(Plop Online Comics, hier klicken)  
Anmerkung: Das da unten sind alte Comic-Besprechungen die im Comic Fanzine 'Plop' erschienen. Die meisten sind von Andreas Alt ('aa') verfasst. Natürlich sind die Angaben nicht mehr gütig, Hefte vergriffen, Zeichner umgezogen, Währung geändert etc. Aber für den einen oder anderen vielleicht ganz interessant hier zu schmökern...

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Plop 64
Besprechungen



M.I.R. Pocket # 5/6. 56 Seiten, teilweise farbig, DIN A 6, 5,50 Euro. Michael Klamp, Mosaik-Initiative Rostock, Klopstockstraße 2, 18057 Rostock
 
Die lange und fortdauernde Tradition des Comicmagazins „Mosaik“ wird im Westen noch immer zu wenig beachtet. Das wird klar, wenn man sich dieses Fanzine der Mosaik-Initiative Rostock ansieht (daher auch der Name MIR). Das Heft ist nicht nur äußerst liebevoll hergestellt - mit eingeklebten Mini-Farbfotos, regionalen Sonderseiten und beigefügter Einladung zu einer großen „Mosaik“-Feier im Filmpark Babelsberg. Man sieht es auch an den Besprechungen von neun weiteren Fanzines aus dem „Mosaik“-Dunstkreis. Die Szene ist also immer noch sehr aktiv, wenngleich sie sich offenbar nur sehr langsam in die alten Länder ausbreitet. MIK ist ein sehr textlastiges Magazin, allerdings mit einem schönen, zumindest halbprofessionell gestalteten Comic in der Heftmitte (und farbkopiertem Panorama-Panel), der ein Detail eines Abrafaxe-Abenteuers von 1978 fortspinnt. Auch ansonsten stößt man im Heft immer wieder auf Abrafaxe-, beziehungsweise Digedags-Nostalgie. So geht es etwa um die Entstehung der Namen der Digedags oder um „Mosaik“-Merchandising zu DDR-Zeiten. Aber die Gegenwart spielt eine mindestens ebenso große Rolle, zum Beispiel im Interview mit Zeichner Hubertus Rufledt oder in den Berichten über diverse Fanaktivitäten. MIR macht Lust darauf, sich näher mit den Abrafaxen zu beschäftigen. aa
 
Chnusper Comics # 3. 32 Seiten, s/w, DIN A 5, 1,50 Euro. Edition Pesky, Oliver Gfeller, Bohrerhofstraße 10, CH – 4123 Allschwil
 
Abgesehen von einem ausführlichen, sechsseitigen Porträt der Rockband „The Residents“ und ein paar Bestenlisten von 2001 dreht sich in diesem Heft alles um Superhelden. Neben Olivers eigenem Beitrag „Bebbi Man“ sind Calle Claus und Wittek sowie Max Jähling mit Superhelden-Comics vertreten. Teresa Camara Pestana macht kurzen Prozess mit einem launigen Einseiter. Man kann nicht behaupten, daß hier jemand sein Thema sonderlich ernst nimmt. Männer (und Frauen) in Latexstrumpfhosen für die Spaßgeneration. aa
 
Die Melone # 4. 56 Seiten, s/w, DIN A 5, 2 Euro. Arne Auinger, Viktoriastraße 56, 32423 Minden
 
Comic-Infusionen aus Hamburg von Wittek, Till Lenecke, Calle Claus und sogar Oliver Ferreira (von dem sonst in der Fanszene leider nur noch wenig zu sehen ist) verdankt diese Ausgabe einige bemerkenswerte Highlights. Interessant auch die Bernd Struckmeyer/Jo Guhde-Coproduktion „Das sind sie also“, die fast parallel auch in „Kreativo“ erschien (siehe unten). Herausgeber Arne Auinger ist selbst auch ein begabter Zeichner, konzentriert sich aber aufs Herausgeben, was ich für die richtige Entscheidung halte. Sehr angenehm, daß Arne in einem Vorwort etwas über seine Arbeit berichtet, daß es Leserbriefe und ein paar Rezensionen gibt. Zudem gibt Till Lenecke in einem Interview über seine künstlerische Entwicklung Auskunft. Der redaktionelle Teil macht unzweifelhaft Arbeit, zumal sämtlicher Text nach dem Vorbild der „Sprühenden Phantasie“ handgelettert wird. Er verleiht dem Magazin jedoch eine schöne persönliche Note. Die „Melone“ könnte auf dem Weg zu einem wichtigen Organ der Fanszene sein. aa
 
APO Comics # 2. Denkmuskel. 52 Seiten, s/w mit Farbumschlag, DIN A 5-Broschüre. Stadt Neuss, Kulturforum Alte Post. ISBN 3-932933-13-3.
 
Comic-Anthologien mit bunt zusammengewürfelten Beiträgen sind meist ziemlich reizvoll. Da stehen Arbeiten sehr unterschiedlicher Qualität nebeneinander. Man kann Entdeckungen machen und sich mit verschiedenen Gedankenwelten auseinandersetzen. Dieser Sampler bringt Comics von zwölf Leuten, darunter vier Frauen. Der jüngste Mitwirkende ist 14, der älteste 70 Jahre alt. Nur einer bezeichnet sich explizit als Künstler. Heike Anacker, die verehrte PLOP-Gründungsherausgeberin, ist als Grafik-Designerin der einzige Profi bei dem Projekt. (Ihren Comic „Elementarveilchen“ kennen wir schon aus PLOP # 63.) Die Teilnehmermischung verspricht eine bunte Vielfalt von Ideen, Zeichenstilen und Ausdrucksweisen. Doch tatsächlich ist die Vielfalt gar nicht so groß. In sechs Comics, also jedem zweiten, geht es ausschließlich um Gewalt, mehrmals unverkennbar von Computerspielen inspiriert. Der Themenschwerpunkt ist allgemein nicht so überraschend, weil Geschichten nun einmal häufig von gewalttätigen Konflikten leben. Allerdings ist keiner der Comics länger als vier Seiten, und in nahezu keinem Fall gelingt es, die dargestellte Gewalt irgendwie inhaltlich zu motivieren - der Denkmuskel blieb schlaff. Und das finde ich schon ziemlich bedenklich. aa
 
Kreativo! # 38 (März 2002) und 39 (Juni 2002). 36, bzw. 32 Seiten, s/w, DIN A 5, 1,50 Euro. Kreativo!-Projekt, Birke, Postfach 2022, 58470 Lüdenscheid.
 
Während sich Birke in Band 38 auf die Ankündigung des bevorstehenden Jubiläums ihres Fanzines im Vorwort beschränkt (im November besteht „Kreativo“ zehn Jahre), ist in der neuesten Ausgabe wieder einiges mehr von ihr zu lesen. Unter anderem berichtet sie über die Mindener Comic-Party, auf der sie unter anderem mich vermißt hat (schluck!). Aber eine begabte Fotografin ist sie – die Fotos von der Fete kommen selbst im Kopierdruck noch ziemlich gut. Neben den unvermeidlichen Gedichten, die mich nach wie vor nicht überzeugen (vielleicht halten die Poeten ihre besseren Werke für richtig gediegene Lyrik-Anthologien zurück) sind in beiden Ausgaben einige schöne Kurzcomics vertreten, etwa von Roger Clinart, Arne Auinger, Olaf Bathke, Anja & Joy, Bernd Teuber, Moritz Stetter und anderen. Übrigens: Birke sucht noch immer nach veröffentlichungsfähigem Comicmaterial. aa
 
Die Perry Rhodan-Fanzentrale präsentiert: Die Comic-Welten des Ulrich Magin. 84 Seiten, s/w mit Farbcover, DIN A 5. Spaceshop der Perry Rhodan-Fanzentrale e. V., Harlingen 119, 29456 Hitzacker
 
Um das mal festzuhalten: Ulrich Magins Comicfigur, die die meisten aus PLOP kennen durften und die am ehesten wie ein Ameisenbär aussieht, heißt Pmurk („warum, das habe ich längst vergessen“, fügt Ulrich im Vorwort seiner Werkausgabe kokett hinzu). Im Vorwort finden sich ein paar weitere aufschlußreiche Geständnisse, zum Beispiel, daß Ulrich nie Science Fiction gelesen hat (als Perry Rhodan-Redakteur habe ich ihn damit in der letzten Ausgabe denkbar falsch verortet) und daß seine Comics einer Kooperation mit Klaus Bollhöfener entspringen (der hier gelegentlich als „Sol“- und „Phantastisch“-Herausgeber in Erscheinung tritt). In der „Zeit“ ist Ulrich mal als „Esoterik-Experte“ bezeichnet worden, aber dazu läßt er sich hier nicht näher aus. Also, Ulrich lektoriert Sachbücher in der Pabel-Moewig-Verlagsunion. Die Perry Rhodan-Redaktion befindet sich in unmittelbarer Nähe seines Büros. Und Ulrich beobachtet. Diese Beobachtungen fließen seit 1996 in seine überwiegend ein- bis zweiseitigen Comics ein, die in der Regel in „Sol“ veröffentlicht werden, und es heißt, daß er das Treiben nebenan und die Marotten der Fans ziemlich treffend karikiert. Dazu hat er als Außenstehender auch die nötige Distanz. Über Ulrichs Methode, Komik aus milde-absurden Wendungen des Geschehens zu erzeugen, muß wohl an dieser Stelle nichts Grundlegendes mehr mitgeteilt werden. Immerhin: Nur wenige Gags entziehen sich dem allgemeinen Verständnis, wenn man kein PR-Stammleser und Fan ist. So absurd sind diese Comics also wohl gar nicht. aa
 
Filmriss # 1 und 2/2002. Comics, Cartoons, Zeitungsstrips. 28 Seiten, s/w mit Farbumschlag, Comicbookformat, 3,50 Euro. ICOM, Danneckerstraße 12, 70182 Stuttgart und Gringo Comics, Holger Bommer, Rossbergstraße 3, 73734 Esslingen
 
Jetzt ist es also realisiert - das ICOM-Comicmagazin. Künftig soll alle zwei bis drei Monate ein Heft ausschließlich mit Beiträgen von ICOM-Mitgliedern erscheinen, um der Welt zu demonstrieren, daß es in Deutschland viel mehr Zeichnertalente gibt, als man meint. Layout und Druck sind hervorragend, und mit etwas mehr Farbe wäre das Magazin absolut kiosktauglich. Vielleicht kommt „Filmriss“ da noch hin, denn der ICOM hat die finanziellen Mittel, das Projekt weiter voranzutreiben. Das würde mittelfristig sicher auch Zeichnern nützen, die nicht ICOM-Mitglieder sind. Daß sich in seinen Reihen wirklich schlummernde Talente befinden, bleibt nachzuweisen allerdings ebenfalls späteren Ausgaben vorbehalten. Die Cartoonisten Peter Butschkow und Ralph Görtler, Hansi Kiefersauer, Rudolph Perez („Zebra“) und auch ICOM-Vorsitzender Burkhard Ihme müssen niemandem mehr etwas beweisen. Auch „Kix“-Mann Rautie, Burkhard Fritsche und Glenn M. Bülow, die in der Startnummer vertreten sind, waren für mich alte Bekannte. Allein André Rösler mit seinem Comic „Schmutziges Taschengeld“, der in die Grolik-/Huber-Richtung geht, kannte ich bisher noch nicht. Aber vielleicht haben ja bloß nicht genug unbekannte Leute Beiträge eingereicht. Dem „Filmriss“-Projekt ist jedenfalls ein langes Leben zu wünschen. aa
 
 
Weissblechs weltbeste Comics # 6: Amazonen. 32 Seiten, s/w mit Farbumschlag, Comicbookformat, 3 Euro. Weissblech Comics, An der Landstraße 5, 23758 Kükelühn
 
Ein - allerdings schon etwas älteres - Werk von Eckart Breitschuh steht im Mittelpunkt dieses Bandes. „Morag“ ist ist eine ziemlich ironische Barbarinnen-Posse. Diesen makabren Tonfall kennt man sonst aus den Weissblech-Produkten nicht. Herausgeber Levin Kurio und Stammzeichner Roman Turowski versuchen mit ihren flankierenden Beiträgen wacker mitzuhalten. Aber Kurios Amazonen-Geschichte erinnert am ehesten an ein Barbaren-Abenteuer von Robert E. Howard, und Turowskis „Der Schatz der Amazonen“ lebt ganz von seiner Pointe. Trotzdem gehört die Ausgabe zu den besseren aus der schleswig-holsteinischen Trash-Produktion. aa
 
Bizarr Bazar # 4 Historische Histerie!
 
Eigentlich hatte überhaupt niemand so schnell mit einer neuen Ausgabe von Witteks „Bizarr Bazar“ gerechnet, und nun kommt sie trotzdem. Möglich ist das vor allem deswegen, weil der Großteil des Heftes kein brandneues Material beinhaltet, sondern Seiten, die schon so alt sind, daß man sie klassisch und manche von ihnen sogar schon historisch nennen darf. Stören wird das freilich niemanden, denn die meisten Seiten dürften nur absoluten Szenespezialisten bekannt sein, und die Qualität Wittekscher Comics, hier vielseitger als in BizBaz 2 und 3, war auch schon vor einem halben Dutzend Jahren Spitzenklasse. Außerdem erhielt er tatkräftige Unterstützung anderer Besessener. So ist z.B. „Kampf der Kromosomen" mit Calle Claus entstanden, indem dieser eine eigene Geschichte aus Originalsätzen von Stan Lees Superheldencomics zusammenstoppelte und sie mit eigenen Ideen kombinierte. Weitere Meisterwerke sind die Mangaparodie „Nazizombies gegen Mangagirlies" sowie die autobiographischen Geschichten „On se kompjuter", „Gammelsträng" und „Emotionale Scheissäh". Garniert wird das Ganze mit liebevoll gestalteten redaktionellen Seiten und Kurzbeiträgen, so daß das erste Heft der geplanten dreiteiligen Reihe keinerlei Wünsche offen läßt. Jo84
 
Comictanke, 24 S. 14 x 15 cm, Farbcover, ¤ 3,- Zwerchfell Verlag/ Gringo Comics
 
Comictanke ist ein Sonderheft, das zur Kulturveranstaltung „Lange Nacht der Museen" im März 2002 in Stuttgart erscheint. Innerhalb einer Tankstelle, in der alles Mögliche verkauft wird, lassen Martin Frei, Naomi Fearn, Stefan Dinter, Holger Bommer und Geier ihre Helden in einer Art Jamcomic auflaufen. Obwohl die Comicdosis was für den hohlen Zahn ist und der Preis an Unverschämtheit kaum zu toppen ist,l ist ein Comic, in dem Gregor Ka, Horst, Die kleinen Mutterficker, Kurt und die Mädels aus Zuckerfisch erscheinen, schon eine kleine Sensation. Das Heft ist maschinell nummeriert. Jo84
 
Kim Schmidt: Happy Birhday, Öde, 48 S. s/w mit Farbumschlag, DinA 5 quer, Euro 6,90 Flying Kiwi Media GmbH
 
Faul, gefräßig, fernsehsüchtig, der Gang schlaksig und vorneüber, Bierhülse auf der Faust und Kippe im Gesicht, dazu kein Job, keine Kohle und ein gesunder Hang zum Fatalismus – so kennen und lieben wir ihn: Öde, die norddeutsche Erfolgsfigur, die Kim Schmidt vor mittlerweile 18 Jahren mit reichlich autobiografischen Zügen versehen, für das Flensburger Wochenblatt „Moin Moin“ erschuf. Dieses ist gerade 25 Jahre geworden, Öde selbst volljährig, und das ist doch ein guter Grund, von den bisher über 600 vorliegenden Strips ein paar der neueren im Buchformat nachzudrucken. Mittlerweile gibt es kaum einen Strip, in dem nicht Ödes Oma die Hauptrolle spielt, aber der Humor ist noch genauso anarchistisch und schwarz geblieben wie in der Anfangszeit. Man weiß schon gar nicht mehr, Kims wievieltes Büchlein das eigentlich ist, aber verdient hat ers. (siehe auch „News & Service“) Jo84
 
Collections Figaro: Anneliese und Detlev # 1. 32 Seiten, s/w, DIN A 6, 1 Euro. Edition Pesky, Oliver Gfeller, Bohrerhofstraße 10, CH – 4123 Allschwil
 
Anneliese und Detlev wirken wie ein altes Ehepaar, deren Beziehung völlig in Ritualen erstarrt ist. Er klagt ihr ausführlich sein Leid, worauf sie stereotyp mit der Bemerkung „Ja, Schätzeli“ antwortet. In seinem absichtsvoll hingeschluderten Magazin versammelt Oliver Gfeller immerhin 14 „Anneliese & Detlev“-Comics, alle Textvariationen derselben Comicseite, aber fast alle durchaus komisch. Aufgefüllt wird das kleine Heft von der anderen Seite her durch ein ironisches Lob des Geldes. aa
 
Magazine # 5. 20 Seiten, s/w, DIN A 5. Dachshund, P.O.Box 8892, London SW 15, Great Britain
 
Beim vermutlich weltweit bedeutendsten Comicfestival in Angouleme hat Andy wieder mal viel gezeichnet. Die Ergebnisse reichten für ein 20-seitiges Heft, das mehr als bisher einem Reisebericht entspricht. Ein Frankfurter Comichändler hat Andy nämlich den exzellenten Rat gegeben, die Texte zu den Zeichnungen zu rücken. Andy hat den Rat wohl etwas widerstrebend befolgt und Erläuterungen direkt in die Skizzen geschrieben. Das hat den großen Vorteil, daß er nun stärker Geschichten zu seinen Bildern erzählt. Er weist nicht nur darauf hin, was da alles zu sehen ist, sondern berichtet auch einiges zu den Umständen ihrer Entstehung. Zum Beispiel erfährt der Leser so, wie es zu dem spöttischen Kommentar „Will Eisner - I think“ des amerikanischen Altmeisters auf der Skizze kam, die ihn zeigt. Vielleicht fühlte sich Eisner auf der Skizze zu sehr in den Hintergrund gerückt, aber Andy saß einige Meter von ihm entfernt im Zuschauerraum, und er zeichnet immer akkurat genau sein Blickfeld ab. Wir lernen seine Reisebegleiter Marschall und Yogi kennen, sehen etwas von Paris und Angouleme und bekommen einige Einblicke in die Ausstellungsräume des Festivals. Auf der Textseite des Magazins ist diesmal Platz für ein paar internationale Fanzine-Rezensionen. aa
 
Thomas Ott: t.o.t.t. 128 Seiten, s/w, 27 mal 36,5 Zentimeter, Hardcover, 47,50 Euro. Edition Moderne
 
Hui, also das hier ist mindestens das Buch des Quartals, wenn nicht das Buch des Jahres. Thomas Ott ist als Comiczeichner und Illustrator nicht erst seit seinem Max- und Moritz-Preis 1996 in aller Munde, schon vorher begeisterten die ausdrucksstarken, in schwarzen Karton geschabten Geschichten ohne Text oder Happy End ein vor allem junges Publikum. Selten wurde im Comicbereich überhaupt etwas besseres verlegt als seine Bücher in der Edition Moderne, und die Fans schrien nach mehr. Nun kann selbst ein Thomas Ott nicht allein von Comics leben, er ist auf gut bezahlte Illustrationsjobs angewiesen. Und davon hatte er eine ganze Menge. Dieses Buch sammelt alles, was er neben den Comics in den Jahren 1985 bis 2001 erstellt hat. Dies sind Illustrationen für Zeitschriften und Bücher, Singlecovers, Skizzen, Comicmagazine, Werbeplakate, Logos, T-Shirts, Visitenkarten und was es noch so alles gibt. Auch losgelöst von Geschichten wirken Otts Arbeiten wie ein düsterer Sog, der einen in die Tiefe reißt. Fast das komplette Buch präsentiert Otts Schabarbeiten auf dickem schwarzen Glanzpapier, nur wenige Seiten auf weißem Grund enthalten ein hochinteressantes Interview, das mit Tuscheskizzen ergänzt wurde. Der Preis ist ein Hammer, aber man sollte sich das Buch, wenn möglich, trotzdem zulegen. Jo84
 
Sunburn # 17 (Winter 2002). 36 Seiten, s/w, 21,5 mal 28 Zentimeter, 3 Can. Dollar. Karl Thomsen, P.O. Box 2061, Winnipeg, MB, R3C 3R4, Canada
 
Karl Thomsen will sein Magazin nach dieser Ausgabe einstellen. Sinnigerweise dreht es sich in den Beiträgen diesmal daher um das Thema „Tod“. Sehr unterschiedliche Beiträge aus Kanada, den USA und Europa sind zusammengekommen, aber meist wird der Tod eher ziemlich locker genommen. Einige Comics sind sehr seltsam, wie der von Glenn Smith über archaische Wesen und ihre winzigen Steuerleute, die in einer Höhle in der Stirn sitzen. Der Herausgeber legt wie immer einen „Zinehead“ bei, eine Beilage mit Besprechungen von internationalen Fanzines. Dieses Rezensionsmagazin möchte Thomsen eventuell weiter herausgeben. aa
 
Gambuzine # 11 (Februar 2002). 32 Seiten, s/w auf gelbem Papier, DIN A 4. Gambuzine, Teresa Camara Pestana, Apartado 43, 3200 Lousa, Portugal.
 
Teresa Camara Pestana setzt weiter auf das deutsch-portugiesische Crossover. Die meisten Seiten in der neuesten Ausgabe ihres Magazins kommen diesmal von Till Lenecke und Wittek (beide Hamburg). Neben Remo Keller, über den ich nichts Näheres weiß, ist daneben die Herausgeberin selbst mit etlichen Comicseiten vertreten. „Gambuzine“ ist ein wirklich schönes Comicmagazin, das allerdings leider portugiesische Sprachkenntnisse voraussetzt. Vielleicht versucht es Teresa ja mal mit Comics ohne Worte.
 
Und im Anschluß hier nochmal zwei Fanzines aus Portugal, die mir Teresa freundlicherweise zugesandt hat – eher etwas für Leute, die selber Kontakte nach Portugal suchen, oder für Komplettsammler:
 
Besta Quadrada # 1. 44 Seiten, s/w  mit Zusatzfarbe Rot auf dem Cover, DIN A 4. Minigráfica, Coop. de Artes Gráficas, R. de Alegria, 30, 1200 Lisboa, Portugal
 
Pax-Fanzine 3000 (Juni 1998). 32 Seiten, s/w, DIN A 4. Cämara Municipal de Beja, Portugal
 
QI # 54 und 55. 20, bzw. 24 Seiten, s/w, DIN A 5, 1 Real. Edgard Guimaräes, Rua Capitäo Gomes, 168 Brasópolis MG 37530-000, Brasilien
 
Zu diesem Magazin kann ich im Prinzip ebensowenig sagen wie zu den portugiesischen zuvor. Aber mit Stolz möchte ich doch darauf hinweisen, daß die jüngste Ausgabe von PLOP als, soweit ich gesehen habe, einziges deutschen Fanzine Eingang in den Rezensionsteil von QI # 55 gefunden hat. Naja, Edgard Guimaräes beschränkt sich auch darauf, die dürren Daten zu nennen – einige der Zeichner aus PLOP zählt er auf. In Brasilien gibt’s übrigens, nach QI zu urteilen, eine äußerst vielfältige Fanzine-Landschaft. aa
 
Xoomic # 1 und 2 (März 2002). 60 Seiten, teilweise farbig, 20 mal 27 Zentimeter, 5 Euro. Frank-Kemter-Verlag, Nürnberger Straße 111 a, 90762 Fürth
 
Bei der neuen Comic-Fachzeitschrift mit dem etwas skurrilen Namen scheint alles wie geplant zu laufen. Nach der Nullnummer, von der schon in der vergangenen Ausgabe berichtet wurde, sind jetzt jeweils zum angekündigten Termin zwei reguläre Ausgaben erschienen, die beide einen durchweg guten Eindruck machen. „Xoomic“ hat durchaus das Zeug dazu, an Magazine wie „Comixene“, „Comic Forum“ oder „Rraah!“ anzuknüpfen. Herausgeber Frank Kemter hat zwar von vorneherein einen Bonus, weil es an solchen Magazinen derzeit schmerzlich mangelt. Aber es ist zu erkennen, dass er nicht bloß irgendeine Sekundärzeitschrift produzieren will, sondern ein qualitativ hochwertiges Heft. Den größten Raum nehmen in beiden Ausgaben Zeichnerporträts und Interviews ein. Die Porträts beispielsweise von Yann („Spoon and White“), Osamu Tezuka („Astroboy“) oder Frank Cho („University Freaks“) sind kenntnisreich und verständlich geschrieben und bringen dem Leser das jeweilige künstlerische Werk näher. Die Interviews beschränken sich bisher – vermutlich aus praktisch-organisatorischen Gründen – auf deutsche Künstler, zum esipeil Dirk Schulz, Brösel oder Laska. Sie lesen sich lebendig und fördern überwiegend wirklich interessante Neuigkeiten über die Arbeit der Interviewten zutage. „Xoomic“ hat daneben einen Nachrichtenteil, der ebenfalls nicht zu beanstanden ist. Er gliedert sich in US-News, den frankobelgischen und den Mangamarkt und einen Blick ins World Wide Web. In den Deutschland-Meldungen geht es neben den Marktführern in erfreulichem Umfang auch um vielversprechende Kleinverlage. „Xoomic“ soll also umfassend über das Medium Comic informieren. Vorurteile gegen die eine oder andere Comickultur sollen keine Rolle spielen. Ungewöhnlich ist, dass die Redaktion einen News-Teil ans Ende des Heftes rückt. Will sie damit Lesern entgegenkommen, die von hinten nach vorne lesen? Oder findet sie Nachrichten über Verlage und Neuveröffentlichungen nicht so wichtig? Jedenfalls fällt auch bei den längeren Artikeln auf, dass der nachrichtliche Wert keine Rolle spielt oder jedenfalls nicht im Vordergrund steht. Oft fehlt ein handfester Anlaß oder aktueller Bezug für die Berichte. ´Nicht selten beginnen sie mit Geburtsort und Geburtsdatum des Porträtierten. Aber das war in den verblichenen Comic-Fachzeitschriften in der Regel genauso. Daß ein im Dreimonatsabstand erscheinendes Magazin nicht besonders aktuell sein kann, ligt auf der Hand. Das wirkt sich aber beim News-Teil gar nicht negativ aus. Umgekehrt würden längere Artikel dadurch gewinnen, wenn die Verfasser darstellen würden, warum sie sich einen bestimmten Künstler, ein Werk oder einen Verlag eigentlich vorgeknöpft haben. Damit könnten eine Verlagspolitik oder die künstlerische Entwicklung eines Künstlers aufscheinen. Aktuelle Informationen bietet „Xoomic“ auf jeden Fall auf seinen Internetseiten (www.xoomic.de), die bereits vor dem gedruckten Magazin eingerichtet worden waren. Print und Web sollen sich gegenseitig stützen. Auf dem gesamten Zeitschriftenmarkt gibt es aber noch wenige Erkenntnisse darüber, ob und wie genau das funktioniert. Die Printausgabe, die außer im Abonnement bisher nur in Comicläden zu beziehen ist, braucht jedenfalls noch beträchtliche zusätzliche Anzeigeneinnahmen, um dauerhaft bestehen zu können. Darauf zielt Frank Kemter ab, wie er mir sagte. Mehr Anzeigen wird es aber erst bei einer höheren Auflage geben. Das könne sich als Teufelskreis erweisen, aus em die Redaktion irgendwie ausbrechen muß. Wie sie das schaffen kann, weiß der Herausgeber möglicherweise selbst noch nicht. aa
 
Sol # 25. 68 Seiten, s/w mit Farbcover, Din A 4. Perry Rhodan-Fanzentrale e. V. Postfach 2352, 76413 Rastatt
 
Das kleine Jubiläum wird nur mit einem behutsam modernisierten Layout gefeiert. Ansonsten gibt es wie gewohnt viele Informationen aus dem wundersamen Perry-Rhodan-Universum. Unter anderem werden die Autoren H. G. Ewers und Susan Schwartz interviewt und vorgestellt. Ernst Vleck, der für Pabel auch etliche Horrorgeschichten geschrieben hat, berichtet selbst über seine Beiträge zur PR-Saga. Ein ausführlicher Artikel beschäftigt sich mit der Rolle von Robotern in der Endlos-Serie. Wie immer karikiert Ulrich Magin mit einem zweiseitigen Comic liebevoll-ironisch das Leben in der Redaktion. aa
 
phantastisch! Neues aus anderen Welten # 5 (1:2002). 64 Seiten, s/w mit Farbcover, DIN A 4, 4,55 Euro. Verlag Achim Havemann, Harlingen 119, 29456 Hitzacker
 
Dem langjährigen Lektor des Heyne Verlags, Wolfgang Jeschke, der dort zusammen mit Herbert W. Franke die renommierte Science Fiction-Bibliothek aufbaute, ist ein Schwerpunkt in dieser Ausgabe des Fachmagazins für phantastische Literatur gewidmet. Nach meinem Geschmack wird Jeschke, über den zugegebenermaßen schon viel geschrieben wurde, zu sehr aus der Fanperspektive beleuchtet. Wie sich Science Fiction im Buchgeschäft entwickelt hat – freilich kein sehr angenehmes Thema, weil Heyne wie die meisten Verlage heute nicht mehr bereit ist, Literatur außerhalb des Mainstream zu fördern und zu finanzieren -, das erfährt man hier nur am Rande. Sehr fundiert ist dagegen ein Beitrag über phantastische Elemente im Werk des Dichters Georg Heym geschrieben. „Phantastisch“ berücksichtigt auch in dieser Ausgabe Phantastik in den Comics. Harald Havas schreibt über den anhaltenden Manga-Boom. Zudem wird die Serie „Thorgal“ von van Hamme und Rosinski vorgestellt. aa
 
Neuere Kostenlos-Magazine:
 
Comic Collection # 7. 44 Seiten, s(w mit Farbcover, DIN A 5. Mondwinkel Pictures, Postfach 66 01 15, 10267 Berlin
 
Comics & mehr # 37 und 38 (Winter 2001 / Frühjahr 2002). Je 32 Seiten, teilweise farbig, DIN A 4. MSW Medien Service Wuppertal, Linde 72 – 74, 42287 Wuppertal
 
Will Eisner: The Name of the Game. 172 Seiten, braun/weiß, Comicbookformat, HC mit Schutzumschlag, 29,95 Dollar. The Will Eisner Library/DC Amerika
 
Nachdem seine letzten beiden Bücher selbst für harte Fans höchstens durchschnittlich waren, legt Will Eisner mit „The Name of the Game“ wieder ein hervorragendes Werk vor, in dem er thematisch das tut, was er am besten kann. Das vorliegende Buch zeigt den Aufstieg und Fall der jüdischen Einwandererfamilie Arnheim von 1890 bis etwa 1960. Der Titel spielt auf die Absicht an, den Namen seiner Familie durch geschickte Heirat sozial zu verbessern, ihm einen höheren Standard und besseres Ansehen zu verschaffen. Hierbei zählt der einzelne Mensch nichts, es sind Ansehen, Tradition, soziale Vorteile, das Wahres des Scheins und natürlich Geld die Dinge, die wirklich zählen. Eisner war von jeher ein guter Beobachter, und ich vermag nicht zu sagen, ob er sich für dieses Buch an einer real existierenden Familie orientiert hat, oder ob es einfach nur so gut ausgedacht ist, daß es trotz Fiktion beim Leser ein beklemmendes Gefühl und Mitleid für alle beteiligten Protagonisten auslöst. Eisner wertet diese Tradition auch nicht. Alle, die versuchen, aus ihr auszubrechen, scheitern genauso wie diejenigen, die an ihr festhalten. Dieses Buch strotzt vor Tragik, Gefühlen und Schicksalen, die den Leser tief berühren. Und darüber hinaus gibt es, wie in jedem besseren Eisner-Buch, etwas zu lernen, geschichtlich wie auch menschlich. „The Name of the Game“ zählt daher für mich zu Eisners besten drei Büchern, neben „South Bronx Dropsie Avenue“ und „A Family Matter“. Jo84
 
Frank / Bonifay: Zoo # 1 und 2, 70 bzw 62 Seiten, farbig, über DIN A 4, Hardcover, je 16 Euro. Carlsen
 
Kurz vor Beginn des Ersten Weltkrieges tötet eine aufgebrachte russische Dorfgemeinde Annas Mann und ihren zahmen Bären. Anna selbst verliert dabei ihre Nase. Nun ist sie verdammt zur Seelenlosigkeit, denn laut einer alten russischen Sage ist die Nase kein Organ wie jedes andere, sondern beherbergt die Seele eines Menschen. In einem armlichen Privatzoo in der Normandie findet Anna ein neues Zuhause. Aber dem Zoo geht es finanziell nicht gut, er ist ständig in seiner Existenz bedroht. Und schon wirft der Erste Weltkrieg seine häßlichen Schatten über die Bewohner des kleinen Zoos... Der erste Band dieser Reihe erschien schon einmal bei Splitter und wurde 1996 bereits als beste deutsche Comic-Publikation mit dem Max-und-Moritz-Preis ausgezeichnet. Diese Entscheidung kann ich durchaus nachvollziehen. Zeichner und vor allem Colorist schaffen es über viele Seiten, den Leser völlig ohne Text in eine Stimmung zu versetzen, die einen in den Bann schlägt. Die Farbgebung, über große Teile nur in Braun- und Grautönen gehalten, ist einfach meisterhaft. Aber auch die Geschichte ist lesenswert und, von wenigen Klischees einmal abgesehen, jenseits der erfolgreicheren Schemata. Einziges Manko an der Reihe ist, daß man kein Wort über die Macher des Werkes erfährt. Jo84
 
Kramsky/ Mattotti: Doktor Jekyll und Mister Hyde. 64 Seiten, über DinA 4, Hardcover, 20 Euro. Carlsen
 
Die bekannte Erzählung von Robert Louis Stevenson wurde bereits unzählige Male als Comic adaptiert oder verfilmt. Die vorliegende freie Umsetzung ist für mich jedoch die bei weitem kraftstrotzendste, schockierendste und beklemmendste Version, die mir bekannt ist. Autor Kramsky, mit dem Mattotti bereits mehrere Bücher schuf (erschienen in der Edition Kunst der Comics), setzte die Zerrissenheit des gespaltenen Erzählers kongenial in Comicform um, und Lorenzo Mattotti liefert meiner Meinung nach seine beste Arbeit ab. Angesiedelt ist die Erzählung zwei bis drei Jahrzehnte nach der Jahrhundertwende, und zum Glück konnten die Autoren sich verkneifen, die Erzählung in die Neuzeit zu übertragen. Im Gegenteil schwelgt Mattotti geradezu in der Ästethik der 20er Jahre, überall im Hintergrund scheint man Bilder von Otto Dix oder George Grosz zu erkennen, auch Einflüsse der großen deutschen Filme dieser Zeit wie „Nosferatu“ oder „Das Cabinett des Dr. Caligari“ ziehen sich durch die Umsetzung. Das alles ist in grellsten Kreidefarben gehalten, und obwohl man meinen könnte, eine düstere Farbgebung könnte der gruseligen und tragischen Geschichte eher gerecht werden, so passen die Farbexplosionen doch zumindest zu der aggressiven, vor unterschiedlichen extremen Gefühlen strotzenden Handlung. Soll ich am Ende noch etwas über den hohen Preis jammern? Nein, denn er ist gerechtfertigt für dieses absolute Meisterwerk. Jo84
 
Brösel/Jörg Reymann: Werner. Volle Latte! 128 Seiten, farbig, Din A 5-Taschenbuch, 10 Euro. Achterbahn
 
Alle Jahre ist es mal wieder soweit, der neue Werner- Band ist da, und man freut sich schon darauf, das Niveau mal wieder gesunken zu sehen, um sich aufregen zu können, mit was für einem Scheiß Brösel Kohle ohne Ende einfährt. So gesehen war ich sogar ein bißchen enttäuscht, denn der Band gefällt mir besser als die letzten zwei oder drei, wobei er natürlich auch nicht so richtig gut ist. Der Band zerfällt diesmal strikt in drei Teile, es gibt keine weiteren Cartoons, Einzelbilder oder Kurzgeschichten, schade. Aber für deren Liebhaber gibt`s ja in ein paar Monaten den neuen Kalender. Am Anfang wartet der Band mit ein paar richtig netten Ideen auf. Werner will `ne Freundin, und zwar `ne richtige Granate. Kaum hat er sie, bereut er‘s aber auch schon wieder. Zur Erholung fährt er in den Urlaub zum Campen, und ab hier wird der Band öde. Werner wirft einen Fußball in die Menge, eine Idee, die Brösel schon in einem anderen Band und in einem Film zur Genüge ausgewalzt hat. Zwar ist das 15 Jahre her, die Variation des alten Gags auf zirka drei Dutzend Seiten zu strecken, ist jedoch mehr als unverschämt. Die letzte Geschichte bietet noch einmal etwas Werner-Feeling: Werner verträgt kein Bier und kein Motorradfahren mehr. Seine Freunde sind schockiert! Was kann man da machen? Unnütz zu sagen, das alles wieder ins Lot kommt. Zeichnerisch macht Jörg Reymann, in Insiderkreisen bekannt durch seinen Comic „Dex und Dogfort“ (denen Brösel sogar einen kurzen Gastauftritt erlaubt) seine Sache sehr gut. Auch die Farben (inklusive einiger erstmals computercolorierter Seiten) und Hintergrunddetails sind stimmig. Nur schade, daß Ihr alle noch nicht genug Werners gekauft habt. Der liebe Onkel Brösel hatte leider kein Geld mehr übrig, seinem Zeichner einen Radiergummi für die Vorzeichnungen zu kaufen. Und weil ihr so böse wart, hat Jörg sie einfach stehen lassen, bätsch! Selbst Schuld! Jo84
 
Baru: Die Sputnik-Jahre # 1: Der Elfmeter. 48 Seiten, farbig, Hardcoveralbum, 14 Euro. Carlsen
 
Das Dörfchen Sainte Claire ist in zwei Hälften geteilt, oberhalb und unterhalb des Hügels. Der Erzähler der Geschichte Igor ist zu diesem Zeitpunkt, 1957, zehn Jahre alt und „von oben". Schon seit Jahren bekriegen sich die Dorfkinder beider Parteien, und nicht einmal die Erwachsenen können unparteiisch bleiben. Da kommt jemand auf die Idee, ein Fußballspiel könne auf friedliche Weise bestimmen, welche Seite die Überlegenere sei. Beide Seiten sind bereit für das Spiel ihres Lebens, das eine so wichtige Entscheidung bringen wird. Der neue Baru kommt ungewohnt naiv und unpolitisch daher und ist irgendwie so ganz anders als all seine bisherigen Werke. Erst bei näherer Betrachtung merkt man, das er seine Grundthemen Verständigungsschwierigkeiten in der Gesellschaft, Vorurteil und Ausgrenzung in ein kindliches (autobiographisches?) Umfeld verlagert hat. Frei von jeder Kritik setzt er auf genaue Beobachtung, ohne Sachverhalte zu begründen. So kommt der Band ziemlich realistisch daher, läßt einen aber genauso unbefriedigt zurück wie die Realität es manchmal kann. Allerdings wagt sich Baru hier erstmals an eine Albenreihe, deren zweiter Band schon in Vorbereitung ist. Jo84
 
Banzai präsentiert: Manga-Talente 2002. Zirka 100 Seiten, teilweise farbig, Comicbookformat, Softcover, bislang gratis. Carlsen
 
Als die Veranstalter der Leipziger Buchmesse und das Team von Carlsen Comics sich vergangenen Sommer zum ersten Mal trafen, um zu überlegen, welche Aktivitäten man im Rahmen der Buchmesse 2002 gemeinsam umsetzen könnte, war die Idee für einen Manga-Zeichenwettbewerb rasch geboren. 1400 Antworten erreichten die Veranstalter vor Beginn der Messe, aus denen am 23. März auf der Messe insgesamt 16 Preisträger bekannt gegeben wurden. Die Qualität der Arbeiten ist tatsächlich mitunter am Alter der Teilnehmer gemessen enorm, so daß sich die Veranstalter entschieden, noch diesen Sonderband mit den besten Einsendungen in kleiner Auflage vorzulegen, den Besucher der Messe gratis mitnehmen durften. Es fällt auf, daß vier Fünftel aller Einsender weiblichen Geschlechts waren – ist Manga tatsächlich vorrangig etwas für Mädchen? Carlsen überlegt bereits, eine kostenpflichtige Neuauflage des Buches nachzudrucken. Momentan werden die Comichändler per Fragebogen gebeten, über einen vertretbaren Preis abzustimmen. Jo84
 
J. Michael Straczynski / Gary Frank: Midnight Nation # 1. 48 Seiten, farbig, Comicbook-Format, 6,95 Euro. Infinity
 
Straczinski, Schreiber der Fernsehserie „Babylon 5“, ist in der Szene für die Qualität seiner Stories bekannt. Sein größter Erfolg in diesem Metier war bisher „Rising Stars“, aber sein absolutes Meisterwerk ist für mich „Midnight Nation“, dessen erster von sechs Teilen jetzt auf Deutsch vorliegt und das ich jedem dringend ans Herz legen kann. Polizist David Grey wird bei einem Polizeieinsatz schwer verletzt und erwacht in einer mysteriösen Zwischenwelt. Seine Seele ist gestohlen, erfährt er, und es bleibt ihm weniger als ein Jahr Zeit, sie zurückzuerobern, oder er stirbt oder mutiert zu einem zombieartigen Wesen ohne eigenen Willen. Eine geheimnisvolle Frau namens Laurel versucht, David bei seiner Suche zu helfen, obwohl sie weiß, daß sie im Laufe dieser Suche ihr Leben verlieren wird... Auch Zeichner Gary Frank und Tuscher Jason Gorder machen ihre Sache sehr gut. „Midnight Nation“ ist ein einfallsreicher Trip in die Dunkelheit, der seine Spannung bis zur letzten Seite bewahrt. Ein paar gute amerikanische Comics gibt es immer noch, und das hier ist auf alle Fälle einer von ihnen. Jo84
 
Neues bei www.kim-schmidt.de
 
Öde speaking! Eigentlich wollte ich Euch ja erst wieder gegen Ende April in der Mittagsruhe stören, aber die Meldung hier ist einfach mui importante und muß um-geh-hend unter die Leute gejubelt werden! Es handelt sich um die neueste Neuerung im Comic-Zeichenkurs auf Kims Homepage, und jetzt kommts: Die Rubrik „Fragen an Kim“ funktioniert! Da kann man jetzt die voll wichtigen Fragen in Sachen Zeichnen und so fragen und - Achtung, festhalten – kriegt auch noch eine Antwort vom Meister persönlich serviert! Heftig, oder?! Lob und unermeßlicher Dank dafür gebührt unserem Programmierkönig Jan P. aus W.! Dange, ey!
So, nu wisst Ihr Bescheid. Tschüss, Euer Öde


Das war die Mindener Comicparty
 
Wie bereits angekündigt, fand am 13. und 14. April die erste private Comicparty seit fast zehn Jahren in der Tradition der alten PLOP-Partys bei Jo Guhde und Gesine statt. Fast zwei Drittel aller geladenen Gäste folgten der Einladung, so daß sich mehr Comicprominenz in der Wohnung stapelte als auf einer durchschnittlichen Comicbörse. Anwesend waren Arne Auinger, Holger Bommer, Gesine Cronjaeger, Jan Dinter, Stefan Dinter, Andreas Fecke, Bernd Frenz, Chris Heesch, Martin Jurgeit, Jo 84, Haggi Klotzbücher, Birke Künsting, Till Lenecke, Jens Natter, Tom Plate, Ralph Ruthe, Dirk Schulz, Tilman Stieve und Wittek. Trotz leichter Einschränkungen seitens der Hausverwaltung war es doch ein gelungenes Ereignis, an das sich auch in ein paar Jahren noch gern jeder zurückerinnern wird. Wer jedenfalls aus irgendwelchen obskuren Gründen der Einladung nicht folgen wollte, hat definitiv etwas verpaßt.
Die Fete hatte keinerlei Vorgaben. Wir haben zusammengesessen, geredet, gegessen, getrunken. Es entstand ein Jamcomic, der wahrscheinlich in der „Melone“ erscheinen wird, dann wurde das letzte unvollendete Beefy Bill-Piccolo fertiggestellt, und Holger Bommer und ich haben die ersten Seiten des nächsten Kurt Adventures getextet, die nach langer Pause in ferner Zukunft als Zeitungsstrip geplant sind. Natürlich wurden auch gedruckte Comics ausgetauscht, und unveröffentlichte Originalseiten vorgestellt. Im Großen und Ganzen war es aber ein Kennlern- (denn nicht jeder kannte jeden) und Austausch-Treffen, nicht nur auf Comics bezogen. Jo84