Plop 55
Besprechungen
Andy: Mumpitz # 1. 24 Seiten, s/w, DIN A 6, 1 Euro. Andy, P.O.Box 8892, London SW 15, England.
Der umtriebige Andy Konky Kru vertreibt und zeichnet in seinem Dachshund Vertrieb deutsche und englische Undergroundcomix und -cartoons, wie langjährige PLOP-Leser bereits wissen dürften. Vorliegendes, schon etwas älteres Werk hat er mal wieder gänzlich selbst gezeichnet. Acht lustige kleine Geschichtchen ohne Worte sind's diesmal geworden, deren Pointen meistens zünden und noch dabei überraschen. Zeichnerisch ist dabei alles eher minimalistisch gehalten, aber Andy ist kein Fauler, sondern macht dafür lieber etwas mehr. "Mumpitz" trifft als Name natürlich voll ins Schwarze. Mal sehen, wie sein nächstes Werk heißt. Jo84
Rainer Baldermann: Familie Brutalinski. 12 Seiten, s/w, Piccoloformat (10 x 21 Zentimeter). Rainer Baldermann, Hasenhöhe 26, 22587 Hamburg.
PLOP-Lesern dürfte Rainer Baldermann kein Unbekannter sein. Der Humorist mit dem Hang zur Schmierfink-Zeichnung veröffentlichte bisher in diversen Fanzines und ein Buch mit dem Titel "Tu doch was, du Arsch". Jahrelang mußte man ihn beknien, seine beliebteste Story "Familie Brutalinski" in weiteren Geschichten zu verarbeiten. Nun gibt es die Eigenarten dieser Proletenfamilie à la Flodder als ersten Piccolo, der als Werbung für Herausgeber gedacht ist. Das Material wird demnächst vollständig in Sprühende Phantasie # 18 und Menschenblut zum Abdruck kommen. Jo84
Andreas Fecke: Stones # 2 und 3; Salz + Pfeffer; Querbeet. 20 bis 24 Seiten, s/w, DIN A 5. Andreas Fecke, Garfelner Straße 41, 59558 Lippstadt.
Erst mal rekapitulieren: Es gibt die Schach-Stripserie "... und matt", die Go-Serie "Stones", dann "Rübenzwei", und "Moe", Salz- und Pfefferstreuer haben auch eine eigene Serie. Aber das ist längst noch nicht alles, was Andreas Fecke so produziert. In seinem Querbeet-Heft sind neben Einzelgags auch noch Ansätze weiterer Serien zu finden: König und Hofnarr ("Ralf"), Geschützmeister und Kanonenkugel ("fiat lux"), Gummiball ("Flumi") und Engel ("Wolke 7"). Er ist gleichsam ein Ein-Mann-Bulls-Pressedienst, wenngleich er meines Wissens seine Strips noch nicht bei Zeitungen untergebracht hat. Schade, denn er hat das Zeug, Jim Davis, Dik Browne und anderen das Wasser zu reichen. Er hat vor allem die beneidenswerte Fähigkeit, wie sie aus einer begrenzten Grundsituation immer wieder neue Gags zu gewinnen. Vielleicht fehlt ihm noch das richtige massenwirksame Thema. (Anmerkung zum Preis der Hefte: "Stones" # 2 kostet 2 Mark, "Querbeet" 3 Mark; bei den übrigen Heften ist keiner angegeben.) aa
Klaus N. Frick: Enpunkt # 31 und 32. 64, bzw. 68 Seiten, s/w, DIN A 5, 3,50 Mark. Klaus N. Frick, Hirschstraße 63, 76133 Karlsruhe.
Klaus N. Frick schreibt über alles, was ihm so auffällt, und das ist wirklich eine ganze Menge. Auch ein Punkkonzert, auf dem eigentlich nicht viel Spektakuläres passiert, ist ihm einen Bericht wert, und man liest es trotzdem gespannt und amüsiert, es ist ja auch eine nicht unbedeutende Facette seiner Punk-Welt. Der Autor läßt sich sonst auch über Rauchen, Piercing, Vinyl, die Pop-Komm, Politik und den Katholikentag aus und hat keine Mühe, zu all dem eine persönliche Meinung zu äußern. Ich denke, hier möchte jemand ganz bewußt eine Gegenöffentlichkeit herstellen - gegen die professionellen Schreiber, die allzu oft nichts zu sagen haben, gegen Dummschwätzer, die vor dem Reden nicht genug nachdenken, und nicht zuletzt gegen Konservative, die einen Gutteil der öffentlichen Meinung bestimmen. aa
Matthias Kothe: Matatu # 4. Sprachstaub. 24 Seiten, DIN A 5. Matthias Kothe, Herschelstraße 2, 22147 Hamburg.
"Sprachstaub" hat, wie der Name schon vermuten läßt, nichts mit Comics zu tun. Es handelt sich um eine Art Schulheft mit literarischen Werken, teils Kurzgeschichten, teils etwas, das Lyrik nahekommt. Dazu gibt es als ergänzende Illus Wasserfarben-Spritz-Bilder (natürlich in schwarz-weiß). Seltsam, seltsam. Aber auch sowas ist mal fein. Jo84
Till Lenecke: Comiczeichner + Erzieher. 96 Sei-ten, s/w, DIN A 5. Till Lenecke, Gähler Straße 15, 22767 Hamburg.
Mittlerweile dürfte der Name Till Lenecke ein Begriff sein. Der Hamburger Comiczeichner mit dem Faible für Architektur und Schiffahrt ist beruflich ebenso wie ich eigentlich Erzieher. Irgendwann fiel ihm auf, daß er auch eigentlich fast nur noch Comiczeichner und Erzieher kennt. So erklärt sich der seltsame Name des schönen Skizzenbuchs, das vor allem die Architektur alter Häuser, Gesichter, Natur und Schiffe zum Thema hat. Angereichert ist der interessante Einblick in die Scribblewirtschaft eines Könners mit teilweise längeren Kommentaren des Autors, die jedoch nicht immer ganz leicht zu entziffern sind. Jo84
Petra: Wildwechsel / Matthias Reuter: Nix zu lachen. 36 Seiten, s/w mit Farbcover, DIN A 5, 5,90 Mark. Fake Press, Andreas Heinze, Schultheißstraße 13, 46047 Oberhausen.
Mit den beiden Serien kann Fake Press gegen Dino oder Splitter sicher noch nicht anstinken. Aber insbesondere "Wildwechsel", der erste Teil einer Fortsetzungsgeschichte, beginnt recht vielversprechend. Ausgangspunkt ist eine ganz normale Beziehungskiste, aber offenbar von einer Frau ("Petra") aus der Sicht des männlichen Protagonisten geschildert, der leider (noch) keinen Namen bekommen hat. Der Junge hat so seine Schwierigkeiten mit dem neuen Rollenverständnis von Männern und Frauen und begegnet den Problemen sowohl in der Realität als auch in seinen Träumen. "Nix zu lachen" ist dagegen eine Sammlung von witzigen Kurzcomics. Fake Press wollen nach diesem Muster weiter Comics unbekannter Zeichner veröffentlichen, die möglichst keine großen Honorarforderungen stellen. Zusendung von Material ist erwünscht. aa
Kim Schmidt: Local Heroes # 2. 64 Seiten, teilweise farbig, DIN A 5 quer, 14,80 Mark. Flying Kiwi Verlag / Edition SH:Z (Schleswig-Holsteinischer Zeitungsverlag).
Auf dem Fanzinemarkt ist es etwas ruhiger um Tausendsassa Kim Schmidt geworden, da der Künstler mit seinen Arbeiten für den Carlsen Verlag endgültig in die Reihe der Vollprofis aufgestiegen ist. In der verbleibenden Zeit entwirft er Strips und halbseitige Einzelbildcartoons für norddeutsche Zeitungen, von denen bereits einige zum Band "Local Heroes" # 1 zusammengefaßt wurden. Nun folgt also Band 2, dessen Gags wiederum allesamt auf den norddeutschen Markt zugeschnitten sind. Kühe, Schweine, Hühner oder Bauern sind die Protagonisten des Flachlandhumors, mit dem wieder mal nicht gespart wird. Besonders schön finde ich, daß genau die Hälfte der Seiten in Farbe gehalten sind, denn Kim ist ein Meister der Colorierung mit Copic-Markern. Ich befürchte als einziges Manko, daß das Werk wegen seines obskuren Verlags nicht in vielen Fachbuchhandlungen im Süden oder in der Mitte der Republik zu bekommen sein wird. Es gibt übrigens auch ein Kartenspiel mit den Figuren der Local Heroes. Diese und auch die Herz-, Pik-, Kreuz- und Karokarten sind komplett liebevoll mit der Hand gezeichnet und liegen beim Spielen auch gut in eben jener. Sie sind für 9,50 Mark beim Flying Kiwi Verlag erhältlich. Jo84
Henning Way: Dragon + Don Peterano. Die Zeiteiche. 80 Seiten, s/w mit Farbcover, Softcoveralbum, 12 Mark. Honker Faun Edition by Henning Way und Wiesenmüller, Tieckstraße 3, 30625 Hannover.
Bei Henning Way spürt man die pure Lust am Fabulieren, die sich allein schon im Gesamtumfang der insgesamt vier Geschichten ausdrückt. Aber nicht nur darin. Henning Way phantasiert sich unbekümmert eine Urzeit mit sprechenden Dinosauriern und anderen Fabelwesen zusammen, und man merkt beim Lesen, welchen Spaß es ihm macht, diese Welt zusammen mit seinen Figuren zu durchstreifen. Er läßt sie sogar durch die Zeit reisen und in den Weltraum fliegen. Henning Way erzählt allerdings nicht zielgerichtet, sondern umherschweifend. Wie die beiden Saurier versehentlich an Bord der "WASA "-Rakete geraten, reimt er sich in vielen überraschenden Details zusammen; der Flug selbst ist dann nur noch eine verhältnismäßig kurze Episode. Ähnlich wie er erzählt, zeichnet Hening Way auch - mit viel Liebe zum Detail, ausschmückend, aber ohne klare Linie. Die Comics sind allerdings teilweise schon zehn Jahre alt - vielleicht ein Frühwerk. aa
Henning Way / Manfred Lafrentz: Eupoxes Faunenwelt. 52 Seiten, s/w mit Farbumschlag, Album im Comicbookformat, 10 Mark. Honker Faun Edition by Henning Way und Wiesenmüller, Tieckstraße 3, 30625 Hannover.
Ein Fischerjunge gerät Schritt für Schritt in eine archaische, mythische Welt und erfüllt schließlich alle Aufträge, die ihm auf seiner Reise aufgetragen worden sind. Henning Way sind die Details seiner Geschichte offenbar so wichtig, daß er die Spannung vernachlässigt. Der Leser gerät nie in Gefahr, sich mit einer der Figuren zu identifizieren oder sich gar über die Lösung der Geschichte Gedanken zu machen. Manfred Lafrentz hat das Ganze allerdings sehr ansprechend illustriert - in gleichmäßig guter Qualität und ohne alle grafische Effekthascherei. Ein Augenschmaus. aa
Wittek: Ersatzflüssigkeit # 1. 32 Seiten, s/w auf ockerfarbenem Papier, DIN A 5, 5 Mark. Wittek, Schulweg 29, 20259 Hamburg.
Der Hamburger Tausendsassa Wittek ist wohl mittlerweile einer der produktivsten und dabei trotzdem qualitativ besten Zeichner des Landes. "Ersatzflüssigkeit" war ein Witteksches Comicprojekt an der FH für Gestaltung in Hamburg. Begonnen am 10. Juni 1995, sollten genau ein Jahr lang Einseiter nach dem Stille-Post-Prinzip gemacht werden, wobei jedes Blatt bereits nach einem Panel an den nächsten Zeichner weitergereicht werden sollte. Es entstanden rund 300 Seiten Jam-Comic, die am 10. Juni 1996 in der FH ausgestellt wurden. Vorliegendes erstes Heft bringt zum Eingewöhnen jedoch erst mal eine Solostory von Wittek, bevor auf Seite 22 die Jam-Comics beginnen. Der gesamte Inhalt des witzigen Hefts ist ein ziemlich zusammenhangloser Quatsch, aber witzig. Helden der ersten Geschichte sind der Detektiv Nick Knackerton und Hannelore Kohl, der ihre Ziegelsteinklunker gestohlen werden. Die Reihe ist auf ungefähr zehn Hefte angelegt. Jo84
Battrock # 1. 28 Seiten, s/w, DIN A 5. 2 Mark plus Porto. Markus Behrendt, Holwiesenweg 2, 32547 Bad Oeynhausen
Battrock ist ein Punkzine aus Bad Oeynhausen. Wer diese Rentner- und Pflegestadt kennt, weiß, daß das allein schon ein Kuriosum ist. Jedenfalls hat Herausgeber Markus Behrendt viel Ahnung von Layout. Das Heft sieht gut und interessant aus und ist mit viel Witz geschrieben. Politisch und thematisch fällt das Heft nicht so aus dem Rahmen von Punkzines. Markus ist allerdings für alles offen und sucht auch noch Mitarbeiter, die Texte, Comics, Kochrezepte (!) oder Beiträge zu einem Tapesampler zusammenstellen. Obwohl Markus Band 1 fast im Alleingang erstellt hat, zählt Battrock jetzt schon zu den besseren Punkzines. Jo84
cARToon (April 1999). 48 Seiten, s/w, DIN A 6. Comicbüro, Postfach 2810, 37018 Göttingen.
Ich weiß nicht, die wievielte Ausgabe von cARToon dies ist, denn es ist nicht auf dem dunkelroten Umschlag vermerkt. Das bekannte Konzept, nur Cartoons abzudrucken und dadurch speziell Zeichner von Cartoons zu fördern, hat Herausgeber Kai-Michael Moebus jedenfalls beibehalten. Aber diese Ausgabe bietet mehr als nur Cartoons von 14 Zeichnern. Das Heft beginnt mit Arbeiten des bereits 1973 verstorbenen Cartoonisten Bosc, über den Viola Sporleder einen interessanten Lebenslauf verfaßt hat. Dieses Konzept sollte man beibehalten. Vielleicht sogar jedem Zeichner einen kurzen Lebenslauf widmen. Unter den Mitwirkenden findet man diesmal wieder etliche Comiczeichner wie W. P. Berres, Rainer Baldermann, Wittek, Thomas Mönnich, Willi Blöß, Bernd Teuber sowie Anja & Joy; nur wenige sind nicht so bekannt. Von den Cartoons hat mich keiner so richtig umgehauen, aber Michael kann natürlich auch nur drucken, was ihm zugeschickt wird. Das Konzept und die Aufma-chung stimmen jedenfalls - jetzt liegt's an euch, das Heft durch Mitarbeit zu gestalten. Jo84
cOMic# 36 und 37 Je 28 Seiten, s/w, DIN A 5. Im Tausch gegen Beiträge oder andere Fanzines bei Gerd Bonau, Schleswiger Straße 9, 24392 Süderbrarup.
Ich finde Omi längst nicht mehr so interessant wie in der Anfangszeit, aber da werden doch Comics liebevoll und mit Bedacht präsentiert. Gerd schöpft heute weitgehend aus dem gleichen Reservoir wie PLOP (Manfred Lafrentz, Till Lenecke, Ulrich Magin, Anja & Joy, Andreas Fecke, Bernd Teuber), und doch veröffentlicht er alles exklusiv. Seine Artikelreihe über Marvel-Zeichner setzt er mit Marie Severin und Joe Sinnott fort (man meint wiederum, er weiß mehr, als er uns mitzuteilen gewillt ist). Rezensionen sind bei Gerd immer ultrakurz, aber die pointierten Aussagen zeigen: Er schreibt absichtlich so. aa
Omi Special: Gene Colan. 8 Seiten, s/w, DIN A 6, 1.50 Mark. Gerd Bonau, Schleswiger Straße 9, 24392 Süderbrarup
Ein ganzes Heft für den aus dem Rahmen fallenden Superhelden-Zeichner Gene Colan - das ist schon was. Trotzdem haben wir wieder mal eine typische Gerd-Bonau-Kurzfassung vor uns. Zwei Drittel der Seiten nimmt die alphabetische Comicografie ein, der Rest ist ein Abriß zu Leben und Werk. Da es aber in Deutschland über Colan bisher fast gar nichts gab, leistet das Heftchen doch wertvolle Dienste. aa
Comikazin # Delta (Sommer / Herbst 1998). 72 Seiten, s/w mit Farbumschlag, Album im Comicbookformat, 12,50 Mark. Honker Faun Edition by Henning Way und Wiesenmüller, Tieckstraße 3, 30625 Hannover.
Diese Anthologie wird zu rund zwei Dritteln von Henning Way selbst bestritten. Etliche der Geschichten sehen wie Vorstudien für seine längeren Arbeiten aus. Hinzu kommen einige Kurzcomics von seinem Partner H. Wiesenmüller, und den Rest steuern Ulf Graupner, Bernd Teuber, Manfred Lafrentz, Wolfgang Höhne (offenbar ein Fragment) und Kenneth Smith sowie Olaf Bathke, Gregor Beckmann und Anja & Joy mit Illustra-tionen bei. Der Onepager von Wolfgang Pauls wirkt raubgedruckt; eine weitere Seite stammt gar von "Unbekannt". Eine kuriose Mischung, die mir allerdings noch besser gefallen hätte, wenn es eine größere Vielfalt von Beiträgen und Künstlern geben würde. aa
Epidermophytie # 5. 44 Seiten, s/w mit Farbumschlag, DIN A 4, 3 Mark. Contra Medienwerkstatt e. V., Prenzlauer Allee 86 E, 10405 Berlin.
Man darf nicht außer Acht lassen, daß dieses Magazin aus Berlin kommt. Die neue Bundeshauptstadt ist Brennpunkt vieler sozialer Probleme. Gleichzeitig muß hier Avantgarde stattfinden. In den hier versammelten - grafisch ausnahmslos sehr gekonnten - Comics zeigt sich die Welt von ihrer siffigsten Seite, und dargestellt wird sie in absolut cooler Abgeklärtheit. Max Förster, Rolf Noelte, Jakob Ände, Oliver Buschner, Markus Witzel und die anderen Mitwirkenden machen es sich damit ein bißchen leicht. Hätten sie etwas weniger gewollt, hätten sie womöglich mehr erreicht. aa
Der Comic Herold Sonderheft # 1. 8 Seiten, s/w, Comicbookformat, 2,95 Mark. Crago-Verlag, Post-fach 32, 97991 Creglingen.
Vielleicht ist es symptomatisch, daß für die Autoren dieses zum Comicheft aufgeblasenen Sechsseiters Atmosphäre alles, die Story aber nichts ist. Das kommt eben dabei heraus, wenn man den neuen Superheldencomics nacheifert, in denen es nichts mehr zu erzählen gibt - aber dies wenigstens mit extrem effekthascherischem Artwork. Damir Hamidovic ist trotz seines unzweifelhaften Fleißes immer noch kein guter Zeichner. Wie er da aber aus der Kanalisation einer diesmal namenslosen deutschen (?) Stadt einen Typen namens Axt (erinnert ein bißchen an Swamp Thing) auftauchen läßt, sieht schon ganz vielversprechend aus. Warum er aber da auftaucht, geschweige denn wie er da hingeraten ist und weshalb die Gutewichter über sein Auftauchen so beunruhigt sind, diese Fragen sollte sich der Leser lieber nicht stellen. Die Autoren haben es jedenfalls auch nicht getan. aa
Der Herold # 27 (März 1999). 24 Seiten, s/w, DIN A 5, 2.50 Mark. Crago-Verlag, Postfach 32, 97991 Creglingen.
Texte und Comics halten sich in diesem Band ziemlich genau die Waage. Aber die Zusammenstellung kommt mir sehr willkürlich vor. Im Vorwort heißt es, hier werde alles abgedruckt außer Lyrik, nur unterhaltsam müsse es sein. Zwar wird ja auch in PLOP so manches gedruckt, was andere Herausgeber niemals annehmen würden, aber das Veröffentlichungsprinzip des Herold ist für meine Begriffe eine Bankrotterklärung. Ich möchte nicht einzelne Beiträge dieser Ausgabe kritisieren, aber insgesamt ist das Heft einfach zugemüllt. Die Macher nehmen ihre Gestaltungsverantwortung nicht wahr. Und sie bleiben eine Antwort auf die Frage schuldig, warum und wozu es den Herold überhaupt gibt. aa
Kainsmal # 7. 36 Seiten, s/w mit Farbcover, DIN A 4, gratis. Andreas Eickenroth, Am Eichelbaum 39 B, 35396 Gießen.
Nachdem The Kainsmal # 5 und 6 den Versuch starteten, einen Verkaufspreis einzuführen, ist das Heft ab der vorliegenden Ausgabe wieder ein Umsonst-Maga-zin. Das ist zu begrüßen, denn für 5 Mark wäre das Heft wirklich ein bißchen flach gewesen. Denn leider können die Gießener kein wirklich hervorragendes Talent zur Mitarbeit gewinnen. Alle Mitarbeiter sind Amateure unterer bis mittlerer Qualität. Einzig Greg bietet durch die Sprayerszene beeinflußte, wirklich lebendige Zeichnungen, scheitert aber am Textaufbau in Comicform. Violas Comic "Rods Reisen" sieht zumindest ungewöhnlich aus und ist etwas Eigenes. Ansonsten gibt es sehr viele Kalauer mit teilweise recht guten Ansätzen. Ein ansprechenderes Layout wäre sicher auch überlegenswert. Aber immerhin, Kainsmal ist umsonst, und dafür ist es natürlich nicht wirklich schlecht. Jo84
Kix minni # 57 bis 61. Je 24 Seiten, s/w, ein Drit-tel DIN A 6. Kix Multimedia, Rautie, Wilhelmsbader Allee 5, 63454 Hanau.
"Seit 57 Ausgaben immer derselbe Auftritt! Und die Leser sollen es lustig finden." So läßt Raul seine Protagonisten in der Mitte von Heft 57 sagen. " 's ist nun mal so im Kix minni." So könnte Jörg Ritters Kommentar in Heft 58 dazu sein. Und tatsächlich: Die besten Zeiten für Kix sind wohl leider vorbei. Das waren noch Zeiten, als Kix-Produkte in Farbe mit Singles und absolut edel aufgemacht erschienen. Und heutzutage kommt da ne Ladung mies kopierter und zusammengetackerter Trashheftchen im Ultrafitzelformat an, bei denen man von der Numerierung her schon eher an Masse statt Klasse denkt. Was nicht heißen soll, daß mir die Hefte gar nicht mehr gefallen. Es hat sehr lange gedauert, bis ich mich überwunden habe, damit anzufangen, aber dann beim Lesen war's nicht so schlecht. Raul verfremdet seine philosophischen Strichmännchenzeichnungen jetzt bis zur Unkenntlichkeit, was eine gute Idee ist, jedoch nach ein bis zwei Heften sicher als ausgereizt betrachtet werden kann. Jörg Ritter zeichnet besser, aber der Text bietet nicht mal Kalauer. Rautie (# 61) erzählt dafür eine schöne Geschichte mit ein- bis zweimal Moral, die ich genossen habe. Kix sind mittlerweile natürlich nicht einmal mehr Underground. Durch die Veröffentlichungen blickt kein Mensch durch, und die Winzauflagen sind für Komplettsammler der wahre Horror. Aber das alles, das ganze Chaos, bis hin zur Aufmachung, ist sicher Absicht. Ich bin trotzdem der Meinung, Kix sollten weniger und übersichtlicher veröffentlichen und eine bessere Aufmachung wählen. Jo84
Knucklehead # 0. 32 Seiten, s/w, DIN A 5, 4 Mark. Sebastian Plönges, Walter-Gieseking-Straße 1, 32469 Petershagen
Knucklehead ist das erste Fanzine, das von Mitgliedern des Mindener Comicstammtischs in Eigenregie erstellt wurde. Eigentlich soll es allen Bereichen (Texte, Gedichte, Fotos) offenstehen, aber die Nullnummer enthält bislang nur Comics. Oliver Ferreira, Rainer Baldermann und Alexander Hutschenreiter konnten zur Mitarbeit überredet werden. Alle anderen Mitarbeiter haben bislang noch nichts veröffentlicht und stehen noch am Anfang ihrer Karriere. Vielverspre-chend ist vor allem Sven Lachkys erster Teil der Sage "Knights of the Rose", der drucktechnisch leider nicht so gut zur Geltung kommt. Sehr gut außerdem "Alfabeto Espanol de E.T.A." von Klaus Scherwinski, der derzeit mit Jo84 an seinem ersten Farbheft "Kopeck" arbeitet, das ab April bei Karicartoon erscheinen wird. Insgesamt ist Knucklehead eine typische Debutnummer, deren Entwicklung abzuwarten bleibt. Ich wünsche den Herausgebern hierfür einen ausreichend langen Atem. Verbesserungsvorschlag für Heft 2: Die Seiten bitte klammern. Jo84
Koma Comix # 20 und 21. Je 40 Seiten, s/w mit Farbcover, 13 mal 19 Zentimeter, bzw. Comicbookformat, erst 3, dann 5 Mark. Weißblech Comics, An der Landstraße 5, 23758 Kükelühn.
In der Jubiläumsnummer ist einiges über den - wenn auch lokal begrenzten - Erfolg dieses Comicmagazins zu erfahren. Wie sie die Hefte an den Mann bringt, verrät die Koma-Crew zwar nicht, aber ich kann mir nur vorstellen, daß das allein im Direktvertrieb auf Feten oder in Kneipen funktioniert. Ansonsten führt man die Tatsache, daß die Auflage bei 600 (zuletzt sogar bei 1000) Exemplaren liegt und immer ordentlich Werbung im Heft ist, auf Druck, Farbcover und das Niveau der Stories zurück, das unbedeutend über Normalnull liegt - so sehen das die Jungs jedenfalls selber. Aber so ganz stimmt das nicht, denn seit Ausgabe 14, so ist hier zu lesen, setzen Levin Kurio und seine Freunde nicht mehr ihre eigenen Sauftouren eins zu eins in Comics um, sondern konstruieren fiktive Saufgeschichten. Und über die kann man doch immer wieder mal richtig lachen. Das gilt auch für die Story, in der Levin und Kumpel Hauke Hille auf die Idee kommen, ein anspruchsvolles Comicmagazin zu machen - nachdem ihnen ein Meteorit an den Kopf geknallt ist (siehe oben). Mit der Ausgabe 21 haben sich die Nordlichter einen Schritt weiter professionalisiert. Koma Comix sieht jetzt wie ein richtiges Comicheft aus - abgesehen davon, daß innen noch Farbe fehlt. Aber da läßt sich gewiß auch noch was machen. aa
XXX Comics # 1. 32 Seiten, s/w, DIN A 5, 3 Mark. Weißblech Comics, An der Landstraße 5, 23758 Kükelühn.
Die Koma-Leute testen hier offenbar ein neues Konzept. "Mit Titten" steht auf dem Cover, und beim Titel soll man an "x-rated" denken. Allzu schlimme Sachen braucht man sich darunter allerdings nicht vorzustellen. Auf den 17 Seiten, auf denen Roman Turowski seinen "geifernden Grapsch" fortsetzt, wird einiges an schwellenden Körpern geboten. Die beiden Stories, die Levin Kurio beifügt, sind dagegen eine Parodie auf ein paar Softporno-Maschen. Bestimmte Geschmacksgrenzen wird man bei Koma schon deswegen nicht überschreiten, um die Verkäuflichkeit der Hefte nicht einzuschränken und keine Anzeigenkunden zu verschrecken. aa
Kreativo! # 26 (März 1999). 28 Seiten, s/w, DIN A 5, 2,50 Mark. Birke, Postfach 20222, 58470 Lüdenscheid.
Das "Projekt" Kreativo! von Birke hat es mittlerweile schon auf 26 Ausgaben gebracht, die vor allem durch ihren persönlichen Stil und die vielen ausgefeilten Illustrationen des Mitarbeiters Ghost bestechen. Ghost steuert wieder einmal ein Cover bei, das sich diesmal über den Zappeldepp DJ Bobo lustig macht. Auch sonst sind noch ein paar seiner menschenverachtenden Illustrationen dabei, die die Spezies Mensch oder ähnliches von ihrer häßlichsten Seite zeigen. Aber Kreativo! hat noch andere Stammgäste: Anja & Joy sind zum wiederholten Male dabei, nicht zu vergessen Birkes Bruder Cat Künsting und Bat. Angereichert wird das Material wie immer durch Leserbriefe in Originalhandschrift, Artikel, Gedichte und ähnliches. Außerdem gibt es ein Interview mit Andreas Alt und einen Zweiseiter (Nachdruck) meiner Wenigkeit. Kreativo! besticht wie immer durch seine liebevolle Unprofessionalität, die in der Zeit der Farb-Variant-Hologramm-Limited Edition-Wasnochallesfürnscheiß-Hefte wirklich gut tut. Jo84
Menschenblut # 33. 44 Seiten, s/w mit Farbcover, Comicbookformat, 6,80 Mark. Eisenfresser Comix, Postfach 1141, 36094 Petersberg.
Doktor Dipperz ist eben doch der Beste. Nachdem wir mit mäßigem Interesse verfolgt haben, wie sich ein Taucher über Unterwasser-Zombies erschreckt und wie ein verrückter Wissenschaftler seine Hirnströme mit denen von Ameisen koppelt, machen wir endlich die Bekanntschaft des Genossen Danilowitsch, der 1961 vom Weltraumflug träumt. Angeblich liegen die Russen beim Wettlauf ins All gut im Rennen; jetzt erfahren wir aber, daß sie einer bescheuerten Wahn-idee verfallen sind: Nachdem sie erfolgreich einen Hund in die Umlaufbahn geschossen haben, glauben sie ernsthaft, daß sowas überhaupt nur mit höchstens 20 Kilogramm Biomasse möglich ist. Gleichwohl - Maximilian Dipperz ist kein Astrophysiker, sondern begnadeter Amputeur, und wenn Danilowitsch bereit ist, für seine Weltraummission auf einige überflüssige Gliedmaßen zu verzichten, soll das dem Doc recht sein. Bernd Frenz (Story), Mille und Bimi (Zeichnungen) konzentrieren sich ganz auf die chirurgischen Aspekte dieser Geschichte, und das ist schon ein ordentlicher Spaß. Am Ende des Hefts darf dann noch Diana R. Sassé debütieren, für die es natürlich nur einen wahren Ort des Horrors geben kann: die Pferde-Abdeckerei. aa
Mixeracht. Ca. 20 Seiten, s/w, teils handbemalt, DIN A 4, 5 Mark. Claudia Bernhardt, Freibergerstraße 66, 59558 Lippstadt.
Collagen und Texte haben die Comics im Mixer ziemlich an den Rand gedrängt. In der neuen Ausgabe halten praktisch nur noch Karen Runge und Benjamin Brandt der erzählenden Bildsequenz die Treue. Mit den übrigen Beiträgen - weil ungewohnt - muß sich der Comicfan wohl oder übel eingehender auseinandersetzen. Und diese Arbeit kann ich Euch als Rezensent kaum abenehmen. aa
Napartheid # 24 und 25. 48, bzw. 60 Seiten, s/w mit Farbcover, DIN A 4, 300 Peseten. Napartheid (Kukuxumuxu), Marzelo Zelaieto karrika, 75.AA1 aretoa, 31.014 Irunea.
Nach nun schon etlichen Ausgaben, die mir die Kollegen aus dem Baskenland zugesandt haben, erkenne ich nun allmählich die Numerierung (glaube ich wenigstens). Da ich der Sprache nicht mächtig bin, kann ich wie immer nicht viel über die beiden Ausgaben sagen. Sie enthalten aber überwiegend gut gezeichnete Comics (meist in Underground-Tradition), und generell handelt es sich bei "Napartheid" um ein größeres Projekt (etwa à la "Panel"). aa
Paranoid # 1. 24 Seiten, s/w, DIN A 4, 3 Mark. Christopher Tauber, Ulmenstraße 20, 63371 Gelnhausen oder Steffi Dietz, Hilgeseichweg 13, 63607 Wächtersbach.
Zunächst denkt man: Naja, eine Debütnummer; was die Leute wollen und können, wird sich wohl mit der Zeit noch deutlicher herausschälen. Nach der Lektüre bin ich jedoch zu der Überzeugung gekommen: Die beiden Herausgeber wußten genau, was sie wollten, und haben es genau so umgesetzt. In den Texten geht es um allerlei Orientierungsprobleme, gemischt mit ein bißchen Kulturkritik. Und die Comics sind meistens gar keine, sondern irgendwie collagierte Einzelpanels, die den täglichen Wahnsinn des Alltags wiedergeben. Das alles soll so sein - womöglich ein Designstudenten-Projekt. Das wurde mir schließlich klar, als mir der gute Druck des Hefts (tadellose Grauwerte) auffiel. Wer die Welt ebenfalls eher paranoid wahrnimmt, den laden die Herausgeber herzlich zur Mitarbeit ein. aa
P. L. G. # 34 (Winter 1998/99). 84 Seiten DIN A 4 plus 84 Seiten Special DIN A 5, teilweise farbig, 80 Francs. Philippe Morin, 3 Rue de la Vanne, 92120 Montrouge, Frankreich.
1978 wurde dieses fanzösische Fanzine gegründet, als an PLOP lange noch niemand dachte. Herausgeber Philippe Morin, ein Mann der ersten Stunde, blickt nun mit etwas Verspätung auf 20 Jahre "Plein La Gueule" zurück. Eine dicke Beilage zeigt, daß das Magazin etwa ab 1986 seine heutige Form hatte und seit 1987 und der Ausgabe 22 nur noch jährlich erscheint. Die neue Ausgabe selbst stellt schwerpunktmäßig den Zeichner Jean-Pierre Gibrat vor. Wenn ich ein bißchen Französisch könnte, hätte ich sicher noch mehr über P.L.G. zu sagen. Geehrt fühle ich mich im-mer wegen der Kommentare zu PLOP im Rezensionsteil, die jedenfalls sehr positiv klingen ("A découvrir"). aa
The S.A.F. Reporter. 16 Seiten, farbig, DIN A 4. Strip Art Features, Krpanova 1, 3000 Celje, Slovenia.
Manchmal gibt es eben doch noch schöne Überraschungen. So fand ich zum Beispiel in meinem Postkasten erstmals das Magazin "S.A.F. Reporter", das ich noch nicht kannte. Dieses Info-Sekundärblättchen berichtet in englischer Sprache über das weltweite Geschehen auf dem Comicmarkt, was für ein Heft aus Slowenien nicht gerade gewöhnlich erscheint. Neben den reinen News druckt das Heft Seiten und Covers in der jeweiligen Originalsprache ab. Hier sind das schwerpunktmäßig drei Seiten aus den neuesten Hermann-Werken "Wild Bill is dead" und "War Moon" sowie Cover der amerikanischen Ausgaben der Bonelli-Comics "Dylan Dog", "Martin Mystery" und "Nathan Never". "S. A. F. Reporter" ist nicht dick, aber informativ und auf edlem Papier gedruckt. Unglücklicherweise weiß ich nicht, wie man das Mag beziehen kann. Vielleicht gibt es Infos unter der Faxnummer (386-63) 451-774. Jo84
Sagittarius # 30. 48 Seiten, s/w, DIN A 5, 2,50 Mark. Klaus N. Frick, Hirschstraße 63, 76133 Karlsruhe.
Zu klären wäre hier wohl zunächst mal, was dieses Magazin eigentlich ist. Eine unterschwellige Diskussion darüber durchzieht jedenfalls das Heft. Sagittarius hat offenbar in den vergangenen Jahren einige Metamorphosen durchgemacht, und es geht jetzt darum, ob das Magazin früher besser war oder jetzt endlich wieder gut ist. Für mich - ich bin in dieser Szene eigentlich nicht zuhause - ist das ein Science Fiction-Fanzine. Ich kann ganz gut nachvollziehen, daß Klaus N. Frick, der tagsüber Perry Rhodan-Manuskripte lektoriert, zum Ausgleich über Science Fiction schreiben möchte, die ihn wirklich interessiert. Und das gilt wohl auch für seine Mitautoren. Einen umfangreichen Artikel widmet zum Beispiel Ulrich Magin dem Schriftsteller Charles Fort (nach dem die "fortianischen Phänomene" benannt sind) und der Frage, wie ernst man die vielfältigen Ufo-Sichtungen nehmen sollte. Jörg Weigand setzt sich mit dem Sektengründer L. Ron Hubbard auseinander, der seine Karriere als SF-Pulp-autor begann. Für uns interessanter: Es gibt auch zwei Comics von Manfred Lafrentz und viele schöne Illustrationen von Gregor Beckmann, der auch schon mal in PLOP vertreten war. aa
Treffer # 5 (Februar / März 1999). 96 Seiten, teilweise farbig, DIN A 4, 6 Mark. Thomas Schmitt, Riehler Tal 27, 50735 Köln.
Das Comicsammler-Magazin scheint zu florieren. Die fünfte Ausgabe ist genauso ansprechend gemacht wie die Startnummer, die ich vor einiger Zeit mal hier vorgestellt habe, und um einiges dicker. Hauptanliegen des Treffer sind zwar die Sammler-Anzeigen ("keine Remi Ware - alle Comics aus meiner Sammlung"), aber der redaktionelle Teil ist interessant, kompetent und unterhaltsam geschrieben. Daher weise ich gern nochmal auf dieses Magazin hin. aa
Tremor Comics # 1 und 2. Je 36 Seiten, teilweise farbig, Comicbookformat, 4.80 Mark. Kreuz + Quer Verlag, C. Schadow, Triftstraße 5, Halle/ Saale.
Seit Oktober 1998 gibt es ein neues Magazin, das vor allem durch seinen hohen Farbanteil besticht. Die beiden mir vorliegenden Ausgaben beinhalten eindeutig Beiträge mit Fanzineniveau, wenn auch oberem. Die Macher des Hefts sollten also nicht böse sein, wenn ich Tremor tatsächlich als besseres Fanzine bezeichnen möchte, auch wenn Druck und Bearbeitung professioneller sind als bei einem durchschnittlichen Fanzine. Die meisten Mitarbeiter sammelten bereits Erfahrungen in dem Mag "Schreibtischtäter", das ein Vorläufer von Tremor war. Jede Ausgabe bietet abgeschlossene Kurzgeschichten sowie zwei Fortsetzungscomics, deren Seitenzahl jedoch ziemlich gering ist. Das hält die Hefte vielseitig, obwohl fast keine Funnies vertreten sind. Alle Mitarbeiter haben einen eigenständigen Stil, der manchmal sogar begeistern kann (Ox, J. K. Förster). Hoffen wir, daß die Mannschaft das geplante monatliche Erscheinen durchhält, beziehungsweise das Magazin überhaupt weiter erscheint. Jo84
Weltwuchs. 52 Seiten, s/w, DIN A 5, 2,50 Mark plus Porto. Heike Anacker, Rheydter Straße 100, 41065 Mönchengladbach.
"Wie sieht Deine Welt aus?" hatte Heike am Ende ihres Heftes "Bewegung 2. Juni" (siehe PLOP # 52) ganz harmlos gefragt. Erstaunlich viele Leute hat diese Frage angesprochen. Sieben bemerkenswerte Reaktionen in Comicform sind nun in diesem Band enthalten; es gab noch mehr. Cornelie Mascher greift unmittelbar Heikes Weltmodell auf, Raimo Bergt zeichnet Welten in Welten. Die übrigen Teilnehmer sind versierte Comiczeichner, denen man anmerkt, daß sie sich mit dieser Frage nicht zum ersten Mal beschäftigen. Ilse Kilic zeigt, wie ihr Leben von einer mißglückten Bandscheibenoperation entscheidend verändert wurde. Oliver Ferreira thematisiert seine irrationale Angst vor hirnlosen, prügelnden Neonazis. Olaf Bathke flüchtet vor Katastrophenmeldungen im Fernsehen zu Horoskop, Tarot und mittelalterlichen Philosophen. Werner P. Berres schwankt zwischen Überlegenheits- und Hilflosigkeitsgefühlen. Till Lenecke bleibt am distanziertesten und zeichnet die ihn umgebende Wirklichkeit einfach Bruchstück für Bruchstück ab. Der Band gibt einen recht guten Eindruck, wie Menschen in der sogenannten zivilisierten Welt kurz vorm Jahrtausendwechsel denken: Wir wissen so viel, aber doch nichts Genaues; der Sinn des Lebens bleibt uns verborgen. Die einen suchen ihn sich nach eigenem Gusto heraus, die anderen haben die Suche aufgegeben. Viele betrachten die Gegenwart und die Zukunft mit eher mulmigen Gefühlen; manche suchen Halt und Orientierung in der Esoterik, die aber auch keine gültigen Antworten liefert. Tja, wenn es anders wäre und wir nicht über die Welt in uns nachgrübeln müßten, gäbe es für die meisten wohl auch keinen Grund mehr zum Comiczeichnen. aa
Wohnzimmer 18 A oder Fröhliche Wohnachten! 40 Seiten, s/w, DIN A 5. Das fröhliche Wohnzimmer - Edition, Fuhrmannsgasse 1 A/7, A - 1080 Wien.
Zum zehnjährigen Bestehen ihres Verlags hatte Ilse Kilic eine Art Postkartenwettbewerb initiiiert. Thema war naheliegenderweise "Das fröhliche Wohnzimmer", und was 65 Leuten dazu eingefallen ist, kann man sich jetzt in dieser Sonderausgabe ansehen. Es gibt natürlich nicht nur grafische Lösungen. Das Heft insgesamt hat den Charme einer bunten Ideensammlung. aa
Zeitlupe # 28. 32 Seiten, s/w mit Farbumschlag, DIN A 5. Tim Böhm, Ludwigshafener Straße 21 D, 76187 Karlsruhe
Tja, elf Jahre gibt es dieses Magazin nun schon, und noch immer kennt es kaum einer. Dabei wurde es schon einmal mit dem ICOM-Independent-Comic-Preis des Jahres ausgezeichnet, was Tim sicherlich auch etwas motiviert hat, denn nun fand er, das Magazin wäre alt genug, den Schritt vom Copyshop in eine Druckerei zu wagen und die Auflage etwas zu steigern. Sicher ein Schritt in die richtige Richtung, denn inhaltlich war das Mag schon seit einiger Zeit bereit für den Weg in die Semiprofessionalität. Logischerweise ist die # 28 die attraktivste der bisherigen Ausgaben. Das Farbcover ziert eine wahnsinnig komische Godzilla-Parodie mit Oma Berta ("Age does matter"), und im Inneren tummeln sich Comics von Haggi, Ulrich Magin, Thomas Harske, Yasmin Abdulhack, Anja & Joy und etlichen anderen. Höhepunkte sind diesmal die Onepager von Fix-und-Foxi-Zeichner Pit Eberle, die Oma & Berta-Comics von Tim selbst und die Textbeiträge von Tims Oma Maria Böhm. Zeitlupe ist ein nettes Heftchen mit liebenswürdigem Humor und seit dieser Ausgabe sogar schön aufgemacht. Jo84
Sergio Aragones: Sergio Aragones zerstört DC. 48 Seiten, farbig, Comicbookformat, 5 Mark. Dino.
Mittlerweile dürfte auch der letzte PLOP-Leser (na na na, d. Red.) mitbekommen haben, daß auch bei den Profi-Publikationen das Heftchenformat boomt. Sieht man sich dieses Angebot aber mal genauer an, fällt auf, daß es neben "Simpsons" nicht viele Reihen gibt, in denen es nicht so bierernst zugeht. Funny-Hefte finden nur in Ausnahmen eine Käuferschicht, ansonsten ist das Heftformat fest in Superheldenhand. In Amerika sieht es im großen und ganzen ähnlich aus, weshalb Mad-Zeichner Sergio Aragones sich dachte, eine Parodie dieser ganzen Superhelden könnte Humor bringen und vielleicht trotzdem bei Fans des Superheldengenres gut ankommen. Eine Einigung mit den Großverlagen DC und Marvel war schnell gefunden, und so erschienen vor zirka zwei Jahren die beiden Hefte "Sergio Aragones destroys DC" und "Sergio Aragones massacres Marvel". Der erste Teil, der nun bei Dino erschienen ist, ist auch wirklich witzig gemacht und wurde Händlern aus der Hand gerissen. Sergio macht sich über Superman, Batman, die Legion und Wonder Woman lustig und bietet sogar eine Rahmenhandlung: Er will im Comic versuchen, mit Superheldencomics sein Brot zu verdienen. Der "neue" Zeichenstil und die "innovativen" Dialoge stoßen bei DC jedoch nicht sofort auf Gegenliebe. Jo84
Mark Evanier / Sergio Aragones: Sergio Aragones zerstört Marvel. 48 Seiten, farbig, Comicbookformat, 4,95 Mark. Marvel Deutschland.
Schade, daß das Strickmuster des DC-Bandes kaum abgewandelt wurde: Sergio will bei Marvel anheuern, aber alle Mitarbeiter sind gerade in der Mittagspause. Also okkupiert er kurzerhand einen verwaisten Zeichentisch und reißt die gesamte Monatsproduktion im Alleingang herunter. Wieder taucht in allen verulkten Serien ein bislang unbekannter Superbösewicht auf, der sich am Ende als Sergio Aragones selbst entpuppt. Ich weiß nicht, ob das Schema deshalb so sehr an die DC-Zerstörung erinnert, weil man über die Story nicht lange nachdenken wollte oder vielleicht weil die Parodisten hier in einem ähnlich engen Korsett aus Vereinbarungen der Verlagshäuser steckten, wie das bei den Crossovers Superman/Spiderman oder Batman/Hulk der Fall war. Natürlich treffen Aragones und Evanier die Weinerlichkeit der Marvel-Helden recht gut und spießen auch herrlich die Unübersichtlichkeit der Lebensläufe und Identitäten in den inzwischen zahlreichen Marvel-Universen auf. Aber sollte ich mal das House of Ideas in einem so günstigen Moment betreten wie die beiden, dann würde ich ihn doch zu einer originelleren Parodie zu nützen versuchen. aa
Berthet / Yann: Pin up # 4. 48 Seiten, farbig, Softcoveralbum, 24,80 Mark (Hardcover 88 Mark). Salleck
Pin up hat sich zu einer der beliebtesten Reihen des Verlags Salleck Publications entwickelt, so daß Herausgeber Eckart Schott bereits den vierten Band vorlegen konnte. Das Album, stilistisch von den Aben-teuercomics der 50er und 60er Jahre sowie von der Ligne Claire geprägt, erscheint in einer Auflage von nur 2260 Exemplaren, wovon 260 Luxuseditionen in Hardcover sind. In Band vier der Reihe wird der amerikanische Pilot Gary Powers auf einem Spionageflug über Rußland abgeschossen und gefangengenommen. Der Milliardär Howard Hughes könnte ihn vielleicht befreien. Sein Preis wäre eine Nacht mit Garys Frau Dottie, die früher unter dem namen "Poison Ivy" eine Berühmtheit war. Auch Comiczeichner Milton Caniff kannte diese Frau, wie dessen Tochter beim Herumschnüffeln erfährt. Ob Dottie auf Howard Hughes' Vorschlag eingeht, erfährt man leider erst im nächsten Band. Überhaupt passiert in dem Band nicht wirklich viel, da man noch nicht weiß, worauf die verschiedenen Handlungsstränge hinauslaufen. Die Zeichnungen sind aber schön klar, und die Farben von Topaz treffen die Stimmung. Leider hat man den Band recht schnell durchgelesen. Hoffentlich kommt bald Band fünf. Jo84
Enki Bilal: Der Schlaf des Monsters. 72 Seiten, farbig, Hardcoveralbum, Überformat, 34,80 Mark. Ehapa.
"Der Schlaf des Monsters", das erste Werk des Jugoslawen Bilal nach dem "Alexander Nikopol"-Zyklus, ist ein merkwürdiger Einzelband, der sich stilistisch noch mehr vom Comic entfernt hat als bereits erwähnter Zyklus. Der großflächige Seitenaufbau (nur selten sind mehr als vier Illustrationen zu einer Seite zusam-mengefügt) wird unterbrochen von groben Textblök-ken und wenigen Sprechblasen, in die die Kommuni-kation der Protagonisten gebettet wurde. Durch diese Textblöcke erscheint der Comic oft nur als Illustrati-onsband mit Text, und tatsächlich ist er ein Band zwischen dieser Form und klassischem Comic. Der Text wäre zu komplex gewesen, um auf Balken zu verzichten und die Sprache allein in Sprechblasen zu integrieren. Obwohl Bilal ein meisterhafter Illustrator ist, der es schafft, in seinem ureigenen Zeichenstil eine fürchterlich triste und hoffnungslose Zukunftswelt darzustellen, ist der Text diesmal das eigentlich tragende Element des Bandes. Nike Hatzfeld, geboren 1993 im Trommelfeuer von Sarajewo, ist der Erzähler der Geschichte, die 33 Jahre später spielt. Dank seiner ungewöhnlichen Gedächtnisfähigkeiten kann er sich schon an Ereignisse ab dem 18. Tag nach seiner Geburt erinnern und jeden neuen Tag sogar noch an den Tag zuvor. Er erinnert sich, mit zwei weiteren Waisen namens Amir und Leyla in einem Zimmer gelegen zu haben, die er ewig zu beschützen schwor. Nur sein Gedächtnis kann ihm helfen, diese beiden, von denen er schon bald getrennt wurde, wiederzufinden. Währenddessen spinnen politische Gruppen ihre Fäden um Nike, den sie für ihre Zwecke mißbrauchen und auch opfern wollen. Und nichts ist einfach in einer Zeit, in der es von jedem Doubles gibt, der Wille aber nicht frei ist. Bilals neuestes Werk ist wieder eine Zukunftsvision dunkelster Natur, die ihren Ursprung in den Ereignissen in seiner früheren Heimat Jugoslawien trägt. Das komplexe, verwirrende und politisch typisch fanatische Flair beschreibt nur eine mögliche Zukunft, die jetzt schon Realität ist: Kein Mensch kann die Geschehnisse erklären oder beeinflussen; es gibt immer eine höhere Macht, alles ist miteinander verwoben, und jeder kämpft ums Überleben. Das ist jetzt allerdings wahrscheinlich ein sehr subjektiver Eindruck. Objektiv gesehen ist das Werk jedoch wieder einmal ein intelligenter und spannender Comic mit vielen Anspielungen und Parabeln, den man gelesen haben sollte. Nicht umsonst gehört Enki Bilal zu der Handvoll Künstlern mit Weltruf, die sich leider nicht so gut verkaufen, wie sie es verdienten. Jo84
Caryad: Gothic Moonlight. 32 Seiten, s/w mit Farbumschlag, DIN A 4, 9,90 Mark. Ideenschmiede Paul & Paul
Ein recht merkwürdiges Werk legt die Ideenschmiede Paul und Paul mit dem vorliegenden Band der Illustratorin Caryad vor. Diese ist vornehmlich im Illustrationsbereich für Rollenspiele und Fantasyromane tätig und hat sogar schon einmal ein umstrittenes Backcover zur letzten Sprühenden Phantasie beigesteuert. Ihre wunderbar detailliert punktierten Zeichnungen, oft auch nur in Bleistift gehalten, gefallen vor allem Düsterleuten in Schwarz, die zeitweise auch schon als Gothic-Szene bezeichnet wurden. Symbole dieser Art wie Gräber, Kruzifixe, Marmorengel, Schmuck, Rosen, Leder und Totenkopf tauchen immer wieder auf und geben den Zeichnungen ihre Stimmung. Caryad ist eigentlich nur Illustratorin, aber durch einen losen Handlungsfaden wurden bis zu drei Zeichnungen auf einer Seite comicartig integriert. Diese zeigen verschiedene Situationen eines weiblichen Engels, der sich in eine sterbliche Frau verliebt. "Doch welcher Mensch kann die Liebe eines Engels ertragen, ohne zu zerbrechen?" fragt die Autorin auf der Rückseite des Hefts. Das hübsch anzusehende Werk wird ergänzt durch einige Zeilen Poesie. Ich finde es gut, daß ein namhafter Comicverlag wie IPP sich traut, ein Heft zu publizieren, das derart aus dem Rahmen der gängigen Comicveröffentlichungen fällt. Denn der Comicmarkt braucht von Zeit zu Zeit solche experimentellen Einflüsse. Jo84
François Corteggiani / Michel Blanc-Dumont: Die Jugend von Blueberry. Die Pinkerton-Lösung. 48 Seiten, farbig, DIN A 4, 16,80 Mark. Ehapa
Im zehnten Band der Jugend-Blueberry-Reihe bzw. Album 35 muß man sich wieder mal mit einem neuen Team anfreunden, das Blueberry kreiert. Allerdings sind sowohl Texter Francois Corteggiani als auch Zeichner Michel Blanc-Dumont durch diverse Arbeiten, auch im Westernbereich, ein Begriff und für ihre Qualität bekannt. Vielleicht waren sie deshalb für diese Arbeit prädestiniert, die sie auch handwerklich gut bewältigen. Langsam wird der Werdegang Blueberrys natürlich leicht undurchsichtig, obwohl Corteggiani es schafft, Bezüge zu früheren Jugendabenteuern herzustellen, die er ja bereits für Zeichner Colin Wilson textete. Leichte Ungereimtheiten fallen wohl nur harten Blueberry-Fans auf, und insgesamt ist wieder ein schönes Album entstanden. Unverständlich ist mir allerdings, warum Wilson die Reihe aufgegeben hat, denn Blanc-Dumonts Zeichenstil bringt man eben nicht gerade mit Blueberry in Verbindung. Ob man immer mehr Jugendabenteuer in die jetzt schon schwer nachvollziehbare Chronologie Blueberrys einfügen muß,. halte ich sowieso für zweifelhaft, zumal ja durchaus noch Bände von Giraud neu produziert werden. Für sich stehend bietet der Band jedoch gute Unterhaltung. Jo84
Glenn Danzig / Simon Bisley: Death Dealer # 1. 56 Seiten, Comicbookformat, 15.90 Mark. Extrem Erfolgreich Enterprises.
Endlich ist es soweit: Als erster Verlag Europas bringt Bela Bs Verlag EEE ein übersetztes Heft des amerikanischen Splatter-Comicverlags "Verotic" heraus, der von dem Musiker Glenn Danzig gegründet wurde. Wie schon bei EEEs vergangenen Projekten "Schweinevogel" und "Faust" ist die Herausgabe in Deutsch durch-aus als Sensation zu werten. Denn "Verotic" steht in Deutschland geradezu als Synonym für den bösen Comic schlechthin, der, wenn man nicht gerade in einer der drei größten Städte Deutschlands wohnt, fürchterlich schlecht zu bekommen ist, weil viele Vertriebe sich weigern, den Comic zu vertreiben. Der Verlag wird einfach als zu gefährlich bezeichnet, weil zu oft an der Grenze beschlagnahmt, deren Beschlagnahmung oft Anzeigen folgen - man kennt ja durchaus die Zensurwut religiöser und sonstiger Idioten in unserem Lande. EEE traut sich wie immer, dieses heiße Eisen unzensiert zu veröffentlichen, weshalb ihnen Respekt gebührt und sogar der hohe Preis gerechtfertigt ist. Der Comic selbst ist eigentlich nichts anderes als eine Art "Conan", allerdings viel besser gezeichnet und coloriert und wesentlich extremer in der Darstellung der Gewaltszenen. "The Death Dealer" selbst ist eine Erfindung des Altmeisters Frank Frazetta, auf dessen Gemälden dieser dunkle Charakter erstmals 1973 auftauchte. Bekanntheit erlangte die Figur durch den Zeichentrickfilm "Feuer und Eis" , auf dessen Filmplakat sie zu sehen war. Glenn Danzig adaptierte diese Figur in Absprache mit dem Held seiner Jugend für den Comic und schrieb Stories, die Simon Bisley (hierzulande unter anderem bekannt durch "Lobo") in extreme Bilder umsetzte. "Death Dealer" ist ein Splattercomic mit nicht gerade hohem Niveau, aber trotzdem ziemlich klasse. Ich empfehle den Kauf trotz des hohen Preises ausdrücklich. Unterstützt EEE in ihrem Kampf gegen die Zensurpraktiken in unserem Land! "Death Dealer" erscheint übrigens mit Variantcover, das als eins von vier Heften an die Händler ausgeliefert wird. Das Variant hat den Schriftzug in einer anderen Farbe, und das Cover ist als ganzes geprägt. Jo84
Will Eisner u. a.: Spirit Casebook Vol. II. All about P'Gell. 156 Seiten, s/w mit Farbumschlag, Softcoveralbum, 18,95 Dollar (Hardcover 24,95 Dollar). Kitchen Sink Press.
Zum Glück kommen die Comics des Altmeisters Will Eisner wieder in Mode. Nach seinem neuesten Buch "Family Matter" (siehe PLOP # 54) bringt sein amerikanischer Hausverlag Kitchen Sink Press eine zweite Kompilation der besten klassischen Spirit-Stories heraus. Diesmal geht es um Spirits bekannteste Gegenspielerin P'Gell, die in 13 Stories aus den Jahren 1946 bis 1951 näher vorgestellt wird. Ergänzt durch Vorwort und mehrere Stories aus den Jahren 1952 (nicht von Eisner selbst) und 1973 ist wieder einmal ein Prachtband daraus geworden, wie man ihn sich öfter wünschen würde. Zeitgleich findet sich übrigens in der 66. Ausgabe der amerikanischen Fachzeitschrift "Comic Book Market Place" ein großer Artikel mit dem Thema "Women of the Spirit"). Zum Glück hat auch der deutsche Verlag Comic Press zum Sommer den Start einer neuen Spirit-Edition angekündigt, die in der Hochzeit des Comics beginnen und in chronologischer Reihenfolge fortgesetzt werden soll. So lange muß man die Zeit wohl mit dem schönen amerikanischen Buch überbrücken. Jo84
Fil: Didi und Stulle. 48 Seiten, farbig, Softcoveralbum, 9.90 Mark. Reprodukt.
Ebenfalls ein echtes Original ist der gebürtige Berliner Philipp Tägert, kurz "Phil" oder "Fil" genannt. Seit Jahren erfreut sich der Comiczeichner dank seiner erfrischend verschrobenen Comics und Bühnenauftritte als einer der besten Stand up-Comedians des Landes wachsender Beliebtheit. Vor einigen Monaten widme-te das Berliner Blatt "Zitty" dem Berliner Jugendidol sogar einen großen Bericht mit Farbcover. Allerdings zeichnet Fil auch schon etliche Jahre lang für Szeneblätter wie dieses meist kurze Gags, die ihn als Zeichner Kultstatus erreichen ließen. "Didi und Stulle" ist nun sein erstes eigenes Farbalbum. Bei den Figuren, der Insiderszene schon länger bekannt, handelt es sich um zwei Proleten, die sich so durchs Leben berlinern. Die künstlich herrlich flach gehaltenen Dialoge und die abstruse Beziehung der beiden Chaoten ist nicht niveauvoll, aber sehr witzig. Und das ist doch schon mehr, als man von vielen anderen Comicalben behaupten kann. Außerdem bekommt man für den günstigen Preis unheimlich viel zu lesen, was man gerade bei Reprodukt gar nicht unbedingt erwartet hätte. Jo84
Gainax / Yoshiyuki Sadamoto: Neon Genesis Evangelion # 1 bis 3. Je 168 Seiten, s/w mit Farbumschlag, 11,5 x 17,5 Zentimeter. 12 Mark. Carl-sen
Dies ist also Carlsens zweiter Taschenmanga nach Dragonball, der helfen soll, die angeschlagene Comicschiene zu sanieren. Dank Dragonball sieht es mittlerweile wohl schon etwas besser aus. Es bleibt natürlich zu hoffen, daß Carlsen auch hiermit ein Erfolg beschieden ist, denn das Konzept des niedrigeren Preises als üblich dürfte der gesamten Comicszene zugute kommen. Neon Genesis Evangelion ist gut zwei Mark teurer als Dragonball, denn es ist deutlich auf ein etwas älteres Publikum zugeschnitten und muß so mit einer etwas geringeren Käuferzahl rechnen. Das Format ist das gleiche und bei dem Detailreichtum der Zeichnungen und Raster für meinen persönlichen Geschmack etwas zu klein gewählt. Die Story selbst ist durch eine komplexe Vorgeschichte eingeleitet, die auf zwei Farbseiten vorgestellt wird. Neo-Tokyo im Jahre 2015: Die Stadt wird von Kampfmaschinen aus dem Weltraum, "Engel" genannt, angegriffen. In die Wirren des beginnenden Krieges um die Erde gerät der 14jährige Shinji Ikaro, dessen Vater für das gehei-me Forschungslabor NERV arbeitet. Er soll die erste Waffe gegen die Engel steuern, den Kampfroboter Evangelion. Um seinen Vater wiederzusehen, der sich von seinem Sohn Jahre zuvor abgewendet hat, sagt Shinji zu, obwohl er keine Ahnung und kaum Motivation mitbringt. So ist es kein Wunder, daß er schon nach kurzer Zeit überall aneckt. Und die Gefahr für die Erde besteht weiterhin. "Neon Genesis Evangelion" ist ein Manga, wie er typischer nicht sein könnte. Die Handlung spielt in der Zukunft, Invasoren bedrohen die Erde, es wimmelt von Kampfrobotern und Technik, auf jeder zweiten Seite explodiert irgendetwas, und die Protagonisten sind jung (und oft recht sexy). Das alles ist nicht neu, aber natürlich bewährt unterhaltsam. Kann man gut mal zwischendurch konsumieren. Jo84
Hergé: Tim und Struppi. Flug 714 nach Sydney. 64 Seiten, farbig, Softcoveralbum, 16,90 Mark. Carlsen
Nun ist also die neue Tim-und-Struppi-Edition auch fast wieder komplett publiziert. Der vorliegende Band ist das vorletzte Tim-und-Struppi-Abenteuer und wurde zuerst 1966/67 in dem belgischen Magazin "Tintin" vorabgedruckt. Es ist ohne Zweifel eines der besten Abenteuer aus der Feder Hergés, das auch heute noch erfreulich modern wirkt. Daß manche Kleidungsstücke leicht 70er-Jahre-mäßig ausschauen, zeigt nur wieder, daß Georges Rémi seiner Zeit weit voraus war. In diesem Band geraten Tim, Haddock, Bienlein und natürlich Struppi wieder einmal in den Weg von Rastapopoulos, der den Millionär Carreidas entführt hat, den sie zufällig begleiten. Doch nicht ganz alltägliche Umstände helfen unseren Freunden, die Sache zu meistern. "Flug 714 nach Sydney" ist ein unerreichter Klassiker, der leichtfüßig Humor, Spannung und Fiktion miteinander verknüpft, und ist daher jedem wärmstens zu empfehlen, der ihn in den letzten 32 Jahren verschlafen hat. Jo84
Alexandro Jodorowsky / Zoran Janjetov / Fred Beltran: Die Techno-Väter # 1. Albino, der Meister der Spiele. 52 Seiten, farbig, Überformat, Hardcover, 22.90 Mark. Feest
"Die Techno-Väter" ist eigentlich die einzige neue Reihe, die überhaupt im ganzen Halbjahresprogramm von Feest/Ehapa neu startet. Fast bekommt man den Eindruck, daß als Ausgleich für das Versäumnis, mehr gute Reihen ranzuschaffen, wenigstens dieser Band das beste vom besten darstellen soll. Die Aufmachung ist optimal: bestes Papier, unübertroffene Druckqualität mit brillantesten Farben, Hardcover und ein erfreulich niedriger Preis für ein Album solcher Qualität. Und auch der Comic selbst ist nicht schlecht. Jodorowski ist ja nun schon länger vor allem als Texter von Science Fiction-Epen bekannt, und Comicfans ordnen ihn, trotz vieler eigenständiger Arbeiten, immer gern im Umfeld von Moebius ein. Das ist nicht ganz weit hergeholt, denn auch dieser Comictext hätte ohne weiteres wie für Moebius zugeschnitten sein können. Viele unbeschreibbare Kleinigkeiten in Text und Szenario erinnern an Geschichten, die dieser Künstler als erster Comiczeichner in Bilder umsetzte. Man kann sich dieser Assoziation schwerlich entziehen, obwohl Moebius mit diesem Band gar nichts zu tun hat. Denn die Zeichnungen stammen von Zoran Janjetov. Dieser ist hierzulande allerdings als Zeichner des letzten Zyklus von "John Difool" bekannt, der bekanntesten Moebius-Serie. Hier schließt sich der Kreis. Die Zeichnungen, durch diese Verbindung Moebius angepaßt, könnten von Ausdruck her tatsächlich auch von ihm selbst sein, so ähnlich sehen sie seinen. Was das Werk letztendlich zu etwas wesentlich Eigenständigerem werden läßt, ist die phantastische Computercolorierung von Fred Beltran; eine faszinierende Colorierung, wie man sie noch nie gesehen hat. Die flächigen, fast fotorealistischen und trotz alledem kalten Farben stellen eine Welt ohne natürliches Licht oder Freude dar. In diese Welt wird Albino geboren, nachdem seine Mutter von 60 Piraten des roten Oulrij vergewaltigt wurde. Von seiner Mutter nicht anerkannt und in ständigem Wettkampf mit seinen zeitgleich geborenen beiden anderen Geschwistern, hat er trotzdem ein Ziel vor Augen: Er will oberster Techno-Vater werden. Band 1 der Reihe, als Biografie des obersten Techno-Vaters angelegt, ist ein faszinierender Band und eigenständiger, als die Rezi vermuten läßt. die Einflüsse beschränken sich nicht nur auf Moebius, auch "Tron", Druillet oder andere blitzen durch. Guter Band, wirklich empfehlenswert. Jo84
Roger Leloup: Yoko Tsuno # 22. Die Himmelsdschunke. 48 Seiten, farbig, Albumformat, 14,90 Mark. Carlsen
Der Carlsen Verlag scheint dazuzulernen. Zum 1. Februar wurde der Preis für etliche Serien erhöht, dafür der Preis vieler Funnies und auch der Serie Yoko Tsuno auf 14,90 Mark gesenkt. Der deutsche Leser kommt deshalb in den Genuß, das 22. Carlsen-Album, das im Original 1988 unter dem Titel "La Jonque Céleste" bei Dupuis veröffentlicht wurde, in Erstveröffentlichung zu einem geringeren Preis als üblich erstehen zu können. Yoko Tsuno, eine der klassischen Serien, von denen nach etwa 25 Jahren Laufzeit immer noch neue Alben erscheinen, bietet seit ebenso langer Zeit Abenteuer zwischen Geschichte, Neuzeit und Science Fiction, die auch hierzulande ihre Fans gefunden haben. Im neuesten Album führen eine geheimnisvolle Elfenbeinkugel und eine uralte Puppe Yoko Tsuno auf die Spur eines Geheimnisses, das im 11. Jahrhundert verborgen liegt. Mit Hilfe des Translators, einer Zeitmaschine, und einiger Freunde macht sich Yoko auf den Weg ins 11. Jahrhundert, um das Leben eines sechsjährigen Kindes zu retten. Das haarsträubende Abenteuer bietet gute Unterhaltung der harmloseren Art, nicht mehr und nicht weniger. Jo84
David Lapham: Stray Bullets # 8. 28 Seiten, s/w mit Farbcover, Comicbookformat, 7,80 Mark. Schwarzer Turm
Das wurde aber auch Zeit! Als Feest die Reihe vor einiger Zeit mit der Nummer sieben einstellte, konnte ich es nicht fassen, und mir stand fast das Wasser in den Augen. Nun hat sich endlich jemand erbarmt, diesen Spitzencomic fortzusetzen. Hinter dem Verlag "Schwarzer Turm" verbirgt sich mehr oder weniger die Menschenblut-Crew, die den Verlagsnamen aber konzeptionell etwas von diesem Magazin abrücken wollte. Wie gewohnt geben sich die Jungs viel Mühe. So ist zum Beispiel ab der nächsten Ausgabe eine Leserbriefseite geplant, die von Lapham selbst betreut werden soll. Das Papier, auf dem das Heft erscheint, gefällt mir nicht besonders. Es ist recht gelb und stellt schon einen Bruch zum strahlenden Weiß der Feest-Ausgaben dar. Aber das ist Absicht, denn inhaltlich ist "Stray Bullets " einfach kein Hochglanzcomic. Heft acht bietet ein Wiedersehen mit Orson und Beth aus "Stray Bullets" # 5, die mittlerweile zusammenwohnen, aber sich nicht so richtig verstehen. Bei ihnen wohnt die drogensüchtige Nina, die Orson ihrerseits ganz gern hat. Bei dem Versuch, Beths Herz wiederzugewinnen, probiert Orson eine Menge aus, denn Beth ist extrem und steht auch auf Extreme... Ganz nachvollziehen kann man die Taten der Protagonisten nie, und genau hier hat Lapham die Welt genau beobachtet. Mir geht's nämlich in der Realität in Liebesdingen oft auch nicht anders. Jo84
Jeph Loeb / Tim Sale: Superman für alle Zeiten # 1 (von 4). Frühling. 48 Seiten, farbig, Comicbookformat Prestige, 9,90 Mark. Carlsen
Carlsen hat sich nach etlichen Monaten Pause nun doch dazu durchgerungen, weiterhin Material von Superman und Batman zu publizieren. Mit verbessertem Konzept (Preis gesenkt) dürften die Chancen auf dem Markt auch gar nicht so schlecht stehen. Den Anfang macht der Vierteiler "Superman für alle Zeiten", von dem jetzt Band eins vorliegt. In diesem wird die Entstehungsgeschichte Supermans noch einmal aufgerollt. Der untypisch gezeichnete Comic ist aus der Sicht Jonathan Kents, des Ziehvaters von Superman, erzählt und bietet eine Aufarbeitung der Story mit altbekannten Geschehnissen und bisher unbeleuchteten Elementen. Dem harten Fan wird der Vierteiler vermutlich zu atypisch gezeichnet sein; er bietet jedoch gute Unterhaltung, eine gut erzählte Geschichte und ein prima Preis-Leistungs-Verhältnis. Jo84
Lutz Mathesdorf / Kim Schmidt: Gib Gummi. 48 Seiten, farbig, DIN A 4-Album, 7,90 Mark. Carlsen
Nachdem das Album "Unser Schumi", in dem Deutschlands Rennfahrer Nummer eins Michael Schumacher auf die Schippe genommen wurde, der Verkaufshit des letzten Jahres war, stand fest, daß ein zweiter Band folgen mußte. Nun liegt er vor, und wie das so mit Fortsetzungen ist, erreicht das Album nicht die Qualität des ersten Teils. Kim Schmidt ist natürlich immer noch der tolle Zeichner, den man schon seit Jahren kennt. Man kann sich darauf verlassen, überall kleine versteckte Gags zu finden, die letztendlich mehr Charme haben als die Hauptgags. Denn irgend-wie konnte ich nicht so viel lachen wie bei Band eins. Möglicherweise ist alles auch nur insidermäßiger ge-worden, denn vom Rennsport habe ich keinen Schim-mer, und ich weiß gerade mal, wie Schumi aussieht. Aber vielleicht ist das Thema in einem zweiten Band auch schon ausgereizt und die Charakterisierung von Schumi bereits ein alter Hut. Für Schumi selbst ist das Album übrigens nicht gerade schmeichelhaft. Er wird hier so doof dargestellt, wie Verona Feldbusch immer tut. Eigentlich ist das ja schon irgendwie witzig. Noch witziger wäre aber wohl ein Interview mit ihm über diesen Band. Nun, ein ziemliches Reizthema dieses Bandes sind jedoch die Farben. Kim Schmidt ist eigentlich ein meisterhafter Colorist, der seinen Comics mit Markern den letzten Schliff gibt. Unglücklicherweise ist dieses Album aus Zeitgründen nicht mit Markern, sondern komplett von Lutz Mathesdorf am Computer coloriert. Dieser hat leider nicht annähernd das Farbverständnis von Kim, der normalerweise nicht so flächig coloriert und nicht so häßliche Bonbonfarben nimmt. Daher schneidet das Album farblich im Vergleich zu Band eins wesentlich schlechter ab. Kims Zeichnungen sind jedoch liebevoll, und man darf nicht vergessen, daß es sich hier um ein Massenprodukt handelt, das (auch durch den niedrigen Preis) hauptsächlich Nicht-Comicleser ansprechen soll. Jo84
Bernd Pfarr: Eines Tages war Zeus das Blitzeschleudern leid. 140 Seiten, farbig, Hardcoveralbum, 44 Mark. 2001.
Ich möchte auf keinen Fall versäumen, euch das neueste Buch von Bernd Pfarr wärmstens zu empfehlen. Wie schon sein letztes Buch "Komische Bilder" ist es leider nur über den 2001-Versand oder die 2001-Filialen (gerade mal 13 in ganz Deutschland) erhältlich. Bernd Pfarr, erst 1998 als bester Zeichner mit dem Max und Moritz-Preis ausgezeichnet, präsentiert wieder eine Kompilation seines absurden Humors, der teilweise in etlichen Zeitschriften vorveröffentlicht wurde. Der Großteil der Einseiter dieses Cartoonbandes ist wieder in naiver Ölmalerei gehalten, 20 Prozent der Werke nur in seinem alten Stil mit Feder und Aquarell. Der Humor bleibt jedoch durchweg Pfarr, und das heißt vor allem schräg. Irgendjemand prägte eigens für ihn einmal den Begriff "absonderlicher Humor", und das trifft es, denn sehr oft fragt sich der Leser: Was soll das denn nun schon wieder? Seine bekannten Figuren Dulle und Sondermann tauchen nicht auf, sondern nur Alltagsfiguren jeglicher Coleur. Trotzdem ist der Band schön, denn Pfarr ist einfach einer der eigenständigsten Humoristen im Cartoonbereich. Jo84
Ralph Ruthe: Die Frühreifen. 48 Seiten, farbig, Softcoveralbum, 19,80 Mark. Boiselle-Löhmann
"Die Frühreifen" ist bereits das dritte Farbalbum des sympathischen Bielefelder Comiczeichners und Cartoonisten im Verlag B & L. Präsentierten "Schweinskram" und "Nur die Liebe zählt" noch einseitige Cartoons im Einzelbild, so sammelt der vorliegende Band hauptsächlich Strips und Einseiten-Comics, die er früher unter anderem für das Magazin Comic Speedline schuf. Die ursprünglich schwarz-weißen Bilder wurden hierfür gekonnt am Computer coloriert, und auch das hat Ralph drauf, genau wie das Zeichnen von Funnies, die nur so vor Lebendigkeit sprühen. Textlich ist der Humor manchmal harmlos, manchmal etwas derber. Insgesamt ist das Album wie schon die Vorgänger etwas großflächiger geraten, aber sonst wirklich nicht schlecht. Jo84
Tiziano Sclavi / Angelo Stano: Dylan Dog # 1 (von 6). 96 Seiten, s/w mit Farbcover, 15 x 21 Zentimeter, 4,95 Dollar. Dark Horse.
"Dylan Dog" ist einer der meistzitierten italienischen Comics, der in etlichen Kreisen sogar Kultstatus besitzt. Viele Comiczeichner und auch Filmemacher ließen sich von der Figur des Geisterjägers und Detektivs für übernatürliche Fälle von Texter Tiziano Sclavi beeinflussen. Mein persönlicher Lieblingsfilm "Dellamorte dellamore (Cemetry Man)" entstand zum Beispiel unter deutlichen Anleihen der Figur Dylan Dog. In Amerika wird der Kultklassiker nun erstmals bei Dark Horse veröffentlicht. In der ersten Story, die von Angelo Stano umgesetzt wurde, werden Dylan Dog und sein Gehilfe Felix (der Groucho Marx wie aus dem Gesicht geschnitten ist) mit Zombies konfrontiert, die der Teufel selbst geschaffen hat, um wieder einmal die Welt zu verderben. Das Script, durchsetzt mit Zitaten aus zum Beispiel Romeros "Dawn of the Dead", ist eine Mischung aus stilgebenden Horrorgeschichten und ziemlichem Trash. Die Zeichnungen sind dabei für einen billigen Pulp-Comic nicht schlecht, wenn auch manchmal die leichten Grauschlieren in bestimmten Panels stören. Wer sich für Horrorcomics mit leichtem Trash-Einschlag interessiert, sollte ruhig einmal einen Blick in die neue Reihe werfen. Um den Verkauf etwas anzukurbeln, wurden die Covers übrigens exklusiv von Mike Mignola gestaltet. Jo84
Osamu Tezuka: Black Jack TB # 1 und 2. 182 bzw. 198 Seiten, s/w mit Farbcover, DIN A 5, Softcover. Viz Graphic Novel
Die Manga-Welle schwappt weiter über Deutschland, aber den größten Manga-Zeichner, der jemals lebte, kennt hier kaum ein Mensch. Osamu Tezuka wird in seiner Heimat ehrfurchtsvoll "God of Manga" genannt. Er soll mehr als 150 000 Comicseiten in mehr als 500 Manga-Titeln geschaffen haben, bevor er 1989 starb. Dabei, sollte man meinen, muß die Qualität zwangsläufig auf der Strecke bleiben, aber dem ist nicht so. Am berühmtesten wurden seine Arbeiten für ein jüngeres Publikum, zum Beispiel "Kimba, der weiße Löwe" oder "Astro Boy". Aber Tezuka schuf auch anspruchsvollere Serien wie "Adolf" oder eben "Black Jack - Two-fisted Surgeon". Dies ist ein spätes, gereiftes Werk, dessen letzte Kurzgeschichte sogar unvollendet blieb. Black Jack ist ein Chirurg, und zwar der beste der Welt. Dank seiner revolutionären Methoden, die grundsätzlich als undurchführbar oder krank abgetan werden, blieb ihm eine Lizenz als praktizierender Chirurg verwehrt. Das hindert ihn jedoch nicht daran, im Untergrund zu arbeiten. Zu ihm kommen meist reiche Leute, die alle anderen Chirurgen aufgegeben haben, denn seine Dienste sind nicht billig. 17 Kurzgeschichten kreierte Tezuka aus dieser unspektakulär klingenden Grundsituation, von denen eine besser ist als die andere. Der klare Strich, der einigen etwas naiv vorkommen wird, erlaubt dem Leser, sich vollends auf die Geschichten zu konzentrieren, die auf meisterhafte Art Spannung mit Komik, Psycho-logie und abstrusen Plots verbinden. Seltsame Ein-flüsse, insbesondere Black Jacks merkwürdige Beziehung zu der einjährigen Pinoco, die sich als seine Frau darstellt, erhöhen den Reiz der Bände (da kann Humbert Humbert einpacken, d. Red.). Tezuka schafft es jedenfalls, mich allein durch seine Geschichten total zu begeistern, und wer von mittelmäßigen Stories genug hat, sollte es auf alle Fälle mal mit Adolf oder Black Jack versuchen. Übrigens ist vor kurzem auch ein hervorragender Black Jack-Anime erschienen, der eine exklusive, noch ausgefeiltere Story zum Thema hat und den ich euch auch uneingeschränkt empfehlen kann - natürlich ebenfalls auf amerikanisch. Jo84
John Wagner / Carl Critchlow: Die Megastädte # 1. Mean Machine. 54 Seiten, farbig, Softcoveralbum, 19.80 Mark. Arboris.
Als "Die Megastädte" kommt ein neues Album aus dem Umfeld von "Judge Dredd" heraus, der ja in Deutschland auch schon länger kein Unbekannter mehr ist. Bastei versuchte sich schon mit wenig Erfolg vor vielen Jahren an einer ähnlichen Reihe. Ich kann nur hoffen, daß der Arboris-Reihe mehr Erfolg vergönnt ist, denn Band 1 mit dem Titel "Mean Machine" ist ein echter Hammer. Der Titelheld ist dem deutschen Publikum aus dem ersten Judge Dredd-Film mit Stallone bekannt. Mit einer Drehscheibe an seiner Stirn kann Mean Machine seinen Gemütszustand von "fies" über "gemein" und "genervt" bis "brutal" selbst wählen. Sein Charakter ähnelt dabei sehr dem von Lobo: Je verbrecherischer und böser, desto besser. Nun ist in der Lobo-Reihe nicht jedes Heft extrem genug getextet, Lobo als die Parodie zu vermitteln, die sie sein soll. Bei "Mean Machine" klappt dies sehr gut. Dieser erfährt, daß er einen Sohn hat, der leider stockbrav und über alle Maßen wohlerzogen und lieb ist. Was tun, wenn der verstockte Bengel einfach kein mieser Krimineller werden will? Mean Machine verzweifelt nach und nach an der Aufgabe, ihn umzuerziehen. Mit Gewaltdarstellungen geizt der Band natürlich nicht; kein Wunder bei einem Album mit solche einem "Helden" als Hauptfigur. Die Gewalt ist allerdings so übertrieben dargestellt, daß sie auf gar keinen Fall ernst genommen werden kann, sondern einfach laut auflachen läßt. Der Band bietet textlich reinen überzogenen Slapstick und ist zum Schreien komisch, wenn man einen etwas derberen Humor hat; Herod würde ihm also wahrscheinlich nichts abgewinnen können. Zeichnerisch ist das Album ebenfalls ein Meisterwerk. Carl Critchlow "malt" seine Comics im Direct Colour-Verfahren (wahrscheinlich in Öl oder so) und erzielt damit gute Effekte. Auf deutsch liegt bisher unter anderem Batman Band 28 der Carlsen-Reihe vor, der ebenfalls Judge Dredd in einer Nebenrolle featured. "Megastädte" sollte man sich als Reihe vormerken. Band 1 ist jedenfalls einfach klasse. Jo84
Wittek: Bizarr Bazar # 1. 40 Seiten, Dunkelblaudruck, Farbumschlag, DIN A 4, 9,90 Mark. Zwerchfell-Verlag
Ein feines Teil ist das erste komplett eigene Heft des Hamburger Underground-Künstlers Thomas "Wittek" Wittke, das am 1. April im Zwerchfell-Verlag neu erschien. Zeichnerisch gehört Wittek zu den besten Künstlern des Landes. Er beherrscht so gut wie jeden Zeichenstil, und seine Comics sind eine Achterbahnfahrt durch alle nur erdenklichen grafischen Gestaltungsmöglichkeiten. Die Grundlage seiner Gestaltung ist ein klarer Funnystrich, von dem aus er jedoch nach Belieben zum Fotorealismus, zur maßlosen Überzeichnung, zur Collagentechnik oder sogar zur Abstraktion überspringt. Je nach Stimmung des Textes vollziehen sich diese Wandlungen manchmal sogar auf einer einzigen Seite. Der Text als solcher ist zumindest halb-autobiografisch. Wittek erzählt aus seiner Vergangenheit und spinnt Situationen oft bis in reine Fiktion oder Wunschträume weiter. Oft bleibt er auch nur bei den Fakten, die er jedoch durch gekonntes Übertreiben über die Parodiegrenze hinaus zu verfremden versteht. Diese Fähigkeiten des Allround-Genies Wittek lassen "Bizarr Bazar" zu einem einzigartigen Werk werden, das man um jeden Preis in seiner Sammlung haben sollte. Wer mehr über Wittek wissen möchte, sollte auf seine zahlreichen Fanzine-Kollaborationen mit anderen Hamburger Fan-zeichnern oder ein Interview mit ihm in Sprühende Phantasie # 17 zurückgreifen. Jo84
Zep: Titeuf # 5. Zum Totlachen. 48 Seiten, farbig, Softcoveralbum, 14,90 Mark. Carlsen
Noch ist Titeuf nicht wirklich bekannt in Deutschland, obwohl es die witzigste Reihe ist, die Carlsen momentan im Programm hat, und es schon auf fünf Bände gebracht hat. Der vorlaute, dreiste und leicht frühreife Bengel von Zep bringt den Leser auch diesmal wieder auf 45 Einseitern zum Schmunzeln, Prusten und Wiehern. Unnachahmlich, wie Zep den Charakter Titeufs darstellt, ihn Streiche aushecken und dann oft selber reinfallen läßt. So ganz belanglos ist Zeps Humor dann allerdings doch nicht immer. Man kommt schon ins Nachdenken, wenn es zum Beispiel um Harim geht, der auf eine Mine trat und ein Bein verlor, oder wenn Modegags wie Piercing oder Turmschuhe verulkt werden. Das ganze ist schmissig gezeichnet und super coloriert. Außerdem wurde der Preis auf 14,90 Mark gesenkt. Also, Leute, was gibt's da noch zu überlegen? Kaufen! Jo84
Extrem Illustrated # 1. 44 Seiten, s/w mit Farbumschlag, Comicbookformat, 6,90 Mark. Extrem Erfolgreich Enterprises (ab 18)
Extrem Erfolgreich Enterprises präsentiert hier eine neue Reihe, deren Konzept Kurzgeschichten von verschiedenen Zeichnern sind. Den Anfang machen natürlich die den EEE-Lesern bereits bekannten Zeichner Schwarwel ("Schweinevogel") und Vigil ("Faust"). Schwarwel, grafisch sicher eines der größten Talente des Landes, saugte sich zusammen mit Augsburg eine Story aus den Fingern, die mich von der Art her irgendwie an Gespenster-Geschichten oder schlechtere Menschenblut-Beiträge erinnert. Die Story ist leider viel zu berechenbar, als daß sie letztlich überzeugen könnte. Die zweite Kurzgeschichte erstellte Joe Vigil nach einem Text von David Quinn. Es geht um einen Nebenstrang der Saga um Faust. Grundlage ist die Idee, daß Kino in der Zukunft im Kopf stattfindet. Der Renner in der Spätvorstellung ist "Faust". Im Sensory Entertainment Center kann jeder gegen den "singenden Killer" antreten. Der Auftakt von Extrem Illustrated ist nicht wirklich furios. Trotzdem ist die Reihe als weiteres Highlight zu werden. Für Heft zwei ist Material von Klaus Cornfield und Rainer Baldermann angekündigt, und Heft drei soll komplett in Farbe den großartigen Undergroundspaß "Shit the Dog" von Simon Bisley bringen. Hoffen wir, daß diese Pläne eingehalten werden können. Jo84
Fräuleinwunder XX # 1. 44 Seiten, s/w mit Farb-umschlag, Comicbookformat, 9,95 Mark. Jochen Enterprises.
Nicht ganz so auflagenstark, aber mindestens ebenso spektakulär ist wohl die neue Heftreihe bei Jochen Enterprises, die von Lilian Mousli und Evelin Höhne herausgegeben wird. Das besondere an "Fräuleinwunder XX" ist, daß die Heftreihe nur Arbeiten von weiblichen (Comic-)Zeichnern enthalten soll. Ein Gastzeichner männlichen Geschlechts ist dann doch dabei: Jim Avignon durfte einen Onepager gestalten, aber er reiht sich in seiner Obskurität gut in die Arbei-ten der Damen ein. Das Heft ist nämlich eine zweischneidige Sache: Wenn man es näher betrachtet, so sind unter den zehn Künstlerinnen kaum wirkliche Zeichnerinnen vertreten, die Comics im herkömmlichen Sinn (mit Sprechblasen und Bildaufteilung) präsentieren. Es scheint wirklich so, als hätten mehr als die Hälfte mit der konventionellen Comicform gebrochen, denn sie stellen Bilder ohne Worte dar, plazieren die Worte als Block unter den Bildern oder liefern ganzseitige Grafikspielereien mit Textfetzen ab. Nur Isabel Kreitz mit dem Sechsseiter "Gretchen" liefert einen wirklich waschechten (und guten) Comic ab, was man bedingt noch von Anke Hellmich und Charlotte Brinckmann (bekannt aus dem Fanzine "Unangenehm") durchgehen lassen könnte. Ohne dies jetzt als Ganzes werten zu wollen, gefällt die Erstnummer mir persönlich (als Mann?) jedenfalls nicht so besonders gut. Wenn Minou Zaribaf auf dem Backcover ein Papierauto zum Zusammenbasteln beisteuert, kann ich damit einfach nichts anfangen. Das Magazin an sich ist jedoch als erster Schritt zur Förderung von Zeichnerinnen auf alle Fälle ein Schritt in die richtige Richtung. Jo84
Reddition # 31 und 32. 72, bzw. 84 Seiten, teilweise farbig, DIN A 4, 10, bzw. 15 Mark. Edition Alfons
Aus der ehemaligen Comic Reddition ist die Reddition - Zeitschrift für graphische Literatur geworden. Geblieben sind die hervorragende Aufmachung und die unübertroffenen Inhalte, die das Blatt zu dem mit Abstand besten Sekundärmagazin des Landes machen. Das eld der Comics und angrenzenden Gebiete ist weit, und obwohl der Schwerpunkt des Magazins sicherlich bei frankobelgischen Publikationen liegt, schafft die Edition Alfons es immer wieder, auch über Randgebiete zu berichten. die es schon lange verdient haben. Während dies bisher fast immer einzelne Künstler waren, wagt sich die Reddition diesmal an einen Überblick über das reichhaltige Angebot an klassischen Kinder- und Jugendbuchillustrationen. Der gemeinsame Markt von Comics und Kinderbüchern ist interessanter, als man zunächst annehmen dürfte. Viele Comiczeichner haben in ihrer Karriere auch an Kinderbüchern gearbeitet, nur weiß es kaum ein reiner Comicfan. Franquin, Will, Roba oder Trondheim gehören zu diesen Künstlern ebenso wie Chaland, Avril, Götting oder Lorenzo Mattotti, den das Cover dieser Ausgabe ziert. Bei vielen Veröffentlichungen kann man sich sogar darüber streiten, ob es sich um Comics oder Kinderbücher handelt. Als Beispiele seien Petzi, Mecki oder die Werke von Janosch, Helme Heine oder Wilhelm Busch genannt. Über all diese Künstler, ihre Vorläufer ab 1800 und den Kinderbuch-markt generell berichtet die # 31, wie immer mit wahn-sinniger Fachkenntnis und erstklassig recherchiert und bebildert. Insgesamt wieder eine spitzenmäßige Ausgabe, die ich vollstens empfehlen kann. # 32 des erstklassigen Magazins wird seinem Konzept wieder voll gerecht und beschäftigt sich zu gleichen Teilen mit dem Werk der Zeichner Francois Schuiten und Enki Bilal. Das Thema Bilal, das bereits in der inzwischen vergriffenen # 15 aus dem Jahr 1989 aufgegriffen worden war, soll anläßlich des Erscheinens des neuen Albums "Schlaf des Monsters" ergänzt und auf einen aktuellen Stand gebracht werden. Ob dies nötig ist, bleibt fraglich, denn es wird natürlich auch auf Bilals Werk vor 1989 noch einmal eingegangen. Dies bleibt aber entschuldbar, denn die Ausgabe vor zehn Jahren hat natürlich lange nicht jeder, der sich heutzutage für Bilal interessiert, auch wenn sich die Interessengruppe selbst kaum verändert hat. Im allgemeinen gilt aber, was die Reddition publiziert, ist danach für alle anderen Fachpublikationen uninteressant, da diese höchstens einen Ausschnitt bieten können. Schon aufgrund des Umfangs (immerhin 42 Seiten pro Künstler) kann man's nicht besser machen. Man könnte zwar meckern, einige der Illustrationen seien nicht so gut eingescannt wie gewohnt, andererseits fragt man sich, woher die überhaupt ihr ausgewähltes Bildmaterial holen. Der Preis schmerzt im ersten Augenblick, ist aber für die Fülle an Informationen und die kleine Käuferschicht gerechtfertigt. Also, Reddition, auf die nächsten 15 Jahre - ihr werdet immer die Besten bleiben. Jo84
Strapazin # 53 und 54. Je 80 Seiten, teilweise farbig, Zwischenformat, 10 Mark. Meiler Verlag
Nachdem sich Strapazin in den letzten Jahren zu einem der hervorragendsten Magazine weltweit entwickelt hat, ist die Nummer 53 erstmals seit etlichen Ausgaben mal wieder so ein richtiger Scheiß. Anscheinend muß nach wie vor alle paar Monate mal eine Alibi-Krakelausgabe mit den schmierigsten Kleinkinderwerken dabei sein, damit die Möchtegern-Kunstszene ehrfürchtig aufschreien kann: "Kunst! Kunst!" Bloß leider ist eben nicht alles, was kein Mensch verstehen kann, zwingend Kunst, sondern oft auch nur wichtigtuerische Ergüsse von künstlerisch völlig unbegabten Schmierfinken, die gern mal dazugehören möchten. Ich will nicht unterstellen, daß keiner der Mitarbeiter etwas kann, denn selbst der von mir sonst hochgeschätzte Hendrik Dorgathen unterwirft sich dem Konzept dieser Ausgabe und ist auf Trips, die ich weder nachvollziehen kann noch will. Fakt ist jedenfalls, daß sich in diesem Heft keine einzige Geschichte in herkömmlichem Sinne befindet, sondern irgendwelche unzusammenhängenden "Werke" ohne tieferen Sinn. Hoffentlich ist die nächste Ausgebe wieder besser. Strapazin ist ja immer für eine Überraschung gut. Strapazin # 54 ist wieder etwas interessanter als die Vornummer und trägt den Untertitel "Bildergeschichten aus Asien". Die Ausgabe ist nicht etwa ein rein japanisches Manga-Heft, denn vertreten sind in dieser Ostasien-Nummer neben japanischen auch Comics aus der Volksrepublik China, aus Taiwan und Hong Kong. Nicht berücksichtigt werden konnte zum Bedauern der Redaktion das koreanische, vietnamesische, malaische und indische Comicschaffen. Die vorgestellten japanischen Manga stammen ausschließlich aus dem Untergrund, gehören also nicht zur Massenware, wie man es von Strapazin eben so erwartet. Überhaupt ist dies eine Ausgabe, die mehr Geschichtliches oder Allgemeinkultur vermittelt als wirkliche Comics. Die meisten Beiträge sind eher handgeschriebene Geschichten, die zwar durch Bilder ergänzt sind, aber auch durchaus ohne sie stehen könnten. Einzig Kazuichi Hanawa aus Japan bietet etwas, das dem, was wir Comic nennen, nahekommt. Ansonsten gibt es noch ein paar simpel gezeichnete Funnies, die am ehesten durch fehlende Hintergründe auffallen, und ein paar Pseudokünstler, die es wohl überall auf der Welt gibt und die unverständlichen Quatsch verzapfen, um als hip zu gelten (und sogar Erfolg damit haben, o je). Die Wortbeiträge sind jedoch in der Tat sehr interessant. Kuno Affolter berichtet über seine Erfahrungen im japanischen Comicverlag Kodansha, und Cai Zhi Zhong philosophiert über das Tao, während uns Hans Keller über die Herkunft der Manga informiert. # 54 ist also wieder mal eine zwiespältige Ausgabe, nicht im herkömmlichen Sinne wirklich gut. Aber zumindest interessant. Jo84
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