Nichts. Wir waren nicht hier. Dieser Ort
existiert nicht", entgegnet der Affengeneral. Warum eigentlich? Weil
die Gesandte hier umgekommen ist? Weil die Affen die menschliche Technik
nicht bedienen können? Oder gar, weil den in den Sonnenuntergang
reitenden Affen irgendein Dialog zwischen die spitzen Eckzähne geschoben
werden mußte? Dürftige Stories, grafisch exzellent umgesetzt - der Band ist
nicht dazu angetan, meine Vorurteile gegen neue Superheldencomics zu
zerstreuen. Im Gegensatz zur Williams-Serie fehlt hier übrigens jegliche
Numerierung. Einem zweiten Band hat man wohl bei Generation keine
Verkaufschancen eingeräumt. aa
Bizarr Bazar # 3, 28 Seiten, s/w mit Farbumschlag, Comicbookformat, 4
Euro. Zwerchfell Verlag
Mit BizBaz 3 legt das House of Zwerch den lang angekündigten 2. Teil
des halb-autobiographischen Wittek-Comics "Operation Dedorf" vor, für den
sich der Meister eine Menge Unterstützung geholt hat.Ein dutzend
Gastzeichner durften nach seinem Text jeweils eine Seite vorzeichnen oder
tuschen. Dieses Konzept ermöglicht größtmögliche Abwechslung innerhalb
eines homogenen Erscheinungsbildes. Die meisten der Seiten wurden danach
am Computer noch mit grauen Zwischen-tönen versehen. Das Ergebnis kann
sich sehen lassen. Die Auswahl der Gastzeichner ist mit Oliver Ferreira,
Fil, Klaus Cornfield, Rainer Baldermann, Calle Claus, Levin Kurio, Till
Lenecke, Jo 84, Loppe, Rene Roggmann und Heiner Fischer natürlich auch
exquisit. Textlich hat natürlich Wittek die Zügel in der Hand behalten.
Chaos ist also angesagt. Ergänzt werden die hervorragenden Comicseiten
durch ebenso brilliante redaktionelle Ergänzungen sowie 2 Cartoons.
Uneingeschränkt Empfehlenswert! Jo84
Catálogo de Fanzines. 32 Seiten, s/w, DIN A 5, kostenlos. Gambuzine,
Teresa Camara Pestana, Apartado 43, 3200 Lousa, Portugal,
gambuzine@hotmail.com
Teresa hat sich derselben Fleißaufgabe wie die Basken von "Napartheid"
unterzogen. Teresa gibt ihrer Fanzinothek mit durchgängigem
Handlettering, einigen Comicbeispielen und Anmerkungen zu allen aufgelisteten
Fanzines eine persönliche Note. Dafür wirkt der Index nicht so vollständig
wie der von "Napartheid". Sicher trägt er dazu bei, daß die
internationale Fanzineszene ein bißchen näher zusammenwächst - was die Post durch
ihre exorbitanten Portogebühren aber wirksam zu hintertreiben versteht.
aa
Chnusper Comics # 2. Weihnachtsausgabe. 16 Seiten, s/w, DIN A 5. Oliver
Gfeller, Bohrerhofstraße 10, CH - 4123 Allschwil. oli-gfeller@gmx.de
Ich muß schon sagen, viel Angriffsfläche bietet Oliver Gfeller dem
Rezensenten mit diesem Magazin noch nicht. Außer der unvermeidlichen Teresa
Camara Pestana finden sich nur noch zwei Comics und ein paar
Besprechungen vom Herausgeber höchstpersönlich. Oliver pflegt einen aggressiven
Witz, der sich gegen in der Schweiz offenbar besonders virulente
Spießermoral und Konsumwahnsinn richtet. Sicher würde "Chnusper Comix" von
größerer Vielfalt durch mehr Gastbeiträge profitieren. Mal sehen, wie es
bei der für Februar angekündigten Superhelden-Ausgabe aussieht. aa
Enpunkt # 36. 64 Seiten, s/w mit gelbem Umschlag, DIN A 5, 3,50 Mark.
Klaus N. Frick, Postfach 24 68, 76012 Karlsruhe
Klaus N. Frick trifft sich mit Freunden, liest Bücher, hört Platten,
geht auf Konzerte, überprüft die Punk-Geschichte, regt sich über
Neonazi-Aktivitäten auf, reist nach Südostasien (das tun viele andere auch) und
schreibt anschließend darüber (das tun nur wenige). Andere Leute kommen
in diesem Magazin nicht zu Wort. So entsteht ein Ego-Zine, in diesem
Fall ein ziemlich gutes, weil sich Klaus ziemlich viel Mühe gibt, seine
Sicht der Dinge rüberzubringen. Comics gibt's in Enpunkt leider keine -
Klaus ist zwar sporadischer Leser, aber kein Zeichner. Trotzdem möchte
ich auf sein Magazin noch einmal aufmerksam machen, weil es einige gute
Eigenschaften eines Fanzines aufweist: Unkommerzialität,
Unabhängigkeit, Originalität, Authentizität, Gegenöffentlichkeit. Wobei sich der
Einfluß dieses Magazins - wenn auch mit 500 Exemplaren Auflage wesentlich
größer als PLOP - doch sehr in Grenzen hält. Wie er was verändern
könnte, weiß Klaus folgerichtig auch nicht so recht, wie er im Vorwort
gesteht. Aber man sollte vielleicht auch nicht allzu paranoid sein. Ein
Staat, in dem ein Magazin wie Enpunkt erscheint, kann nicht so schlecht
sein. aa
Gambuzine # 10 (November 2001). 32 Seiten, s/w, DIN A 4. Gambuzine,
Teresa Camara Pestana, Apartado 43, 3200 Lousa, Portugal.
gambuzine@hotmail.com
Wieder Comics von Markus Huber und Till Lenecke und statt
Feuchtenberger diesmal Hendrik Dorgathen im Heft, und ich glaube beinahe, daß Teresa
gar nicht weiß, wen sie da eigentlich an Land gezogen hat. Aber
vielleicht sieht Dorgathen ja einen besonderen Reiz darin, mal in einem
portugiesischen Magazin veröffentlicht zu werden. Teresa hat wieder ein
vorzügliches Magazin zusammengestellt (vorbehaltlich des Inhalts, der mir
mangels Portugiesisch-Kenntnissen leider wieder entgeht). Wäre al
interessant zu erfahren, wie die portugiesischen Leser auf die deutsche Kunst
reagieren. aa
King King Kong King Comix # 1. 28 Seiten, s/w mit Farbcover, DIN A5, 6
Mark. Pottzblitz Entertainment Group, Patrick Schmitz, Heinrichstraße
37, 38106 Braunschweig
Patrick Schmitz kreiert in seinen Comics seine eigene, nicht ganz
leicht zu durchschauende, aber konsistente Welt. Alle Figuren haben einen
kreisrunden Pacman-Kopf. Roboter, Werwölfe und böse Geister sind
darunter. Teilweise geben sie Texte obskurer Rocksongs von sich. Die Comics
sind skurril, aber durchaus nicht lustig. Und wäre das alles nicht schon
merkwürdig genug, fällt auch noch auf, daß der erste Comic aus dem Jahr
1983 stammt, der Rest dann aus 2000. Auf jeden Fall ist Patrick ein
origineller Künstler, der vielleicht noch auf dem Weg zum gültigen
Ausdruck ist. aa
Kreativo! # 37 (Dezember 2001). 36 Seiten, s/w, DIN A 5, 3 Mark. Birke,
Postfach 2022, 58470 Lüdenscheid.
In der neuen Ausgabe läßt sich Andreas Schmitt zu einer Haßtirade gegen
einen russischen Schriftsteller hinreißen, der offenbar in München eine
Lesung veranstaltet hat. "Mir wurde das ganze schon langweilig, bevor
dieser Sorokin überhaupt angefangen hatte", schreibt er. Und ich hatte
schon vor Ende des Artikels den Verdacht, daß hier ein gewisser Anteil
Mißgunst im Spiel sein dürfte. Auch Ghost, der in Birkes Magazin schon
durch viele großartige Zeichnungen aufgefallen ist, nimmt kein Blatt vor
den Mund und beantwortet den Fragebogen ironisch, aber ziemlich
offenherzig. "Wir beide, Birke, Du und ich in unserer privaten Inszenierung
von ,Ein unmoralisches Angebot'", beschreibt er seinen größten Traum.
Sowas würde ich als Herausgeber nicht veröffentlichen, sondern entweder
unters Kissen legen oder durchs Klo spülen. Aber Birke pflegt nun einmal
eine ziemlich unkonventionelle Veröffentlichungspraxis. In "Kreativo"
finden sich daher auch manche ziemlich mißglückte Beiträge neben
flüchtig hingeworfenen kleinen Juwelen. Aber dafür mag ich dieses Magazin.
Schön zu hören übrigens, daß Birke ihren Krankenhausaufenthalt trotz
einiger bizarrer Erlebnisse gut überstanden hat. Näheres im neuen Heft. aa
Magazine # 4. 16 Seiten, s/w, Comicbookformat, 1,50 Pfund.
Andy/Dachshund, P.O.Box 8892, London SW 15, England. andy_konkykru@yahoo.com
Wenn diese PLOP-Ausgabe erscheint, dürfte Andy wieder in London sein,
nachdem er einige Monate in Frankfurt gelebt und einige
Comic-Veranstaltungen in Deutschland besucht hat. Dieses Heft, das er zum Verteilen in
England gedruckt hat, enthält hauptsächlich Skizzen, die er beim
Comicfestival im Sep-tember in Berlin und im Oktober auf der Frankfurter
Buchmesse angefertigt hat. Auf der Buchmesse gab es zum zweiten Mal einen
Comicschwerpunkt mit einer noch unbefriedigenden Zahl von Ausstellern,
aber enorm hohem Publikums- und Presseinteresse. In einer Art Vorwort
berichtet Andy auf drei Seiten von den beiden Festivals. Der Aufbau des
Hefts gleicht genau der vorherigen Ausgabe, die, wie sich manche von
Euch erinnern mögen, PLOP # 60 beilag. Man ist an eine Illustrierte
erinnert, aber dort kommt die lange Bilderstrecke immer vor dem Text. aa
Melone # 4. 56 Seiten, DIN A 5, 2 Euro. Arne Auinger, Viktoriastr. 56,
32423 Minden
Arne bewegt sich mit Riesenschritten in die Professionalität. Wenn er
nicht so wenig Kohle hätte, wäre das Heft schon vor Wochen erschienen.
Trotzdem hat das neue Heft immerhin 56 Seiten zu bieten, und der Num-mer
5 soll sogar eine CD mit Musik-, Wort- und Bildbeiträgen beiliegen.
Auch die Comicbeiträge werden immer besser. Hinter einem Jamcover
verbergen sich Beiträge von Aaron Jordan, Anja & Joy, Rip Gallistl, Rainer
Baldermann, Gunnar Saecker, Wittek, Tim Posern, Oliver Ferreira, Thomas
Glatz, Bernd Struckmeyer/Jo 84, Leviathan in Love, Olaf Bathke, Calle
Claus, Haina Fischer und Arne, dessen Zeichnungen ebenfalls immer besser
werden. Ich möchte nichts davon besonders hervorheben, denn die Mischung
macht`s. Das Heft wird durch ein schönes Till Lenecke-Interview
abgerundet. Jo84
Menschenblut # 37. 36 Seiten, s/w mit Farbcover, Comicbookformat, 6,80
Mark. Eisenfresser Comix, Postfach 1141, 36094 Petersberg
In dieser Ausgabe darf der Nachwuchs ran. Die beiden Beiträge
"Kopfschmerzen" und "Transsylvania Air-lines" zeichnen sich durch ein gerüttelt
Maß an unmotiviertem Splatter aus. Die von Rochus Hahn geschriebene
Kidnapping-Story "Einen heben geh'n" hat zwar einigermaßen Hand und Fuß,
verzichtet dafür aber fast gänzlich auf Horrorelemente. Die Zeichner
Walter Fröhlich, Alex Knüttel und Ralph Niese können dagegen alle was.
Bi-Mi läßt nach wie vor keine flaue Grafik ins Heft. Da läßt sich auch auf
wieder bessere Stories hoffen. aa
Moga Mobo # 86. 100 Meisterwerke der Weltliteratur. 132 Seiten, s/w mit
Farbeinband, Paperbackformat, gratis in Stuttgart und Berlin. Moga
Mobo, Christburger Straße 17, 10405 Berlin
Eine reizvolle Aufgabe: Setze einen bekannten Roman in einen Comic mit
acht gleichgroßen Panels um. Dem unterziehen sich hier 100 überwiegend
deutschsprachige Comiczeichner. Natürlich ist die Aufgabe schier
unlösbar. Es gibt mehrere Möglichkeiten, das Problem zu umgehen - vielleicht
indem man sich auf eine Kern-szene des Buchs beschränkt oder das Thema
in ein paar Symbole verwandelt oder sich mit einem Scherz aus der
Affäre zieht. überraschenderweise versuchen in Moga Mobo trotzdem die
meisten Beteiligten, einen Roman in acht Bildern nachzuerzählen. Man versteht
dann den Comic oft gar nicht, wenn man die Vorlage nicht kennt. Timo
Wuerz beläßt es bei "Generation X" von Douglas Coupland bei einem Bild,
womit er der Aufgabe nicht ganz gerecht wird. Legrons Beitrag hat mir
gefallen, weil er sich in "Don Quijote" darauf konzentriert, den Traum,
ein stolzer Ritter zu sein, zu verdeutlichen. Schön auch Saschka Unselds
Version von "Jugend ohne Gott", in der in einer langen Reihe
aufgestellte jugendliche einer nach dem anderen fallen und sich in die Kette
eines Panzers verwandeln. Die humoristische Variante hat zum Beispiel
Mahler gewählt, der sich bei "Emanuelle" überwiegend auf eine nicht lesbare
Schrift beschränkt. Weil man bei Wolfs Fassung des Pornoklassikers
"Josefine Mutzenbacher" andeutungsweise Kindersex sieht, ist das Buch
übrigens häufig verstümmelt in den Handel gekommen. Man hätte sich insgesamt
mehr Comic-Meisterwerke gewünscht. aa
Nichts für ungut 2001 (Januar 2001). Sammlung diverser Zettel, s/w,
unterschiedliche Formate. Benjamin Brandt, Schubertstr. 36, 99423 Weimar,
benjamin.brandt@gestaltung.uni-weimar.de
Dieses... äh, Magazin ist schon etwas älter. Man könnte meinen, ich
hätte damit nichts anzufangen gewußt und es achselzuckend in der Schublade
verschwinden lassen. Tatsächlich habe ich es nur an meiner Zweitadresse
in Petersberg liegen gelassen und dann versehentlich aus den Augen
verloren. Erst als ich neulich nach einer Druckvorlage von Andy Konky Kru
suchte, fiel mir das Werk wieder in die Hände. Tja, ich muß schon sagen,
Benjamin (in PLOP kein Unbekannter) läßt hier ziemlich den
Kunststudenten raushängen. Ein Heft herauszubringen, das sich einfach der Form
eines Heftes verweigert und stattdessen Einzelblätter und Heftstücke höchst
unterschiedlicher Form auf einen großen Haufen wirft, mag ungewöhnlich
und aufmerksamkeitheischend (um nicht zu sagen effekthascherisch) sein,
es verhöhnt aber irgendwie auch den Leser. Ich hatte jedenfalls keine
Lust, den Stapel zu lesen, entschuldige mich aber in aller Form für die
verspätete Rezension und bin durchaus wieder gespannt auf "Nichts für
ungut 2002" - vielleicht diesmal als Konfettisäckchen? aa
Nozomi # 5 (September 2001). 84 Seiten, s/w mit Farbcover, DIN A 5, 10
Francs (plus 8 Francs Porto). Bruno Pham, 6 Impasse de Lisbonne, F -
49460 Montreuil JuignÉ, http://fly.to/nozomi
Charakteristisch für Manga-Fanzines scheint zu sein, daß sie mit
massenhaft Informationen über zahllose Mangaserien vollgestopft sind. So ist
es auch bei diesem französischen Magazin. Neben dem redaktionellen Teil
gibt es hier einen fünfseitigen Comic und drei ganzseitige
Illustrationen. Das Heft sollte ich denen mal zeigen, die sich über zu wenig Comics
in PLOP beschweren! Lesen kann ich das französische Magazin leider
nicht. Ich habe es durch den e-Mail-Kontakt zu einem Mitarbeiter, Francois
Verry, bekommen, der gerade Deutsch lernt und schon ziemlich gut
beherrscht. Manga-Fans, die französisch können, kann man "Nozomi" sicher mal
empfehlen. aa
QI # 51 bis 53. 16 bis 24 Seiten, s/w mit Packpapiereinband (# 51), DIN
A 5, 1 Real. Edgard Guimaräes, Rua Capitäo Gomes, 168 BrasÓpolis MG
37530-000, Brasilien
Natürlich bin ich auch an dieses Magazin über Teresa herangekommen.
Brasilien ist das einzige südamerikanische Land, in dem Portugiesisch
Amtssprache ist. Deshalb gibt es offenbar enge Verbindungen zwischen
Portugal und Brasilien. QI enthält im wesentlichen einen längeren Comic
("Mundo Feliz"), der ein bißchen an "Love and Rockets" erinnert - in # 52
ist es eine offenbar etwas krude Gefängnisgeschichte namens "Calvo.
Invasäo dos lagartos terriveis" -, und einen umfangreichen redaktionellen
Teil, vermutlich Rezensionen (vielleicht sind's auch Leserbriefe).
Offenbar schreibt und zeichnet Herausgeber Edgard Guimaräes alles selbst. Und
das Magazin erscheint, wie's aussieht, in beinahe beängstigend rascher
Folge. aa
Sagittarius # 32 (August 2001). 48 Seiten, s/w, DIN A5, 3 Mark. Klaus
N. Frick, Postfach 24 68, 76012 Karlsruhe
Klaus N. Frick leuchtet in seinem Science Fiction-Fan-zine wieder
entlegenere Ecken des Genres aus. Michael Nagula steuert einen Gastbeitrag
über irische Literatur bei. Kurzgeschichten verschiedener Autoren und
ein ziemlich gruseliger Comic von Manfred Lafrentz runden den Band ab. aa
Sol # 24. 80 Seiten, s/w mit Farbcover, DIN A 4. Perry Rhodan
Fanzentrale e.V., Postfach 2352, 76413 Rastatt
Das gewohnt hochklassige Hochglanzmagazin der Perry Rhodan Fanzentrale
wartet unter anderem mit einem Interview mit dem Autor und übersetzer
Michael Nagula, einer übersicht über die Fantasy-Comic-serie "Troy" bei
Carlsen - und mit Comics von Perry Rhodan-Redakteur Ulrich Magin auf.
Zumindest für jeden Science Fiction-Fan zu empfehlen. aa
Strichnin # 1 und 2. 36 bzw 52 Seiten, s/w, DIN A 5.
Ein neues Comiczine hat das Licht der Welt erblickt, und es macht einen
merkwürdigen Eindruck. Aus Hamburg kommt es, irgendwie Hochschul- oder
Uni-Umfeld, und bietet Kurzcomics, die mich recht ratlos zurücklassen.
Krakelkunst meets Möchtegern-Intellektuelle, ist meine erste
vorsichtige Einschätzung. In Heft 1, Auflage 500 Stück, ringen sich sechs Leute
sieben Beiträge ab. Die Geschichte von Timo um einen Selbstmörder, der
mit viel Glück seine Wiedergeburt erwirken kann, ist noch ganz nett.
Auch Ole bietet mit einem kotzenden Karussellfahrer wenigstens noch so
etwas wie eine stringente Geschichte. Die anderen verlieren sich in
"Jeder-ist-seine-eigene-Insel"- Betrachtungen, unzusammenhängend, oder
zu-mindest unverständlich. Mit Judith darf natürlich auch eine Feuchtenberger
für Arme nicht fehlen. Heft 2 fällt deutlich dicker und besser aus,
dafür beträgt die Auflage nur noch 250 Stück. Patrick aus Kiel und Malin
aus Hamburg bringen sogar zwei Beiträge, die mir gut gefallen. Auch der
Rest liegt deutlich über dem Durchschnitt von Heft 1. Was nicht heißt,
daß ich ihn gut finde. Leider steht keine Bezugsadresse im Heft. Aber
die meisten Mitarbeiter sind über E-Mail erreichbar. Jo84
Suckelborst. Gelassene Comics # 2, 40 Seiten, s/w, DIN A 6, 2 Euro.
Andreas Fecke, Garfelner Straße 41, 59558 Lippstadt
Mit seinen 40 Seiten hat die zweite Ausgabe von Suckelborst den vom
Herausgeber gewünschten Umfang. Einige Leute stellten Beiträge zur
Verfügung, und auch die Textmenge ist gewachsen. Somit scheint das seltsame
Mag auf dem richtigen Weg. Nach wie vor sind alle Beiträge okay, bei
Mitarbeitern wie Moritz Stetter, Oliver Ferreira, Tim Posern und Gerd Bonau
kein Wunder. Sehr schön die Textergänzungen, die sich auf die Comics
beziehen oder neue Aspekte bringen. Schnell durch hat man das Heft
trotzdem. Insgesamt gesehen Klein, aber fein. Jo84
Unspannend. 16 Seiten, s/w, DIN A 6. Andy Konky Kru, P.O. Box 8892,
London SW 15, Great Britain
Trotz des spektakulären Umschlags von Wittek sind doch Andys Comics im
Inneren das Spannendste an diesem Band. Er versucht hier nämlich, nicht
ohne Erfolg, Geschichten zu erzählen, denen auf überraschende Weise die
Pointe fehlt. Zum Beispiel webt eine Spinne zwölf Panels lang ihr Netz.
Eine sich nähernde Fliege hat schon im siebten Panel, Böses ahnend,
abgedreht. Oder ein Typ wandert herum, blickt skeptisch auf seine Uhr,
hört sie ticken und geht beruhigt weiter. Eine eigenartige Form
melancholischer Komik entsteht in solchen Geschichten, jedenfalls wenn man sie so
zeichnet, wie Andy das tut. Manchmal hält er allerdings sein Prinzip
nicht durch. Ein Mann gießt eine kleine Blume so lange, bis sie bis zu
seiner Nase emporgewachsen ist und er an ihr riechen kann, ohne sich
bücken zu müssen. Oder eine zwischen zwei Bäumen aufgespannte Hängematte
rutscht auf der einen Seite ab; der Schläfer bekommt aber davon nichts
mit. Vom Slapstick wohlbekannt ist schließlich die Geschichte vom
Gärtner, dessen Wasserschlauch versiegt und dem das Wasser ins Gesicht
spritzt, als er in die Schlauchöffnung späht. Es ist eben gar nicht so leicht,
Comics ohne Pointe zu fabrizieren. Andy ist es aber wenigstens
teilweise gelungen. Und vielleicht wäre es reizvoll, sich weitere "unspannende"
Comics auszudenken. aa
Ups # 5 und 6 (Mai und November 2001). Je 20 Seiten, s/w, DIN A 5.
Armin Parr, Sternbergstraße 56, 72116 Mössingen.
über Armin Parrs Arbeiten habe ich schon im letzten PLOP geschrieben,
daß sie das Lebensgefühl von Spätpunks behandeln, einer lost generation,
die die neue Spaßgesellschaft etwas irritiert beobachtet. Zusammen mit
diesen neueren Ausgaben, die wiederum fast ausschließlich Comics vom
Herausgeber beinhalten, hat Armin mir einige Comics zum Nachdrucken
geschickt, und ich mache davon gerne Gebrauch. Beim Lesen von "one night
standing" könnt Ihr Euch also selbst einen Eindruck von seiner Kunst
verschaffen, die auf mich etwas verstörend, aber auch faszinierend wirkt. aa
Von mir # 3. 40 Seiten, s/w mit Farbcover, Comicbookformat, 9 Mark.
Schwarzer Turm, St.-Vitus-Straße 10, 36088 Hünfeld
Schade, wenn ein Leser mit der besten Folge einer Serie beginnt und die
weiteren dann dagegen abfallen. Gerhard Försters "Von mir" ist ein
vorzüglicher Comic, aber mit dieser Serie ist es mir so gegangen. Das
Meisterwerk ist ganz offenbar Band 2. Wie der nachgemach-te Band 1 kann auch
Ausgabe 3 das Niveau nicht ganz halten. Was natürlich keineswegs
bedeutet, daß sie schlecht wäre. Gerhards Abenteuer mit der X-large-Frau
strotzt nur so vor komischer Dramatik, läuft nur leider mit einem offenen
Ende aus, weil die Sache Gerhard dann doch zu autobiografisch wurde. Da
hätte er sich doch einen witzigen Schluß ausdenken können. Seine
weiteren Erlebnisse bei Scientology sind aufschlußreich, aber nicht unbedingt
witzig. Auch das Wiener Original Kurt Novak bekommt es diesmal mit
einer Sekte und ihrer bemerkenswerten Hohlwelt-Theorie zu tun. In einer
früheren Version dieses Comics hat Förster noch sich selbst an die Stelle
Novaks gesetzt. Vervollständigt wird das Heft durch diverse Kurzcomics,
von denen die Serie "Klinik bizarr" ziemlich schwach abschneidet. Fans
können jetzt ihre Hoffnung noch auf den abschließenden Band 4 setzen,
der zum Comic-Salon im Juni unter anderem mit einem Geheim-Dossier
aufwarten soll. aa
Gerd Bonau war so nett, mir den ursprünglichen ersten Band von Gerhard
Försters "selbstgebasteltem Comicheftl" zu überlassen: Zwölf Seiten
ohne richtiges Cover mit einer ziemlich authentisch wirkenden Story über
die Sonnenfinsternis 1999. Gerhard besteigt mit drei Freundinnen einen
Berg der österreichischen Alpen, um das Naturschauspiel besser verfolgen
zu können. Der Einleitung ist zu entnehmen, daß sich der Autor hier
erstmals an einem autobiografischen Comic versucht. Offenkundig übt er
noch: der Geschichte fehlen so recht Struktur und Ziel. Für "Von mir"-Fans
ist das Heftchen allerdings sehr aufschlußreich (leider vergriffen). aa
wacka wacka # 7. 52 Seiten. s/w, DIN A 5, 3 Mark / 1,50 Euro. wacka
wacka, Postfach 101419, 04014 Leipzig, www.wackawacka.de
Guido Kawczynski hat nach einer Besprechung seines Magazins in der
Popmusik-Postille "Visions" einen Mit-streiter gefunden, der im neuen Heft
als Mit-Heraus-geber auftritt: Nico Roicko - ein großer "wacka
wacka"-Fan und einer, der in ähnlichem Stil wie Guido schreiben kann. Ein
seltener Glücksfall also. Es dominieren tagebuchartige Betrachtungen von
Guido und Nico, sehr innerliche Texte. Außer den beiden und ihren
Beziehungen zu anderen Menschen gibt es hier fast nichts mehr auf der Welt.
Selbst das Interview mit Ex-"Flower Pornoes"-Sänger Tom Liwa ist so. Guido
und Nico schaffen es, den Leser an ihren Erlebnissen und Empfindungen
teilnehmen zu lassen und trotzdem fast poetisch zu sein. Auch Till
Leneckes Comic "Sand zwischen den Zähnen" hat diese Qualität, obwohl eine
ganz einfache Geschichte von einem Ausflug dreier Jungs erzählt wird,
deren Freundschaft sich dabei festigt. Aus der Reihe fällt der
hochdramatische und depressive Comic von Piwi über einen, der seine Freundin
verläßt und es dann bereut. Dazu kommen ein Comic von Wittek, Fanzine- und
Plattenbesprechungen. aa
Weißblechs weltbeste Comics # 4 (Oktober 2001). Unglaubliche
Sexficition. 32 Seiten, s/w mit Farbcover, Comicbookformat, 3,05 Euro (6 Mark).
Weißblech Comics, An der Landstraße 5, 23758 Kükelühn,
kurio@weissblech.com
Dieses Magazin verkauft sich allein über seinen Titel. Da greifen
sicher auch Nicht-Comicfans gern zu. Vom guten alten Weißblech-Humor ist nur
ein Zweiseiter geblieben, in dem der Verleger von seiner
Rührlöffel-bewehrten Gattin an einem natürlich rein geschäftlichen Termin mit seiner
Protagonistin Bella Star gehindert wird. Die übrigen Geschichten sind
gängige Science Fiction- und Abenteuer-Ware, an der zum Teil wieder
Zeichner Roman Turowski mitgewirkt hat - Geschichten, die die Erwartungen,
die der Titel weckt, so einigermaßen erfüllen, aber sonst nicht viel zu
bieten haben. Hoffentlich vernachlässigt Levin Kurio über diesen
Sonderheften die ursprünglichen "Koma-Comics" nicht allzu sehr. aa
Weißblechs weltbeste Comics # 5. Drogengeile Teenie Schlampen. 36
Seiten, s/w mit Farbcover, Comicbookformat, 3 Euro. Weißblech Comics, An der
Landstraße 5, 23758 Kükelühn, kurio@weissblech.com
Das meiste, was ich über den Vorgängerband geschrieben habe, gilt auch
hier. Levin Kurio bewegt sich mit seiner Story über die Erlebnisse
zweier Mädels auf Mallorca weitgehend im "Eis am Stiel"-Universum. Eine
nette Erinnerung an die 80er-Jahre ist auch das
"Teeny-Party"-MAD-lookalike-Suchbild. Die beiden Beiträge von Roman Turowski sind ein bißchen
düsterer und weitgehend ironiefrei. Die Grafik beider Künstler hat mir gut
gefallen - nicht frei von Schludrigkeiten, aber doch ziemlich
detailreich und ausgefeilt. aa
Xoomic # 0 (November 2001). 36 Seiten, s/w mit Farbumschlag, Frank
Kemter-Verlag/Fürth
Fast aus dem Nichts taucht dieses Sekundärmagazin auf, das im Layout
und Konzept stark an das bestehende Magazin REDDITION erinnert.
Anscheinend existiert das Team dahinter im Internet unter www.xoomic.de
allerdings schon länger. Qualität und Themenauswahl können mit genanntem
Vorbild noch nicht konkurrieren, allerdings gibt man sich Mühe, und
schließlich ist dies ja erst eine Nullnummer. Anscheinend richtet sich das Mag
an intellektuell angehaucht Comicleser. Ob sich viele Interessenten für
Themen wie "Der Popstar als Ikone- Zeit und Politik in Bryan Talbots
,The Adventures of Luther Arkwright'" finden, wage ich jedoch zu
bezweifeln. Die anderen Themen, Jean-Claude Fournier, Roger Leloup sowie
Rezensions- und Newsseiten, sind sauber recherchiert und geschrieben, nur die
Comicstripreihe "Kasimir" von Florian Weiland ist völlig fehl am Platze
innerhalb dieses Konzepts. Jo84
Andy: Konky Kru # 1. 28 Seiten, s/w, DIN A 5, 1,95 Euro.
andy_konkykru@yahoo.com
Weitgehend bekannte Konky Kru-Abenteuer kommen hier noch einmal in
einem neuen Format, dem bequemen üblichen Fanzine-Format. Neu ist das
Nachwort, in dem Andy unter anderem schlüssig darlegt, warum das Schlagwort
"Weniger ist mehr" falsch ist und schon gar nicht auf "Konky Kru"
zutrifft. Das Heft soll wieder mal als "Visitenkarte" für Begegnungen auf
Comicfestivals und ähnlichen Veranstaltungen dienen. Wenn ihr Glück habt,
drückt Euch Andy dort ein Exemplar in die Hand. Zum Preis von 3 Euro
bietet Andy im übrigen auch dieses Magazin im Comicbookformat an - da
aber leider ohne sein launiges Nachwort. aa
FuFu Frauenwahl: Ten Eyes Archiv # 4: Ray Murphy - Detektiv der Träume,
Heft 1. 28 Seiten, s/w mit Farbcover, 20 mal 22 Zentimeter, 5 Euro.
Nach langer Pause meldet sich die Zeichnervereinigung Ten Eyes Archiv
zurück im neuen Format. Die Arbeiten von FuFu Frauenwahl gefielen mir
aus den drei ersten Heften am besten. So ist es nur erfreulich, daß es
mit seinen Sachen weitergeht. Die Geschichte aus der letzten
Veröffentlichung blieb unvollendet, merkwürdig und auch irgendwie schade. Aber die
drei vorliegenden, diesmal abgeschlossenen Kurzgeschichten entschädigen
vollends. Leider bin ich nicht imstande zu sagen, warum Ray Murphy
"Detektiv der Träume" genannt wird - angeblich weiß er es selber nicht. Der
Zeichenstil ist realistisch, mitunter dreckig kantig, wobei es FuFu
gelingt, ihn in jeder Geschichte etwas zu variieren. Anatomische Mängel
gibt's nicht, FuFu steht zwar zeichnerisch den Fanzines nahe, seine Stile
sind jedoch eigenständig und ausgereift. Die Stories sind zumindest als
merkwürdig zu bezeichnen und beinhalten allesamt ein offenes Ende.
Besonders interessant finde ich das Fotocover: Zeigt es den Künstler, oder
jemanden, der den Charakter Ray Murphy darstellt, oder gar beides? Und
warum dieses Faible für Insektenköpfe? Ich weiß es nicht. Sollte man
sich das Heft zulegen? 5 Euro sind echt unverschämt, aber das Heft ist
dafür wirklich gut. Jo84
Rafael Gouveia: Carneiro mal morto (Barely dead lamb). 28 Seiten, s/w,
DIN A 5. Rafael Gouveia, Rua Cidade de CÁdiz No 25, 3. Esq. ,1500-156
Lisboa (Lissabon), Portugal
Durch meine neue Portugal-Connection bin ich plötzlich gut mit
portugiesischen Comicmagazinen eingedeckt, bei denen es sich überwiegend um
Fanzines handeln dürfte. Ich hatte zuerst vor, darüber zumindest einen
übersichts-Artikel zu schreiben, aber meine fehlenden Sprachkenntnisse
haben mich schließlich bewogen, die Titel einfach im folgenden nur
aufzulisten. Man kann daraus schon ein bißchen was entnehmen, und viel mehr
könnte ich auch nicht mitteilen. Man sieht immerhin: In Portugal gibt es
eine vielfältige Fanzine-Landschaft. Eine Ausnahme will ich bei dem
obengenannten Magazin machen. Das ist nämlich in Englisch geschrieben. Es
enthält vier ausnahmslos von Rafael Gouveia gezeichnete Comics.
Gemeinsam ist ihnen, daß ein monologisierender Text und die Zeichnungen mehr
oder weniger parallel nebeneinander herlaufen. Die erste Geschichte
heißt auch treffend "The Monologue Series, Part one" und ist in strengem
Schwarzweißstil gezeichnet, während er bei den übrigen mit
Grauschraffuren arbeitet. Mir gefallen diese Comics mit Anspruch, die zugleich nicht
unzugänglich sind, sehr gut. Ich hoffe, daß ich von dem Zeichner bald
auch mal was in PLOP präsentieren kann. aa
Max Jähling: Starreporterin Olga Stark. 28 Seiten, s/w, DIN A 5. Max
Jähling, jaehling@gmx.de
Max Jähling hat ein interessantes, aber sicher auch nervenaufreibendes
Experiment angestellt: in 24 Stunden einen kompletten heftfüllenden,
realistischen Comic zu zeichnen, von der ersten Idee bis zur
abschließenden Hintergrundschraffur. Das ist eine Empfehlung von Comictheoretiker
Scott McCloud (www.scottmccloud.com/inventions/24hr/dare/da-re.html).
Max Jählings Comic umfaßt 24 Seiten. Im Vorwort schreibt er, er habe
insofern ein bißchen geschummelt, als er mit einer Nebenfigur seiner
Superheldenserie "Reception Man" arbeitete, der Starreporterin Lois... äh,
Olga Stark. Die mußte er sich also nicht erst ausdenken (siehe auch Comic
in dieser Aus-gabe). Ansonsten arbeitet Max Jähling mit einer
weitgehend logisch aufgebauten, wenn auch etwas sprunghaften Story, in der Olga
in "Akte X"-Manier rätselhafte Besuche von Außerirdischen recherchiert
und dabei - natürlich - von ihnen gekidnappt wird. Die Zeichnungen sind
notgedrungen ziemlich flüchtig, aber doch noch vorzeigbar. Max
beschreibt auch den Verlauf des Experiments: Er begann am 30. August 2001 um 13
Uhr. Gegen 18 Uhr fing er an, aufs Tempo zu drücken. Morgens um 5 Uhr
hörte er auf, immer wieder zur Uhr zu schauen. Als stressig erwiesen
sich für ihn nicht so sehr aufwendige Actionsequenzen, sondern längere
Dialogphasen, in denen nichts passiert. Am folgenden Abend gegen 21 Uhr -
ohne Schlaf - muß der Comic fertig gewesen sein. aa
Tim Posern: Rosa Elefanten und weiße Mäuse # 5. Sonnige Aussichten. 48
Seiten, DIN A 5 Querformat, numeriert und limitiert. Tim Posern, bei
Dohrenkamp, Mannhardtweg 1, 14089 Berlin
Tim Posern ist einer der besten Cartoonisten und Comiczeichner des
Landes, der mir irgendwie erst in letzter Zeit so richtig aufgefallen ist.
Seine Reihe "Rosa Elefanten" ist ein Egozine, das in wechselnden
Formaten seine Arbeiten, meist witzige Cartoons, sammelt. Diese sind manchmal
schon in verschiedenen Fanzines zu finden gewesen, wie in diesem Fall
Teile in "Sprühende Phantasie" und "Melone" zu lesen waren. Ein paar
neue Sachen sind aber auch dabei. Die Qualität ist durch die Bank weg
hervorragend. Ich wette auch, Tim wird noch bekannter werden. Jo84
Comic! Jahrbuch 2001, 240 Seiten, DIN A 4, 15,25 Euro
Das zweite vom ICOM herausgegebene Jahrbuch ist wie der Vorgänger ein
gerade so geglückter Kraftakt geworden. Der ICOM ist zwar begütert
genug, ein solch ziemlich umfangreiches Projekt zu stemmen, aber natürlich
reicht das Geld nicht für ein richtiges Redaktionsteam, und die Honorare
für freie Mitarbeiter sind, wie ICOM-Vorsitzender Burkhard Ihme im
Vorwort einräumt, auch nicht üppig. Um so bewundernswerter, was da quasi
ehrenamtlich auf die Beine gestellt wurde. Neben vielen Interviews wie im
ersten Band (unter anderem mit Haggi, Chris Heesch, Rochus Hahn, Eckard
Breitschuh und dem Neue-Frankfurter-Schule-Veteran F. W. Bernstein)
gibt es diesmal auch einen umfangreichen überblick über den Comicmarkt,
eine Bilanz des nun beendeten Meiniger Comic-Zensur-Prozesses und zwei
kleine Themenschwerpunkte über Comiczeichner-Ausbildung und über
Cyber-Comics. aa
Diabolik # 1 und 2. Noch 60 Sekunden zu leben, Eva Kant! 104 Seiten,
s/w, 20,7 mal 16,3 Zentimeter, 2,99 Euro. Ehapa
Ich wußte nie so recht, woran ich mit ihm war. Diabolik wirkte wie ein
Bösewicht in seinem dunklen Latexdress. Andererseits gibt es ja auch
Helden, die so aussehen, zum Beispiel Phantom. Außerdem war Diabolik
immer von schönen Frauen umgeben. Was mich zudem verwirrte, war Kommissar
Ginko, der Diabolik ziemlich ähnlich sah - eine andere Identität des
Protagonisten? Worum geht es überhaupt? Eine große Rache? Die Herrschaft
der Welt? Frauen? Meine Fragen blieben knapp 20 Jahre lang ungeklärt,
denn meine Italienisch-Kenntnisse reichten nie, die beiden
Diabolik-Ausgaben, die ich mir in Rom gekauft hatte, zu lesen. Jetzt sind die
Abenteuer dieser schillernden Comicfigur auch auf deutsch erschienen. Klar ist
damit, daß Diabolik und Ginko keineswegs identisch, sondern die beiden
großen Gegenspieler der Serie sind. Es führt auch kein Weg an der
Erkenntnis vorbei, daß Diabolik auf der falschen Seite des Gesetzes steht,
aber er ist zweifellos ein negativer Held. Ein Frauenheld ist er dagegen
nicht, sondern fest mit einer hübschen Blondine namens Eva Kant
zusammen. Die meisten Fragen bleiben jedoch vorerst ungeklärt. Ehapa
verzichtet auf eine Origin-Story. So erfahren wir leider nicht, ob Diabolik ein
Außerirdischer ist wie sein offensichtliches Vorbild Fantomas, ob er
über übermenschliche Kräfte verfügt und welche Motive ihn antreiben. In
den ersten beiden deutschen Bänden erweist er sich als recht
unspektakulärer Juwelendieb. Es geht nicht etwa um die Welteroberung, sondern bloß
um einen Big Caper. Interessant wird die zweiteilige Geschichte
dadurch, daß Diabolik im virtuellen Raum auf Beute auszieht. Er kämpft hier
gegen Jimmy Doors, den "König der Computerspiele", der im Gegensatz zum
gut-bösen Diabolik ein völlig amoralischer, gefühlloser Charakter ist.
Die konventionelle Story enttäuscht ein wenig, aber den Erwartungen, die
sich 20 Jahre lang aufgebaut haben, war wohl kaum gerecht zu werden.
Gut gefallen mir die schwarz-weißen, nur gelegentlich durch grüne Flächen
akzentuierten Zeichnungen von Sergio und Paolo Zaniboni. Die beiden
waren wohl auch schon 1983 am Werk, als die Comics noch jeweils 20 Seiten
umfangreicher waren, wenngleich sie in den italienischen Bänden nicht
genannt werden. Die Grafik der alten Ausgaben ist etwas aufwendiger und
detaillierter. Damals wurden noch häufig Rasterflächen eingesetzt, um
eine möglichst dichte Atmosphäre zu erreichen. Auch in den
Ehapa-Ausgaben sind die Zanibonis noch immer gute Zeichner. Trotzdem würde ich mir
wünschen, daß Ehapa auch mal auf älteres Material zurückgreift. aa
Horst # 7. 28 Seiten, s/w mit Farbcover, Comic-bookformat, 4 Euro (7,90
Mark). Schwarzer Turm, St.-Vitus-Straße 10, 36088 Hünfeld,
schwarzerturm@gmx.de
Ich hatte dieser Serie geringe Variationsmöglichkeiten bei den
Erlebnissen eines notorischen Rammlers bescheinigt. Einige Ausgaben lang habe
ich nun Horsts Abenteuer nicht mehr verfolgt. Im vorliegenden Band
findet Autor Rochus Hahn einen Ausweg vor der Gefahr des Immergleichen. Er
versetzt den Hasen in seine Jugendzeit, als er keineswegs eine nach der
anderen vernaschte, sondern Frauen noch schier unerreichbar schienen.
Die Bemühungen des Jung-Langohrs, verkompliziert durch nicht
unbeträchtliche Skrupel und ängste und auch durch unerwartete praktische
Hindernisse, werden durchaus amüsant geschildert - und wie immer perfekt von
Geier grafisch umgesetzt. Die Füller aus der Reihe "Die kleine Seifenoper"
von Alex Macartney überzeugen dagegen nicht so richtig. aa
Letter to a dead friend. 48 Seiten, zweifarbig, DIN A 5, 18 Mark.
Edition Colomba Urbana, Auslieferung über Reprodukt
Ein sehr merkwürdiges, aber recht interessantes Heft ist es mal wieder,
was sich hinter einem grün-weiß-schwarzen Cover verbirgt. Mit dem toten
Freund im Titel ist Comiczeichner Alberto Breccia gemeint, der sich
Zeit seines Lebens für unkonventionelle Undergroundcomics interessiert
hat, wie uns das Vorwort von Christian Gasser erläutert. Dieses Vorwort
ist also der Brief, und die Comics dahinter die Anlage, an der Breccia
seine Freude gehabt hätte, hätte er sie vor seinem Tod noch zu Gesicht
bekommen. Vier Zeichner werden ihm hier ans Herz gelegt, zum ersten Katja
Tuiainen aus Finnland, dann Tobi Gaberthuel aus der Schweiz, Markus
Huber aus Hamburg und Lily Lau Lee Lee aus Hong Kong. Unkonventionalität
ist dann wohl auch der größte gemeinsame Nenner der Vier, die ohne
weiteres auch alle im "Strapazin" erscheinen könnten. Die Skurrilität der
Beiträge wird durch den Zweifarbdruck in lila und Orange unterstrichen,
das gesamte Heft ist außerdem in Englisch gehalten, da es die ganze Welt
anhand der Zeichner exemplarisch vereint und auch die ganze Welt
erreichen soll. Markus Huber ist noch der straighteste des Quartetts, sein
Zwölf-Seiter beschäftigt sich mit den Erinnerungen eines Jungen an einen
vergangenen Menschen. Die anderen sind mir wieder alle zu sehr auf
Künstler getrimmt: Katjas Comic sieht so aus, als hätte man Anke
Feuchtenberger nur noch zwei Buntstifte in ihrer Zelle gelassen, Tobi Gaberthuel
hat mit Comics eigentlich gar nichts am Hut und präsentiert sieben
Einseiter, beeinflußt durch Holzschnitt und Scherencollage. Lilys Comic
finde ich unverständlich, er sieht halt so aus, wie jeder Comic eines
hochgejubelten Amateurs, der gerade das nächste große Ding wird, nur weil
er Grafik studieren darf und den Exotenbonus einheimsen kann ("Oh! Aus
Hong Kong! Und eine Frau ist sie auch!") Ich finde es mit der Zeit schon
ärgerlich, was graphisch so als Talent bezeichnet wird. Das Heft ist
natürlich schon außergewöhnlich, allein des Druckes wegen. Schade, daß
der Beitrag von Markus Huber nicht durch bessere Sachen ergänzt wird.
Jo84
MangasZene # 6. 84 Seiten, farbig, DIN A 4, 5 Euro. MangasZene,
Postfach1429, 57622 Hachenburg. www.mangaszene.com
An dieses Manga-Fachmagazin bin ich durch Olaf Bathke gekommen, der
daran mitarbeitet (zwei Kurzcomics auf der letzten Innenseite). wie nicht
anders zu erwarten, bietet das Heft sehr viel Information über viele
verschiedene Mangaserien, Interviews, daneben Berichte über Conventions,
Rezensionen, Internet-Tips und sogar ein japanisches Kochrezept. Das
alles läuft auf einem seriösen, ziemlich hohen Niveau ab. Leider habe ich
mich nicht dazu durchringen können, das Heft oder Teile mal genauer zu
lesen, aber wenn ich das getan hätte, hätte ich bestimmt einiges über
Mangas gelernt. MangasZene gibt's in vielen Comicläden. aa
Kia Asamiya: Batman - Child of Dreams # 1. Ca 200 Seiten, davon 6
Seiten farbig, über Comic-bookformat, mit Schutzumschlag, 12,76 Euro. Panini
Der klassische Batman-Fan hat es schwer in letzter Zeit. Die normalen
US-Hefte dümpeln schon seit zwei Jahren in einem unsäglichen Zeichenstil
vor sich her, der sich nicht entscheiden kann, ob er von der Animated
Series oder vom Ur-Batman beeinflußt ist. Und wenn dann mal etwas besser
gezeichnet ist, ist das dann meistens ein Elseworlds-Band, in dem mit
der Geschichte Batmans Schindluder getrieben wird. Deshalb habe ich seit
No Mans Land auch kein Batman-Abenteuer mehr gelesen, das mich
begeistert hätte. Und jetzt müssen die Fans der klassischen Figur auch noch
ertragen, daß Batman als Manga verwurstet wird. Den meisten Mangas stehe
ich ja eher skeptisch gegenüber. Natürlich gibt es gute darunter, aber
die Schwemme von Billigepigonen mit immer denselben langweiligen Themen
muß man sicher nicht komplett kaufen, da gilt es, die Spreu vom Weizen
zu trennen. Kia Asamiya ist zumindest einer der bekannteren Zeichner,
aber ist der Manga deshalb gut? Der Ansatz Asamiyas ist, den Charakter
Batman (japanischen) Lesern zu vermitteln, die ihn noch nicht kennen.
Dabei orientiert er sich an den Höhepunkten der Charakterzeichnung
Batmans. Der Erfolg gab ja vor allem immer den Szenaristen Recht, die ihn als
gebrochene, geheimnisvolle und sehr düstere Gestalt interpretiert
haben. Asamiyas Batman ist düster. Der Einsatz der Schatten, aus denen er
auftaucht, und auch der Gebrauch der Rasterfolien ist unübertroffen. Kia
hat auch an der Geschichte Batmans nichts verändert. Er kommt nicht
plötzlich aus Tokio, wohnt auf dem Mond oder ähnlicher Schwachsinn, der
bei japanischen Adaptionen leider Gang und Gäbe ist. Okay, er hat eine
etwas längere Nase als gewohnt, aber ansonsten ist es genau der Batman,
den die Fans so lieben. Alles andere zu sagen wäre ein unbegründetes
Vorurteil. Bei aller Skepsis muß man zugeben, daß die graphische
übertragung äußerst gelungen ist, und die Story ist originell, geheimnisvoll und
spannend. Im Nachwort werden alle vorkommenden Personen des
Batman-Universums vorgestellt, somit ist dieser Band tatsächlich ideal für
Einsteiger. Und für alle Fans des dunklen Ritters ist es der beste Band seit
langem. Jo84
Fil: Larry Potter - Zaubern ist nicht alles. 36 Seiten, s/w mit
Farbumschlag, 14 mal 15 Zentimeter, 2 Euro. LeichenpflasternseinenWegVerlag
Wahrscheinlich steckt Fil selbst hinter diesem obskuren Verlag, der
sich nach dem 70er-Jahre-Brutalowestern mit Klaus Kinski in der Hauptrolle
benannte. Und noch ein Film wird hier auf die Schippe genommen, aber
welcher, das verrate ich nicht. Jedenfalls geht es um den Jungen Larry,
der in seiner Klasse und auch generell so nicht sonderlich beliebt ist,
der aber ganz toll zaubern kann. Aber auch das nützt ihm nicht viel, am
Ende bleibt er der Gearschte. Fil will natürlich nicht wirklich den
Film oder die Bücher des Namensvetters seiner Hauptfigur, Harry,
parodieren. Wahrscheinlicher ist, daß er die Bücher noch nicht mal gelesen hat
(der Film war eh noch nicht draußen). Vielmehr zeigt er, was er denn
viel Sinnvolleres zaubern würde als das Sauberidol der Kinder. Und er
zeigt, daß manche Menschen eben prädestiniert dazu sind, trotzdem Loser zu
bleiben. Der Band ist jedenfalls erwartungsgemäß sehr witzig. Jo84
Haggis Monsterspahs unt Spihl mit dem Hartmut. Faltblatt, zweifarbig,
Comicbookformat, 2,50 Euro. Carlsen
Die Comicfigur Hartmut soll wohl in die Fußstapfen von Käptn Blaubär,
kleinem Arschloch oder vielleicht auch Diddl treten. So ganz geschafft
hat das der Carlsen Verlag noch nicht, aber es wäre Haggi ganz bestimmt
zu wünschen, daß er bald von seinen Tantiemen leben und dann zum
Beispiel in Ruhe mit seiner Comicversion der Bibel weitermachen kann. Wird
eine Figur zum Markenartikel, dann braucht man neben den Comics viele
andere Konsumgegenstände. Diese Spielesammlung ist immerhin um einiges
origineller als bedruckte Tassen oder T-Shirts. Labyrinth, Suchbild,
Karten- und Würfelspiel oder Kreuzworträtsel gibt es zwar in unendlichen
Varianten, aber mit seinem Hartmut-Design macht Haggi doch etwas
Besonderes daraus. aa
Ole Könnecke: Doktor Dodo schreibt ein Buch. 36 Seiten, farbig,
Hardcoveralbum, 14 Euro. Carlsen
Ole Könnecke, 1961 geboren, verbrachte seine Kindheit in Schweden. Nach
dem Abitur studierte er Germanistik und begann während dieser Zeit mit
dem Zeichnen. Heute ist er "einer der beliebtesten
Kinderbuchillustratoren und -autoren Deutschlands" (Verlagsangabe). Das vorliegende Werk
ist Oles erster Comic, für den er eine seiner älteren Figuren wieder zum
Leben erweckt hat. Und hier ist er wieder, der von mir ab jetzt so
genannte "Nadolny-Effekt". Sowohl Verlag als auch Kritiker scheinen der
Meinung zu sein, daß ein guter Illustrator auch gleichzeitig ein guter
Comicautor sein muß. Dazu will ich mich schon im generellen nicht
unbedingt auslassen, in diesem speziellen Falle schafft es der Autor jedenfalls
nicht, witzig, spannend oder in sonst irgendeiner Form auf mich
ansprechend zu wirken. Selbst wenn das Buch für Kinder geschaffen worden ist ;
es kann halt nicht jeder so talentiert sein wie Lewis Trondheim. Dazu
kommt das absolut mangelhafte Preis- Leistungsverhältnis. 30 Seiten
Comics für 14 Euro. Auf gut der Hälfte aller Panels ist zudem der
Hintergrund einfach nur schwarz. Die Figur Dodo ist zwar ganz süß, aber ein
bißchen mehr braucht es schon, um eine rentable Leserschaft anzuziehen. Ich
kann mich immer wieder nur fragen, warum Carlsen sich auf unausgegorene
Experimente mit Spartenfremden Kreativen einläßt, wo es Hunderte von
guten, wirklichen Comiczeichnern in diesem Lande gibt. Jo84
Laura Bartels / Isabel Kreitz: Die Leidenschaft des Herrn Lührs. 32
plus 8 Seiten, farbig, DIN A 4, 10 Euro. Carlsen
Im Mai 2000 reisten Laura Bartels und Isabel Kreitz im Auftrag der
Deutschen Welthungerhilfe nach Bolivien, um einen Comic zu erstellen, der
die Arbeit der Entwicklungshilfe in der Region Chayanta illustriert und
einem jugendlichen Publikum nahebringt. So entstand das vorliegende
Album, dessen Protagonist, Chefkoch Herr Lührs, im Auftrag seines Chefs
ebenfalls nach Bolivien reist; angeblich, um neue Kartoffelsorten für
feinere Gaumen für den deutschen Markt zu entdecken. In Wahrheit plant
Lührs Chef jedoch, ihm vor Ort präparierte Kartoffeln als Schmuggelware
unterschieben zu lassen. Lührs, durchaus ein bißchen dümmlich, und von
seiner Leidenschaft - Kartoffeln und alles, was damit zusammenhängt -
geblendet, merkt tatsächlich nichts. Aber heißt das automatisch, daß sein
Chef mit seinen Schandtaten durchkommt? Die Auftragsarbeit sieht man
dem Comic deutlich an. Die Zeichnungen sind recht großflächig und
"effektiv", auf das Tuschen wurde gleich ganz verzichtet. Trotzdem ist der
Comic nicht schlecht. Im Verlauf der Geschichte erfährt man tatsächlich so
einiges über Sitten und Leben der bolivianischen Bevölkerung. Die
achtseitige Dokumentation, die die Reise in Worten und Bildern beschreibt,
ist jedoch noch interessanter. Jo84
Sten Nadolny / Loomit: Amnea oder: Die fliegende Teekanne. 72 Seiten,
farbig, Hardcoveralbum, 26 Euro
Was passiert, wenn ein angesehener Literat irgendwo in München auf die
Grafitti eines jungen Sprayers stößt? Er denkt sich erstmals in seinem
Leben kein neues Buch, sondern einen Comic aus, in dem die Figuren des
Sprayers Abenteuer in einer bizarr phantastischen Welt erleben. Und
obwohl keiner der beiden je etwas mit Comics zu tun hatte und beide keinen
Schimmer davon haben, wie man einen Comic aufbaut, kloppen sich die
Großverlage darum, den Schrott auf alle Fälle veröffentlichen zu dürfen,
denn "das ist gut fürs Prestige" und "obendrein noch Kunst". Und wieder
wird der Verlag, der das wirklich total scheußliche Ergebnis
veröffentlicht, Riesenverluste einfahren, wie immer, wenn er etwas "mit Anspruch"
druckt, obwohl der Senf sauteuer ist, aber dann dürfen sie wenigstens
wieder jammern: "Gemein, der Albummarkt ist tot!" Am Material wird's ja
bestimmt nicht liegen, denn der Nadolny ist doch ein toller
Schriftsteller! Nur leider kein guter Comicautor. Und Loomit ist ja so ein toller
Sprayer! Schon möglich, aber seine Comicseiten sehen einfach nur
scheiße aus. Wenn's um Projekte mit Anspruch geht, scheint in Deutschland
irgendwas schief zu laufen. Dabei haben wir Dutzende wirklich guter
Comiczeichner. Jo84
Stan Sakai: Usagi Yojimbo # 8 (Oktober 2001). Blutige Schwingen. 98
Seiten, s/w mit Farbumschlag, Album im Comicbookformat, 23,80 Mark.
Schwarzer Turm, St.-Vitus-Straße 10, 36088 Hünfeld, schwarzerturm@gmx.de
Dieser Comic hat viel mit Japan zu tun. Es geht um einen Samurai
("Ronin"), Ninjas, Drachen aus Bambusholz und Teezeremonien. Ein Manga? Nein,
der Künstler zeichnet für ein deutlich westliches Publikum in
elegantem, klarem Schwarzweiß-Stil und mit anthropomorphen Tierfiguren. "Usagi
Yojimbo", der Name des Protagonisten, nämlich "Leibwächter Hase", ist
wohl irgendwie mit dem Manga-Boom hochgekommen. Stan Sakai macht aber
etwas wohltuend Anderes. Er vermittelt japanische Tradition und Kultur an
westliches Publikum. Die Form ist abendländisch, der Inhalt aber eher
fernöstlich. Obwohl sich hier Hasen, Hunde, Katzen, Tiger, Affen und
sogar Fledermäuse tummeln, erzählt Sakai doch keine komischen, sondern
höchst moralische Geschichten. Und diese Moral wirkt sehr fremdartig. Der
Samurai zieht umher und hilft heldenmütig jedem, dem er begegnet. Das
gemeine Volk, mit dem er zu tun bekommt, ist manchmal elend und
verzweifelt, oft aber geldgierig und verschlagen. Nur Adelige wie Usagi können
einen absolut lauteren Charakter haben, wird hier dem Leser suggeriert.
Eine eigentümliche Perspektive. Aber die drei Stories in dem Band sind
ansonsten packend und sehr kunstvoll erzählt - ein Geheimtip für Leute,
die meinen, sie hätten schon alle Arten von Comics gelesen. aa
Kim Schmidt: Local Heroes # 5. Zeichensprache. 68 Seiten, teilweise
farbig, DIN A 5 Querformat, 14,80 Mark (7,60 Euro). Flying Kiwi Media
GmbH, Holm 64, 24937 Flensburg. flyingkiwi@foni.net
"Local Heroes" ist eine Serie von Zeitungscartoons, die Kim Schmidt
seit 1997 für das Flensburger Tageblatt zeichnet. Kim hat dafür den
Flecken Güllerup (zwei Bauernhöfe, eine Mühle, ein Leuchtturm) und seine
menschlichen und tierischen Bewohner erfunden, die in jedem Bild vorkommen.
Ganz traditionsbewußt geht es in Güllerup zu - ohne daß man sich dem
Fortschritt oder den Touristen verschließt. Kim hat einen ganz trockenen
Humor, läßt teilweise aber auch die Bilder durch raffinierte Details
wirken (zum Beispiel das höchst aufschlußreiche Dokument eines ersten
Schultags bei Schweinen). Vermutlich wissen die Flensburger gar nicht, daß
sie an Kim Schmidt viel mehr als einen üblichen Zeitungszeichner haben.
aa
LeÓ Malet/Jacques Tardi: Nestor Burma - Wie steht mir Tod? 64 Seiten,
s/w, Hardcoveralbum, 32 Mark. Edition Moderne
"Wie steht mir Tod" ist bereits der sechste Nestor Burma-Band, den
Tardi nach Romanen von LÉo Malet in Szene gesetzt hat, und somit dürfte ein
gewisser Bekanntheitsgrad vorauszusetzen sein. In dem neuesten Werk um
den französischen Privatdetektiv, der im Jahr 2000 bei Casterman
erstveröffentlicht wurde, dreht sich alles um Künstler. Die Handlung ist im
Jahr 1956 angesiedelt. Auguste Colin, ein abgehalfterter Schauspieler,
sucht Nestors Assistentin HÉlÉne Chatelain auf, um sich von ihr Geld zu
pumpen, erscheint allerdings nicht zur Aushändigung desselben. Kurze
Zeit später wird Nestor engagiert, das merkwürdige Verhalten des
erfolgreichen Sängers Gil Andrea zu erforschen. Nach einiger Zeit stellt sich
heraus, daß die Fälle zusammenhängen... Der leicht unglaubwürdige Krimi
ist spannend und geschickt in Szene gesetzt und ist nicht leicht
nachzuvollziehen. Das Lesen hat mir aber trotzdem Vergnügen bereitet. Das
liegt nicht zuletzt an Tardis Zeichnungen, die selten besser waren. Die
Stadtszenen sind eigentlich simpel gezeichnet, scheinen aber vor Details
zu strotzen; wie macht er das bloß ? Die "Colorierung" in zwei
verschiedenen Graustufen tut ihr übriges. Eigentlich mag ich Graucolorierungen
nicht so gern, aber hier ist sie gut. Tardi hat mittlerweile auch
grafische Kinderkrankheiten wie zu großflächige Panels oder fehlende
Tiefenwirkung abgelegt. Jo84
Lewis Trondheim/Thierry Robin: Happy Halloween, Kleiner Weihnachtsmann.
48 Seiten, farbig, DIN A 4, 8 Euro. Carlsen
Pünktlich zum Weihnachtsfest lag der zweite Band der Abenteuer des
kleinen Weihnachtsmanns vor. Eigentlich mag ich Comics ohne Worte nicht
besonders, schon gar nicht über 48 Seiten, aber die Alben aus der
Vorstellung des "Texters" Lewis Trondheim sind natürlich eine Ausnahme.
Zeichner Thierry Robin setzt die niedlichen Ideen liebevoll eckig um, die
Farben von Isabelle Busschaert fügen sich optimal ein. Natürlich muß man
dabei im Kopf haben, daß das Album wohl für ein jüngeres Publikum
erstellt wurde, denn es schließt perfekt die Lücke zwischen Bilderbuch- und
Comiclesern. Jo84
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